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Krach bei Eintracht Frankfurt: Der Fall Blanco eskaliert

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Von: Ingo Durstewitz

Zum Zankapfel geworden: Talent Fabio Blanco.
Zum Zankapfel geworden: Talent Fabio Blanco. © imago images/Kessler-Sportfotografie

Eintracht-Cheftrainer Glasner hält das Toptalent für nicht leistungsstark genug, doch der 17-Jährige weigert sich, mit der A-Jugend zu trainieren.

Frankfurt – Die Personalie Fabio Blanco wird bei Eintracht Frankfurt zunehmend zu einem Politikum und hat die nächste Eskalationsstufe erreicht. Wie Cheftrainer Oliver Glasner am Freitag (26.11.2021) auf Anfrage mitteilte, habe sich der 17 Jahre alte Offensivspieler geweigert, sich zur U19 der Hessen versetzen zu lassen. Bei der 0:3-Niederlage der A-Jugend am vergangenen Samstag in Stuttgart war der Rechtsaußen schon nicht mehr dabei, verletzt, wie es zunächst offiziell hieß, sei er freilich nicht, sagte Glasner.

Für den 47 Jahre alten Österreicher ist das Thema ein heikles, „ein kompliziertes“, wie er es nennt. Denn nach seiner Einschätzung ist der flinke Spanier momentan keine Option für das Profiteam. „Er ist nicht in der Verfassung, der Mannschaft zu helfen. Deshalb ist er nicht im Kader“, begründete der Fußballlehrer. „Es reicht momentan einfach nicht, um bei uns zu spielen.“

Blanco will nicht mit der Jugend von Eintracht Frankfurt trainieren

Daher habe man dem talentierten Akteur geraten, in der Nachwuchsmannschaft zu reifen und sich zu entwickeln. „Wir haben ihm aufgezeigt, dass es klüger wäre, bei der U19 ordentlich zu trainieren und zu spielen“, sagt Glasner. „Aber das will er nicht.“ Eine verfahrene Situation. „Es ist verzwickt.“

Blanco war in den vergangenen Tagen vom Training mit den Profis ausgeschlossen, trainierte individuell, drehte auch schon mal alleine seine Runden. Die Empfehlung, fortan mit der Jugend zu trainieren, hat der Spieler als Degradierung empfunden, die Verstimmung bei der jungen Offensivkraft ist gewaltig. Vor einigen Tagen soll es zwischen der Sportlichen Leitung und der Blanco-Partei richtig Zoff gegeben haben. Die Berateragentur soll sich schriftlich an Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche gewendet haben, auch mit dem Hinweis auf andere Absprachen bei der Vertragsunterzeichnung.

In der Tat sind dem als absoluten Toptalent gehandelten Offensivspieler Einsatzzeiten bei den Profis in Aussicht gestellt worden – damals, Mitte Mai, waren aber weder Sportchef Krösche noch Coach Glasner im Amt.

Eintracht Frankfurt: Die Unzufriedenheit ist groß

Die Einschätzung des aktuellen sportlichen Potenzials obliegt natürlich zweifelsfrei dem verantwortlichen Cheftrainer, der Blanco für noch nicht leistungsstark genug hält. Für die strategische Ausrichtung, eine gute Kommunikation und die Erklärung bestimmter Sachverhalte und Zwänge ist gleichwohl die Sportführung zuständig.

Leicht ist das in diesem Fall nicht, da die Blanco-Seite sehr fordernd auftritt und Druck über verschiedene Kanäle macht. Einsicht oder lösungsorientierte Ansätze gehörten bislang nicht zum Repertoire. Die Unzufriedenheit ist groß.

Auch für Eintracht-Kadermanager Ben Manga ist die Situation unangenehm, weil sich der Spieler und dessen Familie wegen des intensiven Werbens Mangas zu einem Wechsel nach Frankfurt und gegen europäische Topklubs entschieden hat. In der kleinen Mainmetropole, glaubte der Hochveranlagte, könne er nach seiner Jugendzeit in Valencia den nächsten Entwicklungsschritt machen und sich in der Bundesliga beweisen. Und nun ist er bei der Eintracht in einer Sackgasse angelangt – mit düsteren Zukunftsaussichten.

Ben Manga von Eintracht Frankfurt lehnt sich weit aus dem Fenster

Ben Manga, Direktor Profifußball, sagte erst unlängst im vereinseigenen Podcast, dass Blanco „nicht kapieren“ könne, weshalb er in der A-Jugend spielen solle. „Es ist völlig normal, dass er etwas unzufrieden ist“, schließlich seien „namhafte Klubs an ihm dran gewesen.“ Blanco habe die Chance gehabt, „bei Real Madrid, dem FC Barcelona oder Juventus Turin bei den Profis zu trainieren und in den Reserveteams zu spielen.“ Insofern ist seine jetzige Lage sogar noch ein Rückschritt. Manga ließ sich vor zehn Tagen zu der Aussage hinreißen: „Ich weiß, dass er irgendwann für die Eintracht spielen wird.“ Das würde er heute wohl eher nicht mehr so formulieren, es scheint zurzeit weiter weg denn je.

Sehr viel wahrscheinlicher ist eine Trennung noch im Winter, auch wenn Sportboss Krösche das vor einigen Wochen noch ausgeschlossen hatte. Doch mittlerweile ist die Situation zu zerfahren. Ein Abgang des Talents wäre eine Niederlage für alle Parteien – aber gerade auch für die Eintracht und ihren Weg, junge Spieler zu entdecken, aufzubauen und zu entwickeln. Ein fatales Signal und schlecht fürs Image. Noch im Mai hatte Vorstandssprecher Axel Hellmann stolz verkündet: „Die Verpflichtung von Fabio Blanco zeigt den gewachsenen Stellenwert von Eintracht Frankfurt.“ Ein halbes Jahr später könnte man eher von einem großen Missverständnis sprechen. (Ingo Durstewitz)

Auf Goncalo Paciencia hingegen kann Eintracht Frankfurt in der momentanen Situation nur schwer verzichten.

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