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Glasner bleibt gelassen: SGE-Trio hat es „nicht so schlimm erwischt“

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Von: Thomas Kilchenstein

Oliver Glasner von Eintracht Frankfurt
Eintracht-Trainer Glasner auf einer Pressekonferenz. (Archivfoto) © Arne Dedert/dpa

Stürmer Goncalo Paciencia, Mittelfeldspieler Kristijan Jakic und Ersatzkeeper Jens Grahl befinden sich in Isolation, sollen zum Rückrundenstart gegen den BVB aber fit sein.

Frankfurt – Der Frankfurter Trainer Oliver Glasner hält nicht so furchtbar viel von Silvesterfeiern, „um halb eins“ sei er im Bett, anderntags sei zudem ein Trainingsspiel angesetzt, und auch Vorsätze fürs Neue Jahr sind seine Sache nicht, außer vielleicht: „Weniger Süßes“.

Und sportlich gibt es für den Coach ohnehin nur einen „einfachen Plan: Wir wollen jedes Spiel gewinnen.“ Dies sagte der Coach von Eintracht Frankfurt zum Auftakt der Vorbereitung auf die schon in neun Tagen mit dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund beginnende Rückrunde.

Oliver Glasner von Eintracht Frankfurt: Corona „ist Teil unseres Lebens“

Beim gestrigen Aufgalopp im Stadion hat Glasner indes nicht auf seinen kompletten Kader zurückgreifen können: Stürmer Goncalo Paciencia, Mittelfeldspieler Kristijan Jakic und Ersatzkeeper Jens Grahl hatten sich über die Feiertage mit dem Coronavirus infiziert. Die drei Profis, die nun einige Tage in Quarantäne verbringen müssen, seien symptomfrei, es habe sie „nicht so schlimm erwischt“, sagte Glasner, der hofft, sie in der kommenden Woche wieder beim Training begrüßen zu können. Ein Einsatz gegen den BVB sei, sofern keine Komplikationen hinzukämen, nicht gefährdet. Grundsätzlich könne es jeden erwischen, Corona „ist Teil unseres Lebens, Teil der Gesellschaft“.

Alle weiteren am Mittwoch durchgeführten PCR-Tests seien negativ
ausgefallen, teilte die Eintracht weiter mit. Ein Großteil der
Mannschaft habe sich bereits vor Weihnachten der Booster-Impfung
unterzogen. Die Impf- und Genesenen-Quote im Lizenzspielerbereich
liege mittlerweile bei fast 100 Prozent.

Erst einmal raus aus dem Trainingsbetrieb: Goncalo Paciencia.
Erst einmal raus aus dem Trainingsbetrieb: Goncalo Paciencia. © Jan Huebner/Imago Images

Die weiter an muskulären Problemen laborierenden Jens Petter Hauge und Christopher Lenz sind keine Option. Und auch der 17 Jahre alte Fabio Blanco fehlte, „er führt Gespräche“, sagte Glasner. Vieles spricht dafür, dass der Spanier, mit vielen Vorschusslorbeeren geholt, aber nie im Kader, nach nur einem halben Jahr den Klub Richtung FC Barcelona verlassen wird. Glasner bedauert dies, aber wenn ein 17-Jähriger, der nie bei Erwachsenen Fußball gespielt hat, „die Geduld verliert“, dann „endet“ es eben so wie aktuell, dass nämlich „alle Seiten unzufrieden sind“.

Der Fußballlehrer hat vor dem Rückrundenauftakt öffentlich keine speziellen Ziele für seine Mannschaft ausgegeben, deren charakterliche Stärke er erneut lobend hervorhob. Aber natürlich hat er, als Analytiker, die Fakten bemüht, und da haben in den letzten sieben, acht Jahren für das Erreichen der Champions League in der Regel 60, 61 Punkte gereicht und für die Europa League 51, 52. Mehr als die Hälfte (27 Zähler) ist für die Europa League bereits nach der Hälfte der Saison eingetütet, aber natürlich weiß Glasner, 47, sehr genau um die Imponderabilien, die eine lange Saison in sich birgt.

Djibril Sow blühte bei Eintracht Frankfurt auf

Bekanntlich ist der Trainer, wie er selbst einräumt, selten zufrieden, auch dieser Hinrunde hat er auf einer Skala von 1 bis 10 im vereinseigenen TV allenfalls eine „5 bis 6“ gegeben. „Wir können deutlich besser werden“, findet er, vor allem im Spiel nach vorne gebe es die berühmte Luft nach oben. Selbst wenn die Mannschaft gerade in den letzten Wochen einen „großen Schritt“ nach vorne getan habe. Die Startschwierigkeiten, als das Spiel der Eintracht doch arg hakte und holperte, hat Oliver Glasner nicht vergessen, „das hat anfangs nicht schön ausgesehen“, allerdings ahnte er schon, dass das so kommen könnte. „Bei allen meinen vier Cheftrainerposten war das so“, sagte er.

Die Spieler benötigten stets eine gewisse Anlaufzeit, die anspruchsvolle Herangehensweise des Österreichers zu verinnerlichen. Manchmal hätten die Profis viel zu viel nachgedacht, weil die Automatismen nicht eingeschliffen waren. „Da war viel Kopf, wenig Bein.“ Das sei mittlerweile deutlich besser. „Wir sind viel variabler geworden.“ Und das liege nicht an einzelnen Spielern, etwa Filip Kostic, Kevin Trapp oder Makoto Hasebe, sondern „jeder im Team hat seinen Beitrag dazu geleistet“.

Eintracht: Glasner will sich nicht von einem Spieler „abhängig“ machen

Ohnehin hält Glasner nicht viel davon, sich von einem Spieler „zu sehr abhängig“ zu machen. Deshalb versuche er, allen Spielern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie ihr Spiel verbessern und variantenreicher gestalten könnten. Djibril Sow, der dauerlaufende Sechser, ist da ein gutes Beispiel: Unter Glasner blüht der zuvor zurückhaltend agierende Schweizer förmlich auf, er schießt sogar Tore, hat sein Repertoire deutlich erweitert. „Wir zeigen ihnen Dinge auf, aber es liegt an den Spielern, sie auch umzusetzen“. Es sei ihm „fast peinlich“, als Bessermacher in der Öffentlichkeit dargestellt zu werden. „Das machen die Spieler selbst.“

Einer der Trainingsschwerpunkte in den nächsten Tagen sei dennoch das Defensivverhalten, die Eintracht hat zuletzt zwar viel gewonnen, aber für Glasners Gefühl viel zu viele Gegentore schlucken müssen. Zum ersten Heimspiel kommt die Borussia aus Dortmund, die den Hessen im Hinspiel fünf Tore einschenkte. Die Partie wird ein Geisterspiel sein, etwas, das Glasner „nicht versteht“. Diese Maßnahme hält er für „kontraproduktiv“, statt im Stadion träfen sich die Fans zu Hause, eng aufeinander, womöglich ungeimpft. „Wir alle werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben, ohne alles zuzusperren.“ (Thomas Kilchenstein)

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