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Eintracht Frankfurts Neuzugänge: Auffällig unauffällig

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Von: Daniel Schmitt

Mario Götze von Eintracht Frankfurt
Erfahrener Mann mit Anlaufschwierigkeiten: Frankfurts Mario Götze. © Michael Taeger / Imago Images

Die Neuzugänge haben noch nicht den von Eintracht Frankfurt erhofften positiven Effekt aufs Spiel – mit einer Ausnahme: Randal Kolo Muani.

Frankfurt – Die Büffel treffen wieder. Jene jedenfalls, die gesundheitlich auf dem Damm sind (Weiterhin gute Besserung an Sebastien Haller). Sie treffen nicht mehr für Eintracht Frankfurt, logisch, ist lange her, aber immerhin: Ante Rebic, Doppelpacker für den AC Mailand am Wochenende, seine ersten Ligatreffer seit April 2021. Und Luka Jovic, eine Bude für den AC Florenz, Top-Einstand im neuen Dress nach zuvor achtmonatiger Torflaute im königlichen Gewand. Was dies mit Eintracht Frankfurt zu tun hat? Auf den ersten Blick nichts mehr, auf den zweiten aber lohnt eine Mini-Rückschau.

Rebic und Jovic, auch Haller - sie brauchten ja ihre Zeit beim hessischen Bundesligisten, um durchzustarten, um zu Büffeln zu werden und letztlich abzuheben in die große, weite Fußballwelt. Mehr als eine Saison war nötig, dasselbe auch später bei André Silva. Stand heute, nach dem zweiten Spieltag der 60. Bundesligasaison, schickt sich ein Mann an, erneut zu einer guten Geldanlage für die Frankfurter zu werden. Das Erstaunliche: Ihm gelingt die Adaption ans neue Umfeld rasend schnell, schneller als seinen prominenten Vorgängern. Ein Zeichen von Qualität. Randal Kolo Muani, 23, Franzose aus Bondy, ablösefrei verpflichtet aus Nantes.

Eintracht Frankfurt: Randal Kolo Muani der Lichtblick in einer recht grauen Mannschaft

Er, der Stürmer, ist der Lichtblick in einer bisher recht grauen Eintracht-Mannschaft. Am Samstag in Berlin war er beim 1:1 der beste Mann auf dem Feld, bereitet den Ausgleich vor, schloss selbst mehrfach ab, initiierte die strittige Elfmetersituation in letzter Minute, und überhaupt: dieses Tempo. Einmal stand er da einfach an der Außenlinie, sah einen Gegner und viel Wiese vor sich. Ball vorgelegt, hinterher gewetzt, vorbei am Mann, ein Raunen im Rund. 33,8 km/h soll er laut Messung unterwegs gewesen sein, Bestwert. Der Boulevard hebt Kolo Muani längst aufs Podest, schreibt ihn zum „Monster“ nach oben, positiv konnotiert, versteht sich. Zu einem Angreifer also, der den gegnerischen Verteidigern in dieser Saison das Fürchten lehren wird.

In der Tat sind sie bei der Eintracht sehr zufrieden mit diesem Kolo-Muani-Deal, auf den sie mehr als ein Jahr hinarbeiteten, der zwar letztlich mit viel Handgeld für Spieler und Berater über die Bühne ging, aber doch ohne Ablöse. Sie sehen in Kolo Muani jemanden, der schon jetzt helfen, sich mittelfristig steigern und langfristig zu einem guten Geschäft auf dem Transfermarkt werden kann. „Wenn er so weiter spielt, wird er noch viele Spiele machen“, sagt Oliver Glasner, der Eintracht-Trainer, der seinen Neuen bei der Hertha erstmals von Anfang an aufbot.

Eintracht Frankfurt: Mario Götze sollte sich steigern

Das Schlechte im Guten: Randal Kolo Muani ist bisher der einzige Zugang, der vollends zu überzeugen weiß. Die anderen spielen aus verschiedensten Gründen entweder noch gar keine Rolle (Hrvoje Smolcic, Aurelio Buta, Jerome Onguene, Marcel Wenig) oder eine maximal minimale. War bei Kolo Muani allenthalben damit gerechnet worden, dass er einen Moment brauchen würde zur Anpassung, ebenso übrigens wie beim jungen Faride Alidou, der in Berlin sein Erstligadebüt gab und manierlich mitkickte, sollten andere schneller zünden: Mario Götze und Lucas Alario zum Beispiel, bundesligaerprobte Kräfte, Ex-Nationalspieler, dazu im reifen Fußballeralter. Nun ist es nach vier Spielen, zwei Niederlagen, einem Remis und einem Sieg viel zu früh für eine tiefergehende Bewertung, zumal der Pokalauftakt gelungen war. Danach aber fiel das Duo schlicht nur noch durch Unauffälligkeit auf.

Götze etwa mühte sich in Berlin, streute auch ein, zwei kluge Seitenwechsel ein, war läuferisch auf der Höhe, das Eintracht-Spiel prägen konnte er jedoch nicht. Die Frage ist: Soll und muss er das überhaupt? Einerseits schon, ist er doch der neue Star der Truppe, ein Aushängeschild für den ganzen Klub. Ob er das nun will oder nicht. Andererseits: Seit jeher ist Götze ein Spieler, der vor allem dann auftrumpft, wenn um ihn herum alles passt, wenn die Abläufe im Team stimmen, wenn die Kollegen seine Ideen verstehen. All das ist (noch) nicht der Fall, im Gegenteil. Es ruckelt und zuckelt bei der Eintracht, die durchwachsenen Leistungen des Mario Götze sind dafür eher Symptom denn Ursache.

Eintracht Frankfurt: Lucas Alario ist ein Knipser

Ähnliches gilt für Alario, der nie ein Stürmer sein wird, der sich wunde Sohlen läuft, der rackert, beißt, kratzt. Er ist ein Knipser, der zwar auch seinen Dienst für die Mannschaft verrichten muss, darin aber nicht den größten Wert hat. Ihm sollten die Bälle in den Sechzehner serviert werden, dann kommen seine Stärken zum Tragen - die Riesenchance in Berlin mal als Ausrutscher ausgeklammert.

Eintracht-Trainer Oliver Glasner muss sich bei der Besetzung seiner Offensive daher momentan auch mit einer Vertrauensfrage beschäftigen. Lieber die Alten, Rafael Borré und Jesper Lindström, aufbieten oder doch die Neuen, Alario und Götze? Vielleicht macht er sogar weiter wie bisher und wechselt durch. Möglich, doch auch sinnvoll? Randal Kolo Muani jedenfalls dürfen derartige Fragen derzeit herzlich egal sein, für ihn gilt schlicht: Weiter unbekümmert drauflossprinten, Tore schießen, den Gegnern das Fürchten lehren. (Daniel Schmitt)

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