Bruno Labbadia kommt aus der Deckung

Der Trainer des VfB Stuttgart übt vor dem Gastspiel bei Eintracht Frankfurt die Kunst des Toreschießens.
Bruno Labbadia ist dieser Tage auffällig bemüht, seine Leidenschaft für Offensivfußball zu dokumentieren. Der Trainer des VfB Stuttgart, einst ein anerkannter Torjäger alter Schule, hatte natürlich vernommen, dass Ex-Sportchef Sven Mislintat sich im Herbst auch deshalb vom Amt zurückgezogen hatte, weil er in der Trainerfrage anderer Meinung war als Klubchef Alexander Wehrle und dessen Berater Philipp Lahm und Sami Khedira. „Ich glaube nicht, dass es ein perfektes Match ist“, sagte Mislintat bei „Sky 90“ und ließ durchblicken, dass er die Labbadia-Schule als zu defensiv für dieses VfB-Team empfindet.
Das hat unter dem gestrengen Neuen, der die Profis anfangs schon um 7.30 Uhr zum Training bat, in acht Bundesligaspielen 2023 lediglich zehn Tore geschafft. Labbadia sammelte seit Amtsantritt so wenige Punkte wie außer Hoffenheim sonst niemand. Dass er nur Defensive kann, will der erfahrene Retter sich nicht nachsagen lassen. Unter der Woche hätten sie „das komplette Training darauf ausgelegt, Tore zu machen“.
Was allerdings zum Gastspiel bei Eintracht Frankfurt für die seit knapp 16 Monaten ohne Auswärtssieg dümpelnden Schwaben schwerfallen dürfte. Denn der einzige echte Strafraumstürmer Serhou Guirassy ist nach wie unpässlich. Labbadia macht sich nichts vor: „Der beste Stürmer ist schwer zu ersetzen.“ Er weiß es ja aus eigener Erfahrung: War auch immer schwer zu ersetzen, dieser Bruno Labbadia.
Gerade arbeitet er nicht nur an der Mannschaft, die nach Punkten gleichauf mit dem Tabellenende dasteht, sondern auch an sich selbst: „Ich gehöre normal den ungeduldigsten Menschen an, die es gibt.“ Aber er habe gelernt, sich bisweilen in Geduld und Wiederholung zu üben. „Manchmal reicht es nicht, Dinge einmal zu machen. Wenn ich als Trainer schon beim ersten Mal aufgeben würde, hätten wir ein Problem. Ich muss manchmal Sachen zehn-, 20-mal in der Woche ansprechen und darf da auch nicht müde werden.“ Labbadia hört sich so an, als tue er das einfühlsamer als in jenem Kasernenhofton, den der geschätzte Assistent Bernhard Trares bisweilen anzustimmen pflegt.
Die beiden kennen sich schon sehr, sehr lange, seit sie nämlich in die U14 des hessischen Fußballverbands berufen wurden, Trares als Zerstörer der vom SV Kirschhausen, Labbadia als Angreifer beim SV Weiterstadt. Angesichts der latenten Auswärtsschwäche hat der Hesse-Bub einen klugen Satz gesagt. Man gehe das Spiel in Frankfurt „an wie ein Heimspiel“.