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Eintracht Frankfurt: Glasner lässt die Peitsche weg

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Von: Thomas Kilchenstein

Soll nicht mehr so viel Meckern: Mario Götze (links), ermahnt von Trainer Oliver Glasner.
Soll nicht mehr so viel Meckern: Mario Götze (links), ermahnt von Trainer Oliver Glasner. © dpa

In Berlin treffen mit Eintracht Frankfurt und Union Berlin zwei angeschlagene Mannschaften aufeinander. Wer klettert aus seinem kleinen Loch?

Wie der Frankfurter Trainer Oliver Glasner das Ausscheiden aus der Champions League verarbeitet hat? Ganz einfach, mit Fußball, volle Dröhnung, „fünf, sechs Stunden am Donnerstag“, erzählte er, kaum wieder aus Neapel zu Hause. Erst Freiburg gegen Juventus, dann Union Berlin gegen Saint Gilles, schließlich Verlängerung Arsenal gegen Sporting Lissabon, und die Zusammenfassung später auch noch. Man will ja nichts verpassen.

Außerdem hat der Coach der Eintracht jetzt mehr Zeit. Es ist ja das erste Mal in seiner Frankfurter Zeit, also seit 21 Monaten, dass „wir aus einem europäischen Wettbewerb ausgeschieden sind“, sagt er. Ein komisches Gefühl, sonst sei man stets bis zum Ende dabei gewesen, das Ende endete bekanntlich mit dem Europa-League-Gewinn in Sevilla.

Kolo Muani muss es richten

Aus. Und vorbei. „Auf der einen Seite traurig, auf der anderen Seite stolz“, sagt der Coach, das zeige, dass die Mannschaft „Außergewöhnliches geleistet“ habe. Nun gilt es, im nationalen Wettbewerb die Voraussetzung zu schaffen, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein, entweder bei den ganz Großen (schwierig) oder bei den Mittelgroßen (möglich), dazu müssten die Hessen ihren derzeitigen Tabellenplatz halten, Rang sechs. Da trifft es sich, dass die Eintracht ihr fälliges Bundesligaspiel an diesem Sonntag (15,30 Uhr/live Dazn) beim Mitkonkurrenten Union Berlin austragen muss, ein Team, das ebenfalls auf internationaler Ebene mit 0:3 beim belgischen Vertreter verloren hat. Der Spielplan will es so, dass an diesem Wochenende zwei gefrustete Teams mit ähnlichem Werdegang aufeinandertreffen, denen momentan auch in der Liga „nicht alles leicht von der Hand geht“, wie Oliver Glasner am Freitag nicht zu Unrecht sagte. Die Frankfurter warten seit fünf Pflichtspielen auf einen Sieg, die Berliner seit sechs. Jeder kann sich also mit einem dreifachen Punktgewinn aus dem kleinen sportlichen Loch befreien.

Die Alte Försterei in Köpenick ist kein so gutes Pflaster für die Eintracht, Union ein schwer zu bespielendes, knorriges Ensemble, das gerne auf Ballbesitz verzichtet, wenig Fehler macht und gefährlich bei Standards ist. Allerdings, und daran erinnerte Glasner gerne, war es die Eintracht, die den Berlinern im Hinspiel die erste Saisonniederlage zugefügt hat (2:0), aber da lief es für die Hessen im Fußball auch noch deutlich flüssiger. Und es gibt ja auch in Bundesliga und Pokal – am 4. April ebenfalls gegen Union Berlin – noch genügend Ziele.

Und da ist Oliver Glasner nicht einmal besonders als Motivator gefragt. „Die Jungs wollen alle erfolgreich sein und was erreichen.“ Außerdem: „Wenn die einen Tritt in den Arsch brauchen vom Trainer, um bitte, bitte ein Bundesligaspiel zu gewinnen, dann läuft was falsch, dann hätten die Jungs ihren Beruf verfehlt“, sagte Glasner, es brauche keinen, „der mit der Peitsche dahintersteht.“

Manches spricht dafür, dass die Eintracht am Sonntag in Köpenick erneut, wie gegen Neapel, mit einer Vierer-Abwehrkette beginnt, das sei eine Option, „die wir dazu gewonnen haben“. Sebastian Rode, der Kapitän, wird wegen seiner fünften Gelben Karte fehlen, Kristijan Jakic könnte ihn im defensiven Mittelfeld ersetzen. Immerhin kann Glasner im Ligaalltag auf Randal Kolo Muani zurückgreifen, den Unterschiedsspieler. Wie wichtig der Franzose für die Frankfurter ist, verdeutlichte Oliver Glasner an einem Beispiel: Vor dem Supercup gegen Real Madrid hatten die Königlichen zuvor den Clasico gegen den FC Barcelona 0:4 verloren, ob die Luft raus gewesen sei, fragte Glasner seinerzeit den Kollegen Carlo Ancelotti. Nein, antwortete er, „Karim hat gefehlt“. Karim Benzema, die Madrider Tormaschine.

Ähnlich verhalte es sich inzwischen mit Kolo Muani, der nicht zu ersetzen ist. Allerdings brauche der Stürmer, wie jeder Stürmer, rundherum eine funktionierende Mannschaft, die ihn in Szene setze.

Götze meckert zu viel

Mario Götze hat das schon getan, zuletzt aber immer weniger. Da fällt der feine Techniker, gerade erst wieder ins DFB-Team berufen, mehr und mehr mit Meckern auf, die letzten fünf Gelben Karten sah er stets wegen Lamentierens. Sicherlich ein Zeichen der eigenen Unzufriedenheit, bei Götze läuft es momentan nicht rund. „Ich habe ihm unmittelbar auf dem Platz gesagt: Das war jetzt die letzte wegen Meckerns“, sagte Glasner über die Szenen vom Mittwochabend. Die Verwarnung in Neapel bleibe doch ohne Folgen, habe Götze daraufhin gesagt. „Es reicht jetzt trotzdem“, gab ihm der Cheftrainer mit auf den Weg.

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