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Eintracht Frankfurt: Tritt Markus Krösche die Nachfolge von Fredi Bobic an?

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Von: Ingo Durstewitz

Leipzigs Sportdirektor Markus Kroesche
Ob er bald in Frankfurt Rede und Antwort stehen wird? RB-Sportdirektor Markus Krösche wird Leipzig jedenfalls verlassen. © motivio via www.imago-images.de

Bei Eintracht Frankfurt wird der 40-jährige Markus Krösche schon länger als Sportvorstand gehandelt – und urplötzlich ist der Leipziger Manager sogar verfügbar.

Frankfurt - Nach nur einem Sieg aus den letzten drei Spielen und der überschaubaren Leistung beim 1:3 in Leverkusen durften die angeknockten Fußballer von Eintracht Frankfurterst einmal einen Gang zurückschalten. Vor der anstehenden Bundesligapause verordnete Noch-Coach Adi Hütter zweieinhalb trainingsfreie Tage. Kopf frei bekommen, nennt man das im Fußball-Jargon.

Am Mittwoch wird dann die lange Vorbereitung auf den Schlussspurt beginnen, unterbrochen von einem letzten Durchschnaufen am Wochenende. Mit großen Schritten geht es danach dem Showdown entgegen, drei Begegnungen sind noch zu absolvieren, der Vorsprung der Eintracht auf Borussia Dortmund auf Rang fünf ist von sieben Zählern auf ein Pünktchen geschmolzen. Der Druck nimmt massiv zu. „Mainz 05“, sagt Adi Hütter vorausblickend auf das Heimspiel am Sonntag in einer Woche, „wird ein absolutes Schlüsselspiel.“ Wie so viele zuvor schon.

Eintracht Frankfurt: Adi Hütter ist nun Unterstützer

Eintracht Frankfurt ist - durch innere Einflüsse, sprich: Trainerabschied – in eine kleine Schaffenskrise geraten, nicht zur günstigsten aller Phasen. Coach Hütter mahnt zwar nach der Pleite in Leverkusen an, man solle „nichts dramatisieren“, auch weil man ein machbares Restprogramm (Mainz, Schalke, Freiburg) vor der Brust habe, aber klar ist, dass die Mannschaft, die Königsklasse vor Augen und den BVB im Nacken, nun Verlust- und Versagensängste plagen. Das Blöde: Sie steht damit ziemlich allein.

Denn auf dem sportlichen Sektor herrscht ein Vakuum, es gibt kaum jemanden, der Botschaften oder Hilfen glaubhaft vermitteln oder anbieten kann. Trainer Hütter geht von Bord, seine beiden Assistenten gleich mit, genauso wie Sportdirektor Bruno Hübner und Sportvorstand Fredi Bobic. Die große Leere, kurioserweise in der bisher erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte.

Die Mannschaft muss es also weitgehend selbst regeln, die Spieler müssen versuchen, ihr großes Ziel durch eigenen Antrieb und der Hilfe des Mannschaftsgeist zu erreichen. Sie müssen eine Art Jetzt-erst-recht-Mentalität entwickeln – intrinsische Motivation, nennt man das heutzutage.

Natürlich ist Adi Hütter nicht außen vor, das wäre ja absurd, er muss das Ganze jetzt klug moderieren und sollte im Sinne des Vereins alles dem Erfolg unterordnen. Öffentliche Spielerkritik wie die an Torwart Kevin Trapp („Kevin schaut beim 0:1 nicht so gut aus“) ist zu diesem Zeitpunkt ebenso fehl am Platz und kontraproduktiv wie das konsequente Ignorieren von Nationalspieler Amin Younes. Auch für den Trainer gilt nun, in der entscheidenden Saisonphase, persönliche Befindlichkeiten hintanzustellen.

Adi Hütter muss das Team mit geschickter Führung auf die letzten Meter bringen – eher als Unterstützer denn als Leitfigur, denn an der „Lame-Duck-Situation“ lässt sich ja nichts mehr ändern. Natürlich hat der scheidende Trainer kein Interesse daran, die einmalige Chance noch zu verspielen. Ein Scheitern würde, ob er will oder nicht, mit seinem angekündigten Abgang und dem Wirbel um sein längst kassiertes „Ich-bleibe-Bekenntnis“ in Verbindung gebracht werden. Doch noch sind ja drei Spiele Zeit, drei Endspiele, in denen die Eintracht es aus eigener Kraft schaffen kann. Nicht selten hat sie sich aus schwierigen Situationen befreien können.

Markus Krösche wird bei Eintracht Frankfurt schon einige Zeit gehandelt

Ob eine Vollzugsmeldung auf anderer Ebene einen positiven Effekt auf die Mannschaft haben würde? Schwer zu sagen, doch am Montag ist zumindest in die Thematik Sportvorstand etwas Bewegung hineingekommen. Das lag aber nicht kausal an der Eintracht, sondern eher am Konkurrenten aus Leipzig. Denn in Sachsen einigte sich die RB-Vereinsführung mit ihrem Sportdirektor Markus Krösche auf eine vorzeitige Vertragsauflösung zum 30. Juni dieses Jahres. Die Trennung nach zwei Jahren war absehbar, da dem früheren Paderborner Manager schon im Sommer 2020 die Kompetenzen durch eine personelle Umverteilung beschnitten worden waren. Eine Degradierung, die der gebürtige Hannoveraner nur zähneknirschend akzeptierte. Nun der Abschied.

Ist damit also der Weg nach Frankfurt frei? Bei der Eintracht wird der 40-Jährige schon länger gehandelt, rutschte auf der Kandidatenliste zwischenzeitlich aber mal weiter nach unten ab. Doch das kann sich mittlerweile geändert haben, die Nachfolgeregelung für den scheidenden Sportchef Fredi Bobic erweist sich als diffizil und langatmig, auch weil die potenziellen Aspiranten bei anderen Klubs vertraglich gebunden sind, unter anderem Igli Tare bei Lazio Rom. Das ist Krösche nun nicht mehr. Es könnte also schnell gehen – wenn beide Parteien zueinander finden.

Markus Krösche: Vielleicht die beste Lösung für Eintracht Frankfurt

Der frühere Mittelfeldakteur, 193 Zweitligapartien für den SC Paderborn, würde in eines der ausgearbeiteten Profile passen, wonach der Klub einen Sportchef sucht, der über Erfahrung und Branchenkenntnis verfügt, aktuell aber eher in der zweiten Reihe steht. Der frühere Paderborner Kultspieler, der 2014 mit dem ersten Aufstieg der Ostwestfalen seine Karriere nach 373 Partien für den SCP beendete, hat schon einiges vorzuweisen, parallel zu seiner Spielerlaufbahn studierte der kluge Kopf an der Fachhochschule BWL; Bachelorabschluss mit einem Notenschnitt von 2,7, Abschlussarbeit mit dem Titel: „Die finanzielle Situation von Fußballprofis nach der Karriere – eine empirische Befragung unter 400 Fußballprofis“.

Der Familienvater, zwei Töchter, erkannte wirtschaftliche Zusammenhänge schon sehr früh, beteiligte sich etwa an einer Autoleasing-Firma. Er besitzt zudem alle Trainerlizenzen, arbeite in Leverkusen zwei Jahre (2015 bis 2017) als Assistent von Roger Schmidt. Sein Meisterstück als Manager machte er, als er den SC Paderborn als Manager von der dritten in die erste Liga führte. Das war 2019.

Markus Krösche gilt als guter, interessanter Typ, offen und wissbegierig, loyal und verbindlich. Er wäre keine schlechte Lösung für Eintracht Frankfurt, unter den gegebenen Umständen vielleicht sogar die beste. (Ingo Durstewitz)

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