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Eintracht Frankfurt: Auf der Suche nach der Wende

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Von: Thomas Kilchenstein

Haben sich viel zu erzählen: Trainer Oliver Glasner (rechts) und Routinier Makoto Hasebe, momentan Bankdrücker.
Haben sich viel zu erzählen: Trainer Oliver Glasner (rechts) und Routinier Makoto Hasebe, momentan Bankdrücker. © imago images/Kessler-Sportfotografie

Ein weiteres Unentschieden würde Eintracht Frankfurt langsam nervös werden lassen - dabei könnte ein Blick zu Gegner Köln durchaus hilfreich sein.

Frankfurt - In dieser Trainingswoche vor dem schon in dieser frühen Saisonphase recht wichtigen Heimspiel gegen den 1. FC Köln hat der Frankfurter Trainer Oliver Glasner Anleihen beim Kunstturnen nehmen müssen, dem Spagat. Einerseits muss er seine Eintracht-Profis sehr intensiv für die Partie im Stadtwald (15.30 Uhr/live bei Sky) präparieren, andererseits darf er aber nicht zu eindringlich werden.

Sein selbst nach sieben Pflichtspielen siegloses Team strotzt gerade nicht vor Selbstvertrauen, er spürt das bei jedem Training. „Input ja, aber nicht zu viel“, sagt er. Und hat eingangs dieser Woche auf die ansonsten obligatorische Videoanalyse des letzten Spieles beim VfL Wolfsburg verzichtet. Manchmal müsse man „die Spieler auch mal in Ruhe lassen“, findet Trainer Oliver Glasner. Nur nicht überdrehen, nur nicht zu früh schon überreagieren, entspannt sein und mit Freude auf den Platz gehen, lautet die Devise.

Eintracht Frankfurt: Glasner lobt Hasebe

Um das Selbstvertrauen zu stärken, hat der Coach Mitte dieser Woche einfaches Überzahlspiel geübt, in dem die Profis relativ viele Tore und Erfolgserlebnisse erzielen konnten. Das soll Mut für Köln machen. Kleine Dinge also, um das Team zurück in die Spur zu bekommen. Dazu gehört, dass die Nationalspieler einen Tag länger frei bekommen haben.

Einer, der keinen Bonusurlaub bekam, war Makoto Hasebe, der 37 Jahre alte Routinier, der ja seit Jahren nicht mehr für die japanische Nationalelf spielt. Über ihm, dem Edelreservisten, hat Glasner ein wahres Füllhorn an Lob ausgeschüttet, der Coach wollte nicht mit seiner Hochachtung für diesen Sportler hinter dem Berg halten. Er sei „sehr froh“, sagte Glasner, mit Hasebe, dem er einen „phantastischen Charakter“ bescheinigte, überhaupt zusammenarbeiten zu dürfen.

„Was Makoto sagt, hat Hand und Fuß, da hänge ich an seinen Lippen.“ Überragend sei, wie er die Jungs im Training coache, überragend sei, wie er mit seiner momentan misslichen Situation umgehe. „Ich schaue mir was von seiner Professionalität ab.“ Hasebe sei enorm wichtig für diesen Klub. Da fragt man sich dann schon, warum solch ein Spieler mit solchen Qualitäten und strategischen Fertigkeiten momentan im Glasner-System keine Rolle mehr spielt.

Der Japaner hat bislang 69 Minuten gegen Borussia Dortmund und zehn gegen den FC Augsburg gespielt, sonst keine Sekunde mehr. Hasebe ist eines der „Opfer“ der taktischen Umstellung. In der Dreierkette gab er den zentralen Part, in der aktuellen Viererkette sind Martin Hinteregger und Evan Ndicka als Innenverteidiger zu Recht gesetzt. Und im defensiven Mittelfeld hält der Coach Djibril Sow und Kristijan Jakic für stärker. Plausible Gründe, und doch sollte für einen intelligenten Spieler wie Hasebe ein Plätzchen gefunden werden im Team.

Eintracht Frankfurt darf nicht wieder die Anfangsphase verschlafen

Dessen ungeachtet wird Eintracht Frankfurt heute Nachmittag vor 25.000 Zuschauern auch darauf achten müssen, nicht erneut die Anfangsphase zu verschlafen, wie das in den letzten beiden Partien gegen Fenerbahce und Wolfsburg der Fall war. Da hätten sich die Hessen nicht beklagen dürfen, wenn sie früh entscheidend in Rückstand geraten wären. Wenn sie nach einer gewissen Zeit ins Spiel gefunden hatten, kamen sie auch zu ihren Möglichkeiten. Gerade Neuzugang Sam Lammers, obzwar noch lange nicht in der Bundesliga angekommen und, anders als Jakic, noch fremdelnd, hat eine bemerkenswerte Effizienz an den Tag gelegt.

Zwei Treffer in seinen drei ersten Pflichtspielen, dazu ein wegen einer hauchdünnen Abseitsentscheidung annulliertes weiteres Tor, sind für einen Neuen eine prima Bilanz. Andererseits stehen einem zuweilen die Haare zu Berge, wie schlampig bis schlecht Angriffe vorbereitet und abgeschlossen werden. Gerade in den torgefährlichen Zonen tritt Eintracht Frankfurt viel zu naiv auf. „Spiele werden im Strafraum entschieden“, sagt Glasner. Da haben die Frankfurter Nachholbedarf.

Ein bisschen was könnten sie sich vom 1. FC Köln abgucken. Trainer Steffen Baumgart, den Eintracht-Vorstand Markus Krösche vor Jahren aus der Arbeitslosigkeit zum SC Paderborn geholt hat, lasse immer brutal offensiv spielen, sagt Glasner, „selbst wenn sie 0:3 zurückliegen“. Könnte Eintracht Frankfurt gefallen, so ein Kölner 0:3. (Thomas Kilchenstein)

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