Eintracht-Torjäger André Silva vor Wechsel nach Leipzig

Eintracht Frankfurt wird offenbar den 28-Tore-Mann André Silva verlieren und dafür 25 Millionen Euro einstreichen.
Frankfurt - Das ging dann doch ziemlich fix, zumindest schneller als erwartet: Eintracht-Topstürmer André Silva wird den Frankfurter Bundesligisten aller Voraussicht nach verlassen und sich dem Ligakonkurrenten RB Leipzig anschließen. Für eine Ablösesumme von rund 25 Millionen Euro.
Der Wechsel an sich ist keine Überraschung, die Destination allerdings schon. Allenthalben war damit gerechnet worden, dass der 25-Jährige nicht innerhalb Deutschlands wechseln, sondern sich einem europäischen Topklub anschließen würde. Dem ist nicht so. Fix ist zwar noch nichts, doch die Verhandlungen sind weit fortgeschritten. Mit einer finalen Einigung und entsprechend offizieller Verkündigung wird alsbald gerechnet. Zunächst hatte die „Bild“ darüber berichtet.
Eintracht Frankfurt: Andre Silva folgt dem Lockruf des Geldes
Der 28-Tore-Stürmer, in der Schützenliste der abgelaufenen Saison der treffsicherste Angreifer nach Bayern-Star Robert Lewandowski, würde beim Tabellenzweiten der abgelaufenen Spielzeit weit mehr verdienen als in Frankfurt, wo er rund vier Millionen Euro einstrich. Nicht unüblich, dass die Spieler einem solch lukrativen Lockruf erliegen.
Für die Eintracht ist der Deal insofern ein gutes Geschäft, da sie den Spieler quasi zum Nulltarif verpflichten konnte. Der Vollblutstürmer war vor zwei Jahren vom AC Mailand zunächst auf Leihbasis im Tausch gegen Ante Rebic gekommen, später ist der Deal so fixiert worden, dass der feste Wechsel zum Nullsummenspiel wurde, also die Spieler miteinander verrechnet wurden. Auch sportlich war der Transfer harmonisch: Rebic fühlt sich in Italien wohl und überzeugte weitgehend, Silva startete mit einigen Anlaufschwierigkeiten in Frankfurt kolossal durch.
Branchenüblich – zumindest Corona nicht einberechnet – war für den portugiesischen Nationalspieler, der bei der EM unverständlicherweise keine Rolle spielte und nur zu Kurzeinsätzen kam, mit einer Entschädigungssumme von weit mehr als 25 Millionen Euro kalkuliert worden, annähernd 40 Millionen Euro hätte Silva bringen sollen. Davon waren die Verantwortlichen der Eintracht bis vor wenigen Monaten ausgegangen, weil Top-Transfers auf Champions-League-Niveau nach wie vor auf entsprechendem Preissegment durchgezogen würden. Doch Silva ist in der Kategorie darunter angesiedelt. Und die Kohle ist selbst bei den Spitzenvereinen begrenzt.
Eintracht Frankfurt: Sportvorstand Markus Krösche bleibt gelassen
RB Leipzig, extern extrem bezuschusst und daher in einer anderen Liga als die Eintracht unterwegs, ist potent genug, solch einen Deal zu stemmen. Von diesen Klubs gibt es – abgesehen von der absoluten Weltspitze – nicht mehr so viele. Corona hat nicht nur die wirkliche, sondern auch die Welt des Fußballs durcheinander gewirbelt. Vor zwei Jahren wäre Silva ganz sicher für nicht weniger als 50 Millionen Euro gewechselt. Heute ist das anders, heute sind 25 Millionen gut.
„Ich sehe nicht, dass der Markt extrem in Schwung kommen wird“, hatte Sportvorstand Markus Krösche am Dienstagmorgen gesagt. Schon da hielt sich der 40-Jährige beim Thema Silva auffallend zurück, getreu seinem Motto: Nur nicht flunkern, lieber gar nichts sagen. Krösche bremste, ganz grundsätzlich, die Erwartungen an ein Leben wie die Made im Speck, falls einige Millionen reinflattern sollten. „Wenn Vereine Ablösesumme erzielen, werden sie die nicht in vollem Maße reinvestieren können.“ Er sprach da ganz sicher auch für seinen Klub.
Im Frankfurter Lager glauben einige, dass Silva – bei aller unbestrittener Qualität – nicht noch einmal annähernd 30 Tore schießen wird, zumal ohne seinen bester Zubereiter, Flankengott Filip Kostic. Ein One-Hit-Wonder? Bald wird man es erfahren. (Ingo Durstewitz)