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Eintracht-Neuzugänge im Check: Von Wuchtbrummen und Windhunden

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Von: Ingo Durstewitz

Ergänzungsspieler hier, Leistungsträger dort: Luca Pallegrini (links) und Mario Götze.
Ergänzungsspieler hier, Leistungsträger dort: Luca Pallegrini (links) und Mario Götze. © Imago/Kirchner-Media

Die Frankfurter Rundschau macht den Check der Neuen bei Eintracht Frankfurt: Wie schlagen sich Mario Götze, Lucas Alario und Konsorten?

Frankfurt – Ein gutes Fünftel der Saison ist vorüber, elf Pflichtspiele liegen hinter der Frankfurter Eintracht, die in allen Wettbewerben so ziemlich im Soll ist. Zeit, für die FR zu beleuchten, wie sich die neuen Spieler geschlagen haben. In der Startformation, so viel vorneweg, standen zumeist nur zwei bis drei Frischlinge, nie mehr als deren drei. Wir ziehen eine kleine Zwischenbilanz in beliebiger Reihenfolge und ohne abschließende Bewertung. Dafür ist es sowieso noch zu früh.

Neuzugänge bei Eintracht Frankfurt – Gute Standards von Pellegrini, Götze mit vielen Kilometer

Dieser Tage hat Luca Pellegrini im Training ordentlich aufgedreht. Okay, es war jetzt nicht die Riesentruppe zusammen, sieben Feldspieler nur noch, aber was soll’s. Der italienische Verteidiger, kuriert von einer Oberschenkelblessur, kochte auf dem Kleinfeld erst Eric Dina Ebimbe mit einem astreinen Körpereinsatz ab, tänzelte dann an Kristijan Jakic und Makoto Hasebe vorbei und lupfte den Ball schließlich spektakulär hinein ins Tor. „Zurück im Training und direkt am Zaubern“, schrieb die Social-Media-Abteilung der Eintracht voller Verzückung.

Er kann ja was, der 23 Jahre alte Linksfuß, feine Technik, gutes Passspiel, prima Standards, schnell ist er auch. Doch er muss sich noch an vieles gewöhnen in Deutschland, an das Spieltempo generell, die Intensität, und er muss seinen Stil umstellen, wenn er hier doch noch durchstarten will. In seinen bisherigen Auftritten wirkte er doch arg pomadig, theatralisch auch, affektiert, er spielt den Ball zu oft quer oder zurück und trifft falsche Entscheidungen: Wenn er flanken sollte, passt er; wenn er besser spielen sollte, flankt er. Vor allem muss der einfache Nationalspieler seine physischen Defizite aufarbeiten, dazu soll die Bundesligapause genutzt werden. „Er bekommt körperlichen Input, damit er die Belastungen auch verträgt“, sagt Trainer Oliver Glasner. Pellegrini, sehr selbstbewusst und dominant im Umgang und in der Kabine daher erst einmal etwas kritisch beäugt, ist zurzeit erst einmal raus, die Viererkette eingemottet. Er sollte sich aber nicht hängenlassen, er, der einst für 22 Millionen Euro von Rom nach Turin gewechselt war und jetzt im Sommer im Gegenzug zu Filip Kostics Wechsel zu Juventus quasi zum Nulltarif nach Frankfurt kam. Pellegrini hat Qualitäten, doch er muss sich anpassen, einfügen und den aufwendigen Eintracht-Spielstil kapieren und adaptieren. Dann könnte es vielleicht doch noch etwas werden, Spiele gibt es ja genügend.

Bei Mario Götze sieht das anders aus, der 30-Jährige ist längst eine tragende Figur im Eintracht-Spiel, gesetzt, ein Fixpunkt. Der Offensivspieler hat schon Glanzlichter gesetzt, sehr gut in Bremen gespielt, brillante Leistung gegen Leipzig. Schon flammte sie wieder auf, die Debatte: Super-Mario mit Hansi zur WM nach Katar? Bundestrainer Flick verzichtete jetzt erst einmal auf Götze, auch die kleine Absageflut (Reus, Goretzka, Brandt) spülte den Kreativkopf nicht ins DFB-Boot. Das ist nachvollziehbar, Götze geht zurzeit auf dem Zahnfleisch, eine Pause tut ihm gut. Er ist ja auch fleißig ohne Ende, reißt die meisten Kilometer runter in Frankfurt, ligaweit legt er die meisten intensiven Läufe hin (632 bisher). Ein Freigeist oder Schnösel ist er nicht. Aber er ist alles in allem auch nicht spielprägend genug, in den letzten Partien eher selten zu sehen. Ob er noch einer für die entscheidende Momente in Flicks Auswahl ist? Schwer zu sagen. Der Eintracht jedenfalls tut er gut, er hat sich prima eingegliedert, zieht mit, hat Freude, und der Hype um ihn hält sich in vertretbaren Grenzen.

Neuzugänge bei Eintracht Frankfurt – Kolo Muani über die Bundesliga zur Équipe Tricolore

Bei Randal Kolo Muani hat der Rummel hingegen zugenommen, die furiosen Auftritte der Wuchtbrumme katapultierten ihn in Deutschland zum Senkrechtstarter und in der französischen Heimat sogar erstmals in die Équipe Tricolore. Hat er sich verdient, der schnelle, bullige Stürmer, der vieles mitbringt, aber auch noch einiges lernen muss. Das zeigten die letzten Spiele, in denen er nicht mehr so präsent und gefährlich war, ein wenig überspielt wirkte. Und: Er muss an seiner Ballfertigkeit arbeiten, technisch ist das zuweilen ausbaufähig, gerade den ersten Kontakt muss er dringend verbessern. Wird er schaffen, ist ja noch jung, gerade mal 23. Könnte die Eintracht irgendwann mal für einen ganzen Haufen Kohle verlassen. Wäre ein gutes Geschäft, kam ablösefrei aus Nantes.

Eric Dina Ebimbe , ebenfalls aus Frankreich, hat in kurzer Zeit schon häufiger gespielt als geplant. Bezahlte den Kaltstart gleich mal mit muskulären Problemen. Auch er wird sich noch an die Anforderungen der Bundesliga gewöhnen müssen. Bringt aber Potenzial mit, selbstbewusstes Auftreten, fegt dazwischen, auch fußballerisch ansprechend. Universell einsetzbar, im defensiven Mittelfeld sowieso, aber auch auf rechts denkbar. Ist ausgeliehen aus Paris, wird aber nach der Saison fest verpflichtet, Kostenpunkt insgesamt: 6,5 Millionen. Könnte sich rentieren.

Sehr viel schwieriger hat es da Lucas Alario, der eigentlich hochdekoriert ist und nicht aus Leverkusen kam, um auf der Bank zu sitzen. Da hätte er auch unterm Bayer-Kreuz bleiben können. Coach Glasner spricht von einem Härtefall, setzt ihn aber trotzdem nicht ein. Hat seinen Grund, passt nicht so recht zum Spielstil, ist nicht der Sprintertyp und auch keiner, der den Gegner als erster Verteidiger unter Druck setzt. Ist ein klassischer Mittelstürmer, kopfballstark, guter Abschluss, immer drin in der Box. Wäre wichtig gewesen, wenn Flankomat Kostic geblieben wäre. Ist er aber nicht. So wird’s schwierig. Hoffnung dürfen ihm hingegen die letzten Auftritte von Rafael Borré, einem internen Konkurrenten, machen. Die waren nämlich denkbar schlecht.

Hrvoje Smolcic holte sich hingegen ein Extralob von Glasner ab, weil er, kaum eingewechselt, in Stuttgart zwei wichtige Zweikämpfe gewann. Prima. Wird sich dennoch gedulden müssen, an Evan Ndicka oder Tuta führt kein Weg vorbei. Bringt aber einiges mit, der 22 Jahre alte Linksfuß, sollte diese Saison als Lehrjahr nutzen. Kann ihm helfen.

Faride Alidou ist bisher nicht zufrieden, kommt auf vier Kurzeinsätze in der Liga. Nach seinen 45 Minuten am zweiten Spieltag in Berlin nur noch mit 18 zusätzlichen Spielminuten. Glasner hält den 21-Jährigen für noch nicht so weit, die sportliche Leitung wünscht sich eine gezieltere Förderung. Sollte den Kopf nicht in den Sand stecken, seine Unbekümmertheit nicht verlieren. Die Wildheit ist zwar zuweilen die Schwäche des Windhunds, aber auch seine größte Stärke. Sollte an der Balance und seiner Technik feilen.

Neuzugänge bei Eintracht Frankfurt – Marcel Wenig weiter im Wartestand

Marcel Wenig hat es zuletzt zweimal in den Bundesligakader geschafft, ist aber ohne Einsatz geblieben. Ist ja noch ein Azubi, 18 Jahre jung, verdingt sich in der U21 und dem Youth-League-Team. Das macht er sehr ordentlich, kommt auf insgesamt zehn Spiele, sieben Tore, vier Vorlagen. Das ist gut für einen defensiven Mittelfeldspieler. Ist nicht der Schnellste, das ist sein größtes Problem, muss an seiner Dynamik und Explosivität arbeiten. Dann könnte es klappen mit der Profikarriere.

Jerome Onguene hat ganz andere Sorgen. Der Neue aus Salzburg ist mal wieder verletzt, wird in diesem Jahr wohl keine Alternative mehr sein. In der Vorbereitung auch eher schwankend.

Aurelio Buta hingegen ist gar nicht zu bewerten, er schlägt sich mit einem Keim im Knie herum. Da kann man nur hoffen, dass er überhaupt wieder auf die Beine kommt. Rückkehr ungewiss.

(Ingo Durstewitz)

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