Dr. Peter Kunter wird 80: Wenn der Zahnarzt fliegt

Der ehemalige Eintracht-Torwart Dr. Peter Kunter wird 80: „Zehn Zentimeter haben gefehlt“.
Dem „fliegenden Zahnarzt“ wäre es nicht schwer gefallen, auch heute noch eine gute Figur als Torwart abzugeben, zumindest in einem Bereich. Der Mann, der Peter Kunter heißt und am Mittwoch 80 Jahre alt wird, war zu seiner aktiven Zeit ein ausgezeichneter Fußballer, eine Fertigkeit, die mittlerweile jeder Ballfänger selbst in der vierten Liga als Kernkompetenz mitbringen muss.
Kunter konnte kicken, er war so gut mit dem Ball am Fuß, dass ihm einst der legendäre Helmut Schön, Weltmeistertrainer von 1974, bescheinigte, er hätte ruhig im Feld mitspielen können. Aber der gebürtige Berliner, auch ein prima Handballer, stellte sich lieber ins Tor. Reflexe hatte er allemal.
Fußballspielen konnte der Torwart richtig gut
Peter Kunter, der 1965 vom damaligen Zweitligisten Freiburger FC als 24-Jähriger zu Eintracht Frankfurt kam, bald die Legenden Egon Loy und Hans Tilkowski ablöste und bis 1976 im Kasten blieb, 234 Bundesligaspiele, 14 Pokal- und 17 Europapokalspiele bestritt, hätte heutzutage andere Probleme bekommen. Er war, für einen Torwart, die inzwischen alle Gardemaß haben, nicht besonders groß, 1,77 Meter ist nicht die Welt. Das hat den Mann aber nicht darin gehindert, in den 1970er Jahren ins erweiterte Aufgebot der DFB-Auswahl aufgenommen zu werden. So gut war der Kunter. Trotzdem: „Zehn Zentimeter haben mit gefehlt“, sagt er kurz vor seinem Ehrentag, rüstig und bei guter Gesundheit.
Neben dem Kicken studierte Kunter Zahnmedizin
Und es ist ja nicht nur allein die Größe, die seine Karriere bei der Eintracht zu etwas Besonderem werden ließ: Außergewöhnlich war, dass er neben dem Fußball studierte, 1969 in Zahnmedizin promovierte und danach auch praktizierte. Seit dieser Zeit hat er den Spitznamen „fliegender Zahnarzt“ weg, seit dieser Zeit steht er als „Dr. Kunter“ in den Aufstellungen, kein anderer Bundesligaprofi hat das je geschafft, der Kölner Jupp Kapellmann hat seinen Doktor in Medizin erst nach der Profikarriere gebaut.
Reaktionsschnell, ohne Handschuhe und oft ganz in schwarz
Peter Kunter war ein flinker, reaktionsschneller Torwart, mit prallen Oberschenkeln, oft klassisch ganz in schwarz gekleidet, wie das früher üblich war. Anfangs trug er nicht mal Torwarthandschuhe, er galt als Elfmetertöter, stand im Kasten, als die Eintracht 1974 im Pokalfinale den HSV bezwang. Der Wiesbadener Filmemacher Joachim Kreck hat 1973 ein Streifen über ihn gedreht, „No. 1“.
Sein bestes Spiel war auch sein wichtigstes: ein Sieg gegen den OFC
Eines seiner besten Spiele, zumindest das wichtigste, machte Kunter im Mai 1971, als die Eintracht das Abstiegsduell bei Kickers Offenbach mit 2:0 gewann. Damals sprachen alle von Bernd Nickels Traumtor in den Winkel, Kunter aber hielt den Eintracht-Stars um Grabowski und Hölzenbein den Kasten sauber.
Grandiose Schlammschlacht bei West Ham
Legendär auch die Europapokal-Schlachten, etwa bei West Ham 1976, als die Eintracht auf einem verschlammten Spielfeld im Upton Park im Halbfinale nach einem 2:1-Hinspielsieg 1:3 unterlag, Kunter aber überragend hielt. Trotz Flutlichts. Und er will endlich das hartnäckige Vorurteil entkräften, er habe sich als Kontaktlinsenträger bei Abendspielen schwer getan. „Stimmt nicht“, sagt der 80-Jährige, der „alte Gramlich“, der frühere Präsident Rudi Gramlich, mit Kunter in herzlicher Antipathie verbunden, habe diese Unwahrheit gestreut.
Zum Ende der Karriere kehrte Kunter nochmals in den Kasten zurück
Da hatte er seine Karriere, 35-jährig, fast schon beendet, stand lediglich als Stand-by-Profi zur Verfügung, er widmete sich verstärkt seiner Zahnarztpraxis erst in Bornheim, später in Urberach, doch weil sich Stammtormann Günther Wienhold den Knöchel gebrochen hatte, musste Dr. Kunter noch mal ran, eineinhalb Jahre nach seinem letzten Spiel.
Dr. Kunter war auch Vizepräsident bei Eintracht Frankfurt
1976 beendete der Familienvater, der zudem Vizepräsident (1977 bis 79) und im Verwaltungsrat (2002 bis 2005) bei den Hessen tätig war, seine Karriere und widmete sich den Zähnen. Dem Fußball ist er wie der Eintracht verbunden geblieben, selbst wenn beide längst nicht mehr die überragende Bedeutung genießen wie einst. „Ich kann schon noch schlafen, wenn die Eintracht verloren hat.“