Möglicher Ndicka-Nachfolger: Pacho könnte zu Eintracht Frankfurt passen
William Pacho profitierte von einer Ausbildungsrevolution in Ecuador und zwei früheren Weltstars in Antwerpen. Nun will ihn Eintracht Frankfurt.
Frankfurt – Für Eintracht Frankfurt steht durch die wahrscheinlichen Sommer-Abgänge von Daichi Kamada und Evan Ndicka ein mittelgroßer Umbruch bevor. Das nach FR-Informationen reelle Interesse am ecuadorianischen Innenverteidiger William Pacho vom belgischen Klub Royal Antwerpen erscheint in Anbetracht von Ndickas Abgang und Pachos Qualität nachvollziehbar. Denn der 21-Jährige ist ein hochtalentierter Abwehrspieler, der in einer der besten Fußballschulen Südamerikas ausgebildet wurde.
Bei Independiente del Valle aus der ecuadorianischen Kleinstadt Sangolquil werden seit ein paar Jahren durch die Hilfe eines Investors und die katarische Aspire Academy reihenweise vielversprechende Spieler ausgebildet, die ihren Karriereweg mittlerweile regelmäßig in Europa fortsetzen. Bei der WM 2022 spielten zehn von Independiente ausgebildete Spieler. Darunter befinden sich Fußballer wie Bundesliga-Profi Piero Hincapié von Bayer Leverkusen und Moisés Caicedo, der mit Brighton seit einem Jahr für Furore in der Premier League sorgt und bereits das Interesse sämtlicher Topvereine auf sich gezogen hat.
Eintracht Frankfurt: Pacho mit ähnlichem Spielerprofil wie Ndicka
Die Ausbildungsakademie von Independiente de Valle ist hochmodern und in ihrer Philosophie so europäisch, wie keine andere Fußballschule in Südamerika. Viele spanische Trainer bilden die jungen Ecuadorianer aus. Für viele Südamerikaner ist der schwerste Schritt im europäischen Fußball die taktische Umstellung hin zu einer komplexeren Spielweise und Aufgabenzuteilung. Der südamerikanische Fußball wird grundlegend freier interpretiert. Independiente geht jedoch anders als die berühmten Fußballschulen von Buenos Aires oder São Paulo einen anderen Weg und bereitet die Toptalente des Landes schon früh auf die europäische Art des Fußballspielens vor.

Davon profitierte auch William Pacho. Independiente del Valle ist ein Klub, der grundlegend mit viel Ballbesitz agiert. Pacho ist sehr spielstark im Aufbau und durchbricht mit seinen Pässen oft die gegnerische Mittelfeldreihe – zwei Attribute, die dem europäischen Fußball eher als dem südamerikanischen zuzuschreiben sind. Außerdem sind diese Stärken auch bei Eintracht Frankfurts Ndicka zu finden, dessen potenzieller Nachfolger Pacho wäre. Zusätzlich kann der kopfballstarke Ecuadorianer sowohl in einer 3er-Kette, wie früher bei Independiente del Valle, als auch in einer 4er-Kette, wie aktuell bei Antwerpen, problemlos agieren.
Eintracht Frankfurt könnte von verpasster Chance von Mönchengladbach profitieren
Diese Spieleigenschaften Pachos gehen somit auf die Spielweise von Independiente zurück. Schon vor anderthalb Jahren wurde Eintracht Frankfurts Ligakonkurrent Borussia Mönchengladbach auf den damals 19-Jährigen aufmerksam, ließ die Verhandlungen aber kurz vor einer Einigung platzen. Ein Deal wäre für etwas über 3 Millionen Euro möglich gewesen. Pacho blieb in Ecuador und holt die erste Meisterschaft mit Independiente del Valle – ein schöner Abschluss.
Denn kurz nach dem Titelgewinn schnappten sich dann die Belgier das Abwehrtalent. Nach Anlaufschwierigkeiten ist Pacho seit Sommer unter Trainer Mark van Bommel Stammspieler. Der ehemalige Spieler des FC Bayern baut auf den Ecuadorianer und kommuniziert darüber hinaus mit Pacho auf Spanisch. Außerdem hat der Linksfuß in der Innenverteidigung mit Kapitän Toby Alderweireld einen extrem erfahrenen Spieler neben sich. Davon profitiert Pacho enorm, wie er auch in einem Interview mit der Gazet van Antwerpen verriet: „Wenn ich mit Toby spiele, lerne ich ständig dazu.“
Forderungen noch zu hoch: Eintracht Frankfurt zögert
Pachos Entwicklung in Belgien verlief durch den Grundstein, der in der Akademie von Independiente del Valle gelegt wurde, sowie die Einflüsse von van Bommel und Alderweireld so gut, dass der Youngster sogar für die WM 2022 berufen wurde. Antwerpen, das in der belgischen Liga auf Champions League-Kurs ist, ruft nun 15 Millionen Euro auf. Die SGE und Markus Krösche bieten offenbar 11. Noch scheint ein Kompromiss für beide Seiten möglich. Lachender Dritter wäre übrigens Independiente del Valle. Die Ecuadorianer erhalten 30 Prozent von Pachos nächster Ablösesumme. (jsk)