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Kevin Trapp, der alte Hoffnungsträger der SGE

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Von: Daniel Schmitt

Darf endlich wieder Bälle fangen: Kevin Trapp im Trainingslager in Florida.
Darf endlich wieder Bälle fangen: Kevin Trapp im Trainingslager in Florida. © Jan Huebner

Kevin Trapp ist nach seiner Schulterverletzung zurück im Training. Er könnte eventuell zum Rückrundenauftakt wieder das Tor von Eintracht Frankfurt hüten.

Zugegeben, die Prüfungen waren nicht allzu schwierig, eher das Gegenteil, gerade für solch eine erfahrenen Ballfänger wie ihn. Am Freitagvormittag also schoss Moppes Petz, Torwarttrainer von Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt, ein paar Bälle auf den Kasten. Meist von der Strafraumkante, manchmal auch ein Stückchen näher oder weiter entfernt, und längst nicht mit voller Wucht, häufig dazu auch noch zentral auf den Körper gezielt. Kevin Trapp sollte Sicherheit bekommen, ein Gefühl für die fliegende Kugel, sich eingrooven nach der monatelangen Verletzungspause. 

Trainingscamp der SGE in Florida

Seite an Seite mit seinen Torhüterkollegen Jan Zimmermann, Felix Wiedwald und dem jungen Max Hinke kehrte Trapp unter Floridas Sonne im Trainingscamp von Bradenton zurück auf den Rasen – und versprühte nahezu aus jeder Pore seines durchtrainierten Körpers die Zuversicht, bald für härtere Aufgaben einwandfrei in Schuss zu sein. „Ich fühle mich topfit“, sagte Trapp kurz nach dem ersten lockeren Anschwitzen im Kreise der Handschuhträger noch auf dem Rasen, den seine kickenden Kollegen zuvor in Laufschuhen im lockeren Tempo umrundet hatten. Für alle Frankfurter galt: Gemach, gemach.

„Ich soll jetzt peu à peu ins Training integriert werden“, schilderte Trapp seinen ganz persönlichen Plan für die nächsten Tage in den USA. Von den Ärzten jedenfalls habe er nach seiner Schulterverletzung – genauer: nach dem Anriss der Rotatorenmanschette – am 27. September im Spiel bei Union Berlin und der anschließenden Operation die Freigabe fürs Fliegen erhalten. Nun komme es, so der 29-jährige Nationalspieler, der ja liebend gerne als dritter Keeper für die EM im Sommer nominiert werden würde, auf das Vertrauen in die eigene, linke Schulter an. Er wolle sich mit einer möglichst raschen Rückkehr unter die Latte des Eintracht-Gehäuses zwar keinen Druck machen, „aber ich habe eben auch schon fast nicht mehr daran gedacht. Es fühlt sich fast noch besser als vorher an.“

Kevin Trapp: Ungewöhnliche Dienstreise nach Doha hat geholfen

Als Grund für diesen offenbar äußerst zufriedenstellenden Heilungsverlauf, „der viel schneller als erwartet ablief, fast schon rekordverdächtig“, nannte Trapp seine ungewöhnliche Dienstreise nach Doha. Im November war das, als sich der Saarländer zu einem privaten Trainingslager in die Aspire Academy westlich der katarischen Hauptstadt zurückzog. Er kannte die dortigen Gegebenheiten noch aus seiner Zeit in Diensten von Paris Saint-Germain, „Twentyfour-fourteen“, also zwei Wochen lang jeweils den ganzen Tag, habe er sich in Doha auf die Arbeit an seinem Körper konzentrieren können. „Das war mit die beste Therapie, die es gibt“, sagte Trapp, der nicht nur täglich Updates über die Sozialen Medien in die deutsche Heimat sendete, sondern als angeschlagener Profi in dieser Zeit selbst auch eine angeschlagene Mannschaft zu sehen bekam.

Den Absturz der vergangenen Wochen konnte Trapp nur abseits des Rasens mitverfolgen, er sprach natürlich mit den Kollegen, stoppen konnte er den freien Fall aber auch nicht. Ob die Eintracht als Tabellen-13. nun im Abstiegskampf stecke, wurde Trapp am Freitag gefragt. Seine Antwort: „Es sind nur drei Punkte Vorsprung auf Platz 16. Also wäre es fatal, von etwas anderem zu reden.“

Die gefährliche Situation scheint also erkannt, es gehe jetzt in den nächsten Spielen einfach darum, „Punkte zu sammeln. Ich bin aber eigentlich positiv gestimmt, zuletzt waren ja auch einige Umstände dabei, die nicht für uns gelaufen sind.“ Gemeint hatte Trapp damit unter anderem fehlendes Spielglück, unnötige Sperren oder unglücklich Verletzungen wie die eigene. „Wir sind eine gefestigte Truppe“, schob er noch zuversichtlich hinterher, daher könne man zwar über Neuzugänge nachdenken (siehe Artikel links), „ich glaube aber, dass wir stark sind und genug Qualität haben.“ Selbstvertrauen, an dem es der restlichen Truppe zuletzt sichtbar gemangelt hatte.

Trapp: Vertreter des Vertreters nicht ausreichend bundesligatauglich

Ausgerechnet auf der Torhüterposition fehlte es zuletzt aber nicht nur an Mumm, sondern vor allem an Qualität. Nachdem auch noch Frederik Rönnow, der seine Sache als Trapp-Vertreter gut gemacht hatte, für die finalen zwei Paarungen verletzt ausgefallen war, rutschte Wiedwald zwischen die Pfosten – und war überfordert. Der Reservemann des Reservemannes, das war bei den Niederlagen gegen Köln und Paderborn offensichtlich, genügt keinen Bundesliga-Ansprüchen. Da Rönnow bis zum Rückrundenauftakt am 18. Januar in Sinsheim gegen Hoffenheim sicher nicht zurückkehren kann, er ist ja nicht mal mit nach Florida gereist, drängt die Zeit bei Trapp dann doch ein wenig. „Es könnte funktionieren“, gab dieser sich zuversichtlich ob einer Rückkehr im Eiltempo. Überstürzen wollen er und die Eintracht es aber eher nicht, das Risiko soll nicht zu hoch sein, doch blöde auf die Schulter zu fallen, ein rasches Eingreifen im Kraichgau wäre aber allemal wichtig für das gesamte Team.

Kurz bevor Kevin Trapp nach getaner Arbeit vom Rasenplatz in Bradenton trottete, fasste er seine Gefühlslage mit einem Satz wohl am treffendsten zusammen: „Ich freue mich, endlich wieder Bälle fangen zu können.“ Das ist gut für ihn persönlich und vor allem für Eintracht Frankfurt.

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