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Eintracht Frankfurt: SGE-Leitungsteam macht sich in der Krise bezahlt

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Von: Ingo Durstewitz

Eintracht-Fan: Bundestrainierin Martina Voss-Tecklenburg mit Vorstand Axel Hellmann.
Eintracht-Fan: Bundestrainierin Martina Voss-Tecklenburg mit Vorstand Axel Hellmann. © Moritz Kegler/Jan Huebner

Langjährige Führungskräfte heben Eintracht Frankfurt auf ein anderes Level. Vor allem jetzt zeigt sich das.

Axel Hellmann ist nicht das, was man in der zuweilen arg seltsamen Social-Media-Welt einen Zwitscherkönig nennen könnte. Seine Tweets setzt der Vorstandssprecher der Frankfurter Eintracht in homöopathischen Dosen ab. Aber der 49-Jährige hat ein feines Gespür für Schwingungen und die richtigen Worte (oder Maßnahmen) in den richtigen Augenblicken. Das ist bekannt.

Als die engstirnige Uefa in der vergangenen Woche der Stadt München verbot, die Arena in Fröttmaning in Regenbogenfarben zu illuminieren, kam Hellmann aus der Deckung und preschte nach vorne. „Dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen. Auf jetzt, Kollegen in der Liga“, schrieb er bei Twitter. In der Frankfurter Arena werde der Regenbogen angeknipst. „Das Waldstadion bleibt bunt!“ Hellmann war so etwas wie ein Vorreiter, schaffte es mit der guten Idee in die Schlagzeilen, Nachahmer waren schnell gefunden. Clever gemacht.

Eintracht Frankfurt: Alex Hellmanns strategischer Weitblick verblüfft

Der Marketingvorstand, ein Eintracht-Urgestein, versteht sein Handwerk, er verfügt über einen strategischen Weitblick, der oft verblüfft. Der Familienvater hat den Verein auf seinem Gebiet mit Fleiß, Geschick und Intelligenz nach vorne gebracht. Angetrieben vom sportlichen Erfolg hat er mit seinem Kompetenz-Team viele Pflöcke eingeschlagen und Projekte angeschoben. Das lässt sich ablesen.

Erstaunlich war etwa, was die im Januar veröffentlichte Rangliste der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte ans Licht brachte. Für die Saison 2019/20 verortete der anerkannte Report die Eintracht erstmals in den Top 20 der weltweit umsatzstärksten Fußballklubs, trotz Corona und einem Umsatzrückgang auf 174 Millionen Euro. Das Besondere: Die Eintracht hatte vor allem auf dem kommerziellen Sektor zugelegt, also im Sponsoring und durch Partnerschaften. In den vergangenen Jahren hat sie sich auf diesem Sektor um 60 Prozent gesteigert, von auf 27,9 Millionen (2015/16) auf 44,4. Auch ein Verdienst der Aufbauarbeit abseits des Platzes.

Eintracht Frankfurt: Investitionen in die Zukunft - trotz Corona-Pandemie

Viele der vom Vorstand angeschobenen Projekte, Stichwort: Stadionausbau, Digitalisierung, Neubau der Geschäftsstelle inklusive Profi-Campus, werden trotz des Corona-Würgegriffs umgesetzt. Insgesamt steckt der Klub 75 Millionen in seine Kampagnen, allein der Profi-Campus verschlingt 35 Millionen Euro. Nicht verwunderlich, dass der Verein eine Landesbürgschaft in Höhe von 16 Millionen Euro in Anspruch nehmen musste, um diese Vorhaben abzusichern.

Einigkeit besteht darüber, dass diese Modelle alternativlos sind und dem Verein helfen werden, sich zeitgemäß aufzustellen und nicht den Anschluss nach oben zu verlieren. „Gerade die Einweihung unseres Profi-Campus’ wird uns weiterbringen“, sagt Aufsichtsratschef Philip Holzer, auch einer, der mit ganzem Herzen für die Eintracht streitet.

Eintracht Frankfurt: Mit „innerer Stabilität“ und klaren Strukturen zum Erfolg

Für Axel Hellmann ist der durch Corona verlangsamte, aber dauerhaft anhaltende Aufwärtstrend kein Zufall. „Es ist Ausdruck einer inneren Stabilität“, sagt der Marketingvorstand, der klare Strukturen und Strategien preist. „Das ist die Formel des Erfolges.“

Für die gerade beendete Spielzeit kalkulierte der Bundesligist vom Main mit einem Umsatz von 150 Millionen Euro und einem Verlust von 45 Millionen Euro, er muss zudem 20 Millionen Euro an Krediten zurückführen. Und doch hat die Eintracht Reserven, die es ihr ermöglicht, beruhigt in die Zukunft zu schauen. Was diese bringen wird, hängt auf dem wirtschaftlichen Sektor von der epidemischen Lage ab und ob (und wie viele) Fans zurückkehren dürfen. So oder so. „Ich bin ein bisschen stolz darauf, wie wir durch die Krise gekommen sind“, sagt Finanzboss Oliver Frankenbach.

Eintracht: Mehr als nur ein Verein

Auch er gehört dem Team Eintracht an, also dem Kreis der Leitungskräfte, für die der Klub mehr als nur ein Verein ist, eher eine Berufung. Genauso wie für die Räte Peter Fischer und Philip Holzer oder Justitiar Philipp Reschke. Es ist auch gerade diese Riege, die in inmitten der Krise auf Ebene der Sportführung die Ruhe behielt und sich nicht dem öffentlichen Druck beugte, eine schnelle Nachfolgelösung für die abtrünnigen Leitfiguren Adi Hütter und Fredi Bobic zu präsentieren. Sorgfalt schlägt Geschwindigkeit.

Auch Frankenbach ein anerkannter Finanzexperte, hat sich in diesen schwierigen Wochen profilieren können. Der 53-Jährige hat sich in der Umsetzung einer von Philip Holzer ausgeklügelten Finanzkonstruktion verdient gemacht, die dem Verein kürzlich 22 Millionen Euro an frischem Kapital einbrachte.

Eintracht Frankfurt beeindruckt auch Weltstar Raúl nachhaltig

Und er konnte sein Profil in sportlichen Fragen schärfen, weil er sich nach dem angekündigten Bobic-Abgang sehr viel stärker einbringen musste. Was er gerne und erfolgreich tat. Ein Beispiel: In den Gesprächen mit Weltstar Raúl, so ist es überliefert, beeindruckte Frankenbach den Reserve-Trainer von Real Madrid nachhaltig und hinterließ einen bleibenden Eindruck. (Ingo Durstewitz)

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