Eintracht: Makoto Hasebe bleibt unverzichtbar und könnte noch ein Jahr dranhängen

Eintracht-Großmeister Makoto Hasebe ist mit fast 38 Jahren unverzichtbar und könnte sogar noch ein Jahr dranhängen.
Frankfurt - Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass Adi Hütter die scheinbar ewig währende Laufbahn des Makoto Hasebe quasi für beendet erklärte. „Hase wird 37, im Sommer wird seine Fußballerkarriere ziemlich sicher zu Ende sein“, sagte der damalige Eintracht-Trainer, der den Japaner zwischenzeitlich zur Teilzeitkraft herunterstufte und ihn auf den Vorruhestand vorbereitete. Alldieweil: „Wir müssen es ja mal schaffen, auch ohne ihn spielen zu können.“ Oder auch nicht. Es kam, man erinnert sich dunkel, anders. Erst als Hasebe wieder mittun durfte, setzte die Eintracht zu ihrem furiosen Zwischenspurt Richtung Tabellenspitze an, und drei Monate später bot sie ihrem Methusalem eine Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr an. Formsache.
Adi Hütter ist nicht der einzige Trainer, der es ohne Hasebe versuchen wollte. Auch der aktuelle Fußballlehrer, Oliver Glasner, verbannte den Routinier zu Saisonbeginn auf die Bank, sechs Pflichtspiele in Serie saß Hasebe draußen, danach noch einmal zwei. Das konnten nicht alle wirklich nachvollziehen, doch die temporäre Nichtberücksichtigung damals wie heute liegt gewiss nicht daran, dass die Hütters und Glasners dieser Welt die herausragenden Fähigkeiten des Großmeisters nicht erkennen würden – doch klar ist ja auch, dass ein Hasebe in diesem Alter nicht unbedingt als Zukunftsmodell durchgeht. Das weiß er selbst. „Ich verstehe den Verein und den Trainer, dass ja auch Jüngere spielen müssen.“ Seinen Platz freiwillig räumt er jedoch nicht, und er ist halt immer noch verdammt gut.
Eintracht Frankfurt: Makoto Hasebe ist unverzichtbar
Und genau aus diesem Grund ist der im Januar 38 Jahre alt werdende Ersatzkapitän auch wieder gefragt und aus der Startelf nicht zu verdrängen, mit ihm kam der Erfolg und vor allem eine veritable Steigerung im spielerischen Bereich zurück. Der alte Hase hat sich auf die Schnelle wieder so unverzichtbar gemacht, dass ihn Coach Glasner zuletzt sogar in drei Spielen binnen acht Tagen über die komplette Spielzeit schickte. Vor der letzten Partie gegen Union Berlin (2:1) habe er, Hasebe, ob der großen Belastung selbst Zweifel gehabt, ob er das packen würde. „Ich dachte, vielleicht lässt der Trainer Hinti oder Ilse spielen.“ Aber weder Martin Hinteregger noch Stefan Ilsanker standen auf dem Feld, sondern der frühere Nationalspieler Nippons. Und der dankte es mit einer abermals formidablen Leistung. „Makoto war grandios“, lobte Glasner.
Einig sind sich alle, dass der Eintracht-Aufschwung kausal mit den Rückkehr Hasebes in die erste Elf zu tun hat, der Bundesliga-Dino hebt die ganze Mannschaft auf ein anderes, ungleich höheres Niveau. Sportvorstand Markus Krösche sieht in ihm „den Schlüssel in der Art, wie wir Fußball spielen.“
Hasebe selbst findet, dass seine Stärken „uns momentan guttun“, also „mein gutes Auge, mein Passspiel, das Fußballerische“. Er sagt das ganz nüchtern, als würde er über jemanden anderen sprechen. Nie käme es ihm in den Sinn, aufzuschneiden oder sich über andere zu stellen. So tickt das Wunder der Natur, der Mann, der nicht zu altern scheint, einfach nicht. „Ich bleibe bescheiden“, sagt Hasebe. Für die Kollegen, die derzeit nicht spielen, hat er ausschließlich lobende Worte übrig. „Ilse wartet auf seine Chance“, bedeutet er, und Kollege Hinteregger sei „der beste Verteidiger von uns“.
Eintracht Frankfurt: Gedränge um die Startplätze
Aber jeder müsse sich dem Konkurrenzkampf stellen, „wir hatten am Mittwoch 28 Mann im Training“. Verletzt ist niemand. Da ist das Gedränge und das Gerangel um die elf Startplätze entsprechend groß, Enttäuschungen sind programmiert. Wie bei Talent Fabio Blanco, der als einziger nicht auf dem Platz war, sondern leistungsdiagnostische Tests im Proficampus absolvierte.
Hasebe findet, dass die Abwehr mit den deutlich stärker auftretenden Tuta und Evan Ndicka zuletzt prima gestanden habe. „Mit uns dreien passt es sehr gut.“ So gut, dass der Trainer gar „ein Luxusproblem“ zu lösen habe. Sicher fühlt sich Hasebe nicht, er wisse, wie schnell sich im Fußball der Wind drehen könne. „Wenn ich schlecht spiele, bin ich vielleicht wieder draußen“, sagt er.
Er sei jetzt 20 Jahre im Profigeschäft dabei, „es geht immer auf und ab“, befindet er. „In zwei Wochen heißt es vielleicht, Hasebe ist zu schlecht oder zu alt.“ Beides irgendwie undenkbar. Er scheint eher in einen Jungbrunnen gefallen zu sein.
Denn mittlerweile wäre es auch keine Überraschung mehr, sollte der Oldie sogar noch mal ein Jahr dranhängen. Intern gibt es diese Gedankenspiele bereits. Das ist einerseits zwar fast schon grotesk, wenn sich einer mit dann fast 40 immer noch mit Spielern messen kann, die seine Söhne sein könnten, andererseits unterwirft sich der Profisport dem absoluten Leistungsprinzip, und da nimmt Hasebe noch jede Hürde.
Eintracht Frankfurt: Hasebe fühlt sich fit
Der Libero, der zurzeit schon Trainerlehrgänge besucht, wäre nicht abgeneigt. Er fühle sich „sehr gut“, sagt er, „momentan“ könne er sich sehr wohl vorstellen, „vielleicht länger zu spielen“, doch im Fußball, siehe oben, gehe es halt schnell in alle Richtungen. Gespräche habe es diesbezüglich ohnehin nicht gegeben, „das ist zu früh“. Auch in der zurückliegenden Saison habe man sich im Frühjahr schnell geeinigt, ohne über Geld oder sonstiges zu verhandeln. Eine Unterschrift – und weiter geht’s. So könnte es auch im neuen Jahr wieder laufen. Hasebe will sich nicht mehr festlegen lassen, hält sich alle Optionen offen.
Adi Hütter übrigens, längst weitergezogen an den Niederrhein, hat noch heute die allergrößte Achtung vor dem ältesten Bundesligaprofi. Hasebe sei der beste Akteur, den er jemals trainieren durfte, sagte der Gladbacher Trainer unlängst. „Wie ein Spieler in so einem hohen Alter noch auf diesem Top-Niveau spielen kann – eine Ausnahmeerscheinung.“ (Ingo Durstewitz)