Neuer Zuchtmeister bei Eintracht Frankfurt: Quälix kehrt zurück

Eintracht-Torwarttrainer Jan Zimmermann nimmt seine Keeper hart ran – die freuen sich darüber.
- Eintracht Frankfurt trainiert während der Corona-Krise*
- Jan Zimmermann vergleicht die aktuelle Situation mit der Saisonvorbereitung
- Torwarttrainer fährt ein entsprechend hartes Programm
Jan Zimmermann ist ein ambitionierter Sportler und reflektierter Typ, er ist emphatisch, intelligent und eloquent, gewiss eine Bereicherung für einen professionellen Fußballverein. Doch Jan Zimmermann, in Offenbach geboren, in Darmstadt gereift und im Herzen ein Frankfurter, kann auch anders.
Eintracht Frankfurt: Torhüter bekommen eine gewisse Gnadenlosigkeit des Torwarttrainers zu spüren
In diesen von einem Virus bestimmten Zeiten bekommen die drei Keeper von Eintracht Frankfurt eine gewisse Gnadenlosigkeit ihres Torwarttrainers zu spüren, weil die Schlussmänner auf wenige Beschränkungen, bis auf die ohnehin üblichen, achten müssen und seit jeher ihre eigene kleine Gruppe innerhalb der Gruppe bilden. „Ich habe die Luxussituation, meine Torhüter für mich zu haben“, erzählt der am Sonntag 35 Jahre alt werdende Coach im vereinseigenen TV. „Wir haben den ganzen Platz für uns und können in Ruhe arbeiten.“
Für die Torwächter Kevin Trapp, Frederik Rönnow und Felix Wiedwald ist das unter Umständen nicht angenehm oder zumindest ziemlich anstrengend. Am Karfreitag etwa mussten sie erst im Gym arbeiten und anschließend am Berg ein paar Sprints absolvieren. „Das ist für sie vielleicht nicht ganz so schön“, berichtet Jan „Quälix“ Zimmermann lächelnd.
Eintracht Frankfurt: Jan Zimmermann erwartet eine ganze Menge von seinen Ex-Kollegen
Der Ex-Profi, der das Ex seit Januar dieses Jahres trägt, weil er plötzlich und überraschend vom Spieler zum Vorgesetzten aufstieg und den langjährigen Torwarttrainer Manfred Petz beerbte, erwartet eine ganze Menge von seinen Ex-Kollegen. Er vergleicht die aktuelle Situation mit der Saisonvorbereitung, entsprechend ansprechend ist das Programm.
„Es ist körperlich sehr fordernd für die Jungs, die aber super mitziehen. Davor ziehe ich den Hut. Ich bin dankbar, solche Charaktere im Team zu haben, die sich so darauf einlassen. Mir macht’s riesig Spaß, und ich glaube, die Jungs bringt es voran“, sagt Zimmermann. „Wir haben eine super Gelegenheit, gerade körperlich einen Schritt voranzukommen. Es ist möglich, am nächsten Tag müde zu sein, wohingegen wir während den Englischen Wochen darauf Rücksicht nehmen mussten.“
Eintracht Frankfurt: Kevin Trapp genießt die Schufterei
Im Hamsterrad mit Europa-League, Bundesliga und DFB-Pokal war für ausgiebiges und komplexes Training oft gar keine Zeit mehr. Gerade ein extrem ehrgeiziger Sportler wie Nationaltorwart Kevin Trapp, neuerdings mit raspelkurzen Haaren am Start, genießt die Schufterei auf dem Übungsareal, er ist ein Typ, der extreme körperliche Beanspruchung braucht, um ins Gleichgewicht zu kommen und sich auf sein bestes Level zu hieven. „Kevin ist ein Trainingsstier“, sagte Zimmermann mal über die deutsche Nummer drei, „total verbissen.“ Alle drei Schlussmänner seien in einem guten Zustand. „Das haben die Leistungstests gezeigt. Ich habe nichts zu beanstanden.“
Der neue Zuchtmeister hält häufig Rücksprache mit den Athletiktrainern, dokumentiert die Einheiten akribisch. „Dadurch weiß ich, was die Jungs zu einem bestimmten Zeitpunkt geleistet haben. Ich konnte auf einem gewissen Grundniveau beginnen, um nicht zu überpacen.“
Jan Zimmermann sieht sich als Partner seiner Spieler
Zimmermann sieht sich als Partner seiner Spieler. „Ich sage ihnen immer: Ich biete ein Training an, um an Dingen zu arbeiten, die vielleicht noch nicht optimal sind, aber auch Fähigkeiten zu verbessern, die schon ausgeprägt sind. Dann liegt es an ihnen, dies anzunehmen. Das machen sie wirklich bravourös.“
Er achtet darauf, dass auch der Spaß nicht zu kurz kommt und die kleine Torwart-Bande ihre Scherze mach, „das muss so sein“, findet Zimbo, wie er genannt wird. „Ich rufe den Jungs auch ins Bewusstsein, dass wir privilegiert sind.“
Wie es weitergeht, weiß natürlich selbst Jan Zimmermann nicht. „Groß vorausplanen können wir nicht, weil wir nicht wissen, ob wir in absehbarer Zeit wieder in größeren Gruppen trainieren dürfen oder nicht, ob es einen fixen Spieltermin gibt oder nicht. Wir tun gut daran, jeden Tag so gut wie möglich zu nutzen.“ Zuweilen kann das ganz schön strapaziös ein.
Von Ingo Durstewitz
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