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Eintracht im Finale von Sevilla: Zur Hilfe, Opa Alfred!

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Von: Thomas Stillbauer

Eintracht Frankfurt gegen Sevilla
Ein Ticket für die Partie zwischen der Eintracht und den Glasgow Rangers. © Frank Rumpenhorst/dpa

In den Zeiten, als wir, die Frankfurter Eintracht, die fantastischsten Spieler hatten, sind wir oft früh rausgeflogen aus dem Europacup. Eine Glosse.

Lieber Opa Alfred, wie läuft’s bei Euch da oben? Wie ist der Fernsehempfang? Welche Fußballsender habt Ihr? Na, blöde Frage. Sky werdet Ihr ja wohl haben. Im Himmel. Aber das nützt jetzt auch nix mehr. Jetzt brauchst Du den Sender aus Köln, und wenn Ihr den nicht empfangt über den Wolken, dann hilft nur noch der liebe Fußballgott.

Ich muss in diesen Wochen oft daran denken, wie wir früher zusammen zur Eintracht ins Stadion gefahren sind mit dem Auto. Erst hast Du noch einen Frühschoppen genommen beim Färber Schorsch oder beim Rüth, Bier hatte damals ja noch keinen Alkohol, glaube ich, deshalb durfte man auch fahren, ohne sich anzuschnallen. Wir haben das zu erwartende Ergebnis besprochen, meistens lag aus meiner Sicht ein 4:1 oder 7:2 in der Luft, dann hast Du gelacht, aber oft genug hatte ich gar nicht mal so unrecht. Wir waren gut damals. Wir hatten super Stürmer, den Holz, den Rüdiger Wenzel und wir hatten natürlich den Bernd Nickel und den Jüüürgen.

„Sport-Gemeinde Eintracht“ stand drauf

Im Auto hast Du eine Eckstein geraucht. Eigentlich hast Du immer und überall eine Eckstein geraucht. Und ich hab Dich gelöchert, wann immer wir zum Fußball fuhren, wie das war, damals, als die Eintracht Deutscher Meister wurde und im Europapokal der Landesmeister bis ins Endspiel gegen Real Madrid kam. Du bist der Mannschaft hinterhergefahren in der Meistersaison, mit meinem Papa und Onkel Werner im Auto, so wie Du dann später mit mir zur Eintracht gefahren bist. Dieselbe Kolter, auf der Ihr manchmal einfach auf dem Boden gesessen habt – bei Meisterschaftsspielen, neben der Seitenlinie! –, dieselbe Kolter hattest Du immer noch im Auto, Jahrzehnte später, für alle Fälle: „Sport-Gemeinde Eintracht“ stand drauf.

Es war eine tolle Zeit, Opa. Die Eintracht hatte jahrelang die beste Mannschaft, die großartigsten Spieler, die elegantesten Künstler, wir haben enorm viele Tore geschossen, wenn wir Lust hatten. Wenn nicht, nicht. Deshalb sind wir ja auch in der Bundesliga nie ganz oben gelandet. Aber im Europapokal, da waren wir regelmäßig. Einmal haben wir ihn sogar gewonnen.

Enger Draht nach oben

Das Seltsame ist: In den Zeiten, als wir die fantastischsten Spieler hatten, sind wir oft früh rausgeflogen aus dem Europacup. Gut, 1980 haben wir das Ding geholt, 1976 waren wir im Halbfinale. 2019 auch, mit der Büffelherde. Aber ins Endspiel sind wir nicht mit diesen unglaublichen Maschinen Ante Rebic, Luka Jovic und Sebastien Haller eingezogen. Auch nicht mit Uwe Bein, Andreas Möller und Tony Yeboah. Nein, ins Endspiel haben uns Rafael Borré, Ansgar Knauff und Jesper Lindström gebracht. Habt Ihr je von den schmalen Kerlchen gehört da oben im Himmel? Und natürlich mit Filip Kostic, na klar. Logischer wäre es trotzdem gewesen, wenn wir 2019 … hätte ja auch fast hingehauen. Aber eben nur fast. Den FC Barcelona haben wir nicht mit Lajos Détari besiegt, sondern mit Almamy Touré. Und vor allem mit Frankfurter Wucht und Willen.

Eintracht im Europa League-Finale: Der Showdown in der Hitze Sevillas

Lieber Opa Alfred, Du hast nie einen Abstieg der Eintracht erleben müssen. Erst als der Rauch Deiner Eckstein nicht mehr durch Block J oder K zog, ging es eine Weile bergab. Aber was Du auch nicht erlebt hast, war die Stimmung, die sich nach diesem Einschnitt aufbaute. Dieses Jetzt-erst-Recht. Dieses Wir-sind-Eintracht. Choreographien. Wechselgesänge. Horden von Fans, zigtausend Leute, die durch Europa reisen, um unsere Eintracht zu unterstützen.

Die Eintracht auf Reisen.
Die Eintracht auf Reisen. © dpa

Das hätte ich mir gewünscht, dass wir so was noch zusammen erlebt hätten, im Stadion, und die Oma hätte uns einen Apfel kleingeschnitten bei der Rückkehr, damit wir was zu knabbern haben zur Sportschau, so wie damals. Beim Anpfiff werde ich heute an Dich denken. Und vielleicht kannst Du ja ein bisschen mithelfen, dass wir gewinnen. Du hast doch jetzt sicher gute Verbindungen da oben. (Thomas Stillbauer)

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