Eintracht Frankfurt: Fußball im Herzen von Europa

Eintracht Frankfurt ist ein Verein, der in seiner Geschichte Höhen und Tiefen erlebt hat. Doch mit dem DFB-Pokal-Sieg 2018 und Auftritten in der Europa League hat die SGE zuletzt begeistert.
- Der Traditionsverein Eintracht Frankfurt blickt auf über 120 Jahre bewegte Geschichte zurück.
- Nach einigen schwierigen Jahren in der Bundesliga und 30 Jahren ohne Titel hat die SGE 2018 den DFB-Pokal gewonnen.
- Vor allem mit ihren internationalen Spielen in der UEFA Europa League hat die Eintracht ihre Fans zuletzt begeistert.
Es war ein Moment, der vielen Fußball-Fans noch lange im Gedächtnis bleiben wird: Als Mijat Gaćinović am 19. Mai 2018 in der sechsten Minute der Nachspielzeit auf das leere Tor des FC Bayern München zulief und den Ball zum 3:1-Endstand einschob, bebte nicht nur das Berliner Olympiastadion, sondern halb Hessen. Der Sieg im DFB-Pokalfinale 2018 markierte für Eintracht Frankfurt den ersten Titelgewinn seit 30 Jahren und führte die Fußballmannschaft aus Hessen direkt auf die internationale Bühne. Die Spiele in der UEFA Europa League gegen Mannschaften aus Rom, Mailand und London markierten Höhepunkte der jüngeren Vereinsgeschichte und erinnerten an vergangene Zeiten. Denn Eintracht Frankfurt und Europa – das hat eine lange Tradition. Deutlich wird das beim Blick auf die Historie des Vereins, der 2019 sein 120-jähriges Jubiläum feierte.
Die Geschichte von Eintracht Frankfurt reicht bis in das vorletzte Jahrhundert zurück: Mit dem Frankfurter Fußball-Club Victoria gründete sich am 8. März 1899 der erste direkte Vorgängerverein von Eintracht Frankfurt, der sich später mit dem vermutlich im selben Jahr entstandenen Frankfurter Fußball-Club Kickers zusammenschloss. Erst 1969 wurde der Verein nach mehreren Fusionen offiziell unter seinem heutigen Namen „Eintracht Frankfurt“ eingetragen, den Begriff „Eintracht“ führt er jedoch bereits seit 1920. Heute hat Eintracht Frankfurt 19 Abteilungen, deren bekannteste die Profi-Fußballabteilung ist, die im Jahr 2000 als Aktiengesellschaft mit dem Namen Eintracht Frankfurt Fußball AG ausgegliedert wurde. Der Verein ist auch unter der Abkürzung SGE bekannt, die für die traditionelle Bezeichnung Sportgemeinde Eintracht steht.

Eintracht Frankfurt im Nationalsozialismus: „Juddebube“ und „Schlappekicker“
In den 1920er und 1930er Jahren entstanden zwei Spitznamen für die Mitglieder von Eintracht Frankfurt, die sich über Jahrzehnte halten sollten: „Juddebube“ und „Schlappekicker“. Beide gehen auf einen Sponsor zurück, der den Verein in dieser Zeit tatkräftig unterstütze: die Schuhfabrik J. & C. A. Schneider, die im Volksmund als „Schlappeschneider“ bezeichnet wurde und deren Geschäftsführer jüdischen Glaubens waren. Die engen Verbindungen zu der Firma, bei der auch zahlreiche Eintrachtler angestellt waren, dürften maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Eintracht gemeinhin als „Juddeclub“ bezeichnet wurde. Gleichzeitig hatte der Verein jedoch auch zahlreiche Mitglieder jüdischen Glaubens – kein Wunder, hatte die Stadt Frankfurt gemessen an ihrer Gesamtbevölkerung zu Beginn der 1930er Jahre doch den höchsten Anteil jüdischer Einwohner in ganz Deutschland.
Obwohl der Verein bereits in den 1920er Jahren international ausgerichtet war und als liberal galt, kooperierte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 widerstandslos mit den neuen Machthabern. Und wie vielerorts setzte die Aufarbeitung der NS-Zeit erst in den 1990er Jahren ein. Allerdings hat sich bei Eintracht Frankfurt vor allem in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten viel getan. Insbesondere das 2007 gegründete Eintracht Frankfurt Museum ist sehr um die Aufarbeitung dieser Zeit bemüht und organisiert regelmäßig Ausstellungen und Projekte zum Thema.
Seit 2008 beteiligt sich die Frankfurter Eintracht an Stolpersteinverlegungen für Opfer der Nationalsozialisten. Und 2018 hat Eintracht Frankfurt das Fritz Bauer Institut mit einer externen Studie beauftragt, deren Ergebnisse dazu führten, dass Rudi Gramlich die Ehrenpräsidentschaft aberkannt wurde. Im Eintracht-Umfeld stoßen die Bemühungen um eine lehrreiche Aufarbeitung der NS-Zeit auf viel Zuspruch: So ist Präsident Peter Fischer für seine klare Kante gegen rassistische Ansichten bekannt und die Fanszene positioniert sich ebenfalls öffentlich gegen Rechtsextremismus und Rassismus, etwa mit Aktionen wie „United Colors of Bembletown“.
Name | Eintracht Frankfurt Fußball AG |
Anteile von Eintracht Frankfurt e.V. | 67,88% |
Vorstand | Markus Krösche, Axel Hellmann, Oliver Frankenbach |
Cheftrainer der ersten Männer-Mannschaft | Oliver Glasner |
Spielstätte | Deutsche Bank Park |
Kapazität der Spielstätte | 51.500 |
Höhepunkte der Eintracht-Geschichte: Deutscher Meister 1959 und UEFA-Cup-Sieg 1980
Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich Eintracht Frankfurt als Größe in der Fußball-Welt. 1959 wurde die SGE durch ein 5:3 gegen den Lokalrivalen Kickers Offenbach im Finale erstmals Deutscher Meister und erreichte im Folgejahr als erste deutsche Mannschaft das Finale des Europapokals der Landesmeister. Obwohl Eintracht Frankfurt das Duell mit Madrid mit 7:3 verlor, zählt es bis heute zu den legendärsten Fußballspielen der Vereinsgeschichte.
1963 war Eintracht Frankfurt Gründungsmitglied der Bundesliga und spielte in der Folge auch immer mal wieder um die vorderen Plätze mit, zur Deutschen Meisterschaft reichte es jedoch nie. Dafür qualifizierte sich die SGE 1971 und 1972 für den neu eingeführten UEFA-Cup und gewann 1974 und 1975 den DFB-Pokal. Den Höhepunkt auf internationaler Bühne erlebte der Verein dann 1980: Im deutsch-deutschen Finale gegen Borussia Mönchengladbach gewann Eintracht Frankfurt den UEFA-Cup. In den 1980er Jahren steckte die Mannschaft dann zuweilen zwar im Abstiegskampf, holte mit dem DFB-Pokal 1981 und 1988 jedoch zwei weitere Titel.
Bewegte Jahre bei Eintracht Frankfurt: „Fußball 2000“ und sportlicher Abstieg des Vereins
Dass der DFB-Pokal-Sieg 1988 für drei Jahrzehnte der letzte Titelgewinn sein würde, hätte sich in dieser Zeit wohl niemand vorstellen können. Denn zu Beginn der 1990er Jahre war Eintracht Frankfurt ein Spitzenteam. 1992 stand die Mannschaft sogar kurz davor, Deutscher Meister zu werden, verspielte den Titel jedoch am letzten Spieltag gegen Hansa Rostock - unter anderem wegen eines nicht gegebenen Elfmeters. Und der Offensivfußball von Eintracht Frankfurt mit Spielern wie Anthony Yeboah, Jay-Jay Okocha und Uwe Bein wurde damals gar mit einem eigenen Namen bedacht, weil er als so modern galt: der „Fußball 2000“.
Tatsächlich setzte der sportliche Abstieg des Vereins jedoch noch vor der Jahrtausendwende ein: Der erste Abschied aus der Erstklassigkeit im Jahre 1996 sollte nicht der letzte Abstieg bleiben. Zwar rettete sich Eintracht Frankfurt 1999 noch in einem Herzschlag-Finale am letzten Spieltag mit einem 5:1 gegen Kaiserslautern und machte auch im Jahr 2000 am 34. Spieltag noch den Klassenerhalt klar, doch 2001 ging es abermals in die zweite Liga. Aufgrund von Lizenz-Problemen stand Eintracht Frankfurt 2002 sogar kurz vor dem Zwangsabstieg in den Amateurbereich und konnte sich nur durch Sponsorengelder in letzter Sekunde retten.
Zeitraum | Ligazugehörigkeit | Dauer der Ligazugehörigkeit |
---|---|---|
1963/64-1995/96 | Erste Bundesliga | 33 Jahre |
1996/97-1997/98 | Zweite Bundesliga | 2 Jahre |
1998/99-2000/01 | Erste Bundesliga | 3 Jahre |
2001/02-2002/03 | Zweite Bundesliga | 2 Jahre |
2003/04 | Erste Bundesliga | 1 Jahr |
2004/05 | Zweite Bundesliga | 1 Jahr |
2005/06-2010/11 | Erste Bundesliga | 6 Jahre |
2011/12 | Zweite Bundesliga | 1 Jahr |
2012/13- | Erste Bundesliga | Bisher 9 Jahre |
30 Jahre ohne Titel: Wirtschaftliche Konsolidierung lange Zeit bei SGE im Fokus
Von Glanz und Gloria war in den vergangenen Jahren dann nicht viel zu spüren. Wenn es gut lief, fristete Eintracht Frankfurt als „graue Maus“ ein Leben im Mittelfeld der Bundesliga, allerdings kam die SGE auch um den ein oder anderen Abstieg nicht herum. Trotzdem gelang unter dem Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen die wirtschaftliche Konsolidierung des Vereins, der nun seit 2012 durchgehend erstklassig ist und mehrfach auch international spielte.
Nachdem die Mannschaft 2016 in der Relegation gegen Nürnberg den fünften Abstieg der Vereinsgeschichte vermeiden konnte, erfolgte unter Trainer Niko Kovač ein unerwarteter Aufschwung: Gleich zwei Mal in Folge zog Eintracht Frankfurt ins Finale des DFB-Pokals ein und besiegte 2018 als Underdog sogar den haushohen Favoriten Bayern München. Die ausgelassene Feier von mehreren zehntausend Fans auf dem Römer und in der ganzen Stadt machte deutlich, wie lange die Fans sich nach einem Titel gesehnt hatten.
Abschied vom „Graue Maus-Image“: Eintracht Frankfurt begeistert in der Europa League
Doch mit der Feier auf dem Römer waren die Fußballfestwochen in Frankfurt noch lange nicht vorbei. Unter Ex-SGE-Trainer Adi Hütter zog die Mannschaft in der kommenden Spielzeit bis ins Halbfinale der UEFA Europa League ein, in dem sie sich erst im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea geschlagen geben musste und erreichte 2020 das Achtelfinale der UEFA Europa League – obwohl sie vor der Saison ihr legendäres Sturm-Trio, das auch als Büffelherde bezeichnet wurde, verloren hatte. Mit ihren leidenschaftlichen Auftritten und nicht zuletzt durch die aufwendigen Choreografien der Eintracht-Fans machte sich die Eintracht dabei auch international wieder einen Namen. Vom „Image der grauen Maus“, das den Verein nach der Jahrtausendwende zum Teil geprägt hatte, ist spätestens nach dem Gewinn des DFB-Pokals und den Spielen in der Europa League nichts mehr übrig geblieben.
Dass der Verein, der gegenwärtig unter der sportlichen Führung von Sportvorstand Markus Krösche, Cheftrainer Oliver Glasner und Chefscout Ben Manga steht, sich auf der internationalen Bühne am wohlsten fühlt, zeigt auch die Umbenennung der Vereinsadresse:die Geschäftsstelle ist bald offiziell „Im Herzen von Europa 1“ zu finden. (Lena Karber)