Üben fürs Pokalfinale? Glasner warnt seine Eintracht-Stars

Eintracht Frankfurt will die Bundesligasaison würdig beenden und sich erst dann dem großen Finale widmen.
Frankfurt – Das große Finale, Berlin, 3. Juni, Olympiastadion, na klar, es wirft mächtige Schatten voraus. Die Planungen im Eintracht-Kosmos laufen auf Hochtouren, das schicke Sondertrikot ist auf dem Markt, natürlich in blütenweiß, die Fanshops rüsten noch mal auf, der Ablaufplan der Profimannschaft steht - alles dreht sich ausschließlich um den Trip in die Kapitale, um das Spiel der Spiele, dem zweiten Finale binnen eines Jahres.
Dummerweise steigt das Endspiel erst in acht Tagen, dazwischen liegt noch eine schnöde Bundesligapartie, die letzte dieser Saison, die sich in der Bundesliga so verheißungsvoll anließ und dann etwas krumpelig wurde zwischendrin. Trainer Oliver Glasner kann vielleicht verstehen, dass Berlin vieles überlagert, die Vorfreude steigt ja bei ihm schon und ein bisschen auch die Wehmut, aber er richtet seinen Fokus erst einmal auf den SC Freiburg, den letzten Gegner. „Wir nehmen das Spiel nicht als Testspiel für Berlin“, sagt der Fußballlehrer entschieden. Er werde die Mannschaft aufstellen, die er als gewappnet sieht, um die Begegnung zu gewinnen. „Wir wollen einen tollen, einen würdigen Abschluss vor unseren Fans“, sagt er.
Achter? Für Eintracht-Coach Glasner okay
Und schickt eine klitzekleine Warnung raus an seine Spieler: „Wenn einer denkt, er kann Klamauk machen, dann findet er sich ganz schnell auf der Bank wieder“, sagt er. Und beeilt sich aber anzufügen, dass er dieses Gefühl partout nicht habe. „Die Jungs sind wahnsinnig engagiert, topmotiviert, keiner schont sich hier für Berlin.“
Daher gehe er mit einem „sehr guten Gefühl“ in das letzte Duell um Ligapunkte, er blicke auf eine prima Trainingswoche zurück, „wir haben einen guten Mix aus Spaß und Ernsthaftigkeit“. Das hob Glasner explizit hervor, denn selbstverständlich sei das nicht nach einer langen Saison mit vielen Spielen in Liga, Pokal und Königsklasse, einer komischen Wüsten-WM dazwischen und einer ewig langen Winterpause. „Das zehrt mental und körperlich.“
Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb die Eintracht ihr Niveau nicht halten konnte, oder auch weil der Kader in der Spitze vielleicht doch nicht breit genug war. Oder die Unruhe an allen möglichen neuralgischen Stellen des Vereins. Wie auch immer. So spielt die Eintracht nun um „die kleine Chance“ (Glasner), vielleicht doch noch irgendwie auf einen internationalen Startplatz zu springen (was unwahrscheinlich genug ist), während der SC Freiburg an den Plätzen zur Champions League kratzt.
Glasner „nicht happy mit den letzten Wochen“ bei Eintracht Frankfurt
Dort hätte auch die Eintracht stehen können, wäre sie nicht mittendrin mal so ziemlich weggebrochen. „Wir sind nicht happy mit den letzten Wochen“, wirft der Coach ein, stellt aber klar, dass ein achter Platz, so es denn dieser Rang werden sollte nach 34 Spieltagen, auch nicht so schlecht wäre. „In den letzten zehn Jahren war die Eintracht nur zweimal besser, einmal Siebter und einmal Fünfter. Das ist eine sehr erfolgreiche Saison für uns.“
An der hatte auch Jesper Lindström seinen Anteil, der pfeilschnelle Däne, der sogar beim Finalgegner aus Leipzig auf dem Zettel steht, aber eigentlich lieber auf die Insel wechseln würde. Kostenpunkt rund 30 Millionen Euro. Noch aber ist die schmächtige Offensivkraft ja da, und für die Eintracht wäre es nicht unwichtig, wenn er noch mal an seine Form aus dem Herbst anknüpfen könnte. Von der ist er weit entfernt, in erster Linie liegt das einer langwierigen Knöchelverletzung, die den 23-Jährigen doch weiter zurückgeworfen hat als gedacht.
Almamy Touré bei Eintracht Frankfurt „im Geschichtsbuch“
Glasner hat durchaus Verständnis für die suboptimale Verfassung des Nationalspieler. „Er war vom Kopf nicht so frei“, die Blessur behinderte ihn noch immer. „Jetzt sind die Schmerzen weniger geworden, er war im Training agiler. Es war ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung.“ Lindström werde gegen Freiburg auf jeden Fall „seine Minuten“ bekommen, doch wie viele, wisse er, der Coach, noch nicht. Hängt vielleicht auch davon ab, ob Kapitän Sebastian Rode rechtzeitig fit wird, was unwahrscheinlich scheint. Der Antreiber klagt über Schmerzen am Sprunggelenk, wird wohl für Berlin geschont.
Ganz im Gegensatz zu Almamy Touré, der den Verein bekanntlich verlassen wird. Zum Abschied holte sich der 27-Jährige salbungsvolle Worte seines Trainers ab. In den wichtigen Partien sei auf ihn stets Verlass gewesen. „Er steht in den Geschichtsbüchern von Eintracht Frankfurt“, betont Glasner und erinnert daran, dass Touré der einzige Abwehrspieler ist, der im Europa-League-Finale 120 Minuten durchgespielt hat. „Von Krämpfen geplagt und bei 40 Grad“, befindet der Trainer. „Ich habe großen Respekt davor. Es zeigt, wie außergewöhnlich die Jungs sind.“ Wahrscheinlich wird Touré auch in Berlin, dem zweiten Finale, in der Startelf stehen.
Und erst danach will der scheidende Glasner seinen Abschiedsschmerz rauslassen. „Ich hoffe, die große Wehmut kommt am 4. Juni – auf dem Römer.“