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Eintracht Frankfurt: Lob von allen Seiten für Kevin Trapp

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Von: Ingo Durstewitz

An ihm lags nicht: Kevin Trapp pariert beim 0:1 gegen Bayern München einen Schuss von Robert Lewandowski - mal wieder.
An ihm lags nicht: Kevin Trapp pariert beim 0:1 gegen Bayern München einen Schuss von Robert Lewandowski - mal wieder. © imago images/ActionPictures

Der Eintracht-Torwart ist in der Form seines Lebens und irgendwie auch heimlicher Kapitän / Lob von Lothar Matthäus und Julian Nagelsmann

Frankfurt - Es war mal wieder der fränkische Dampfplauderer Lothar Matthäus, der dem Frankfurter Torwächter Kevin Trapp süßen Honig um den Bart schmierte. Im Übermaß. Die Leistung des 31 Jahre alten Eintracht-Schlussmanns gegen die Bayern sei trotz der 0:1-Schlappe mal wieder ein Meisterstück gewesen, wie schon im Hinspiel beim 2:1-Erfolg habe er eine Weltklasse-Performance hingelegt, der polyglotte Trapper aus dem Saarland mit Wohnort Frankfurt am Main.

„Das geht mir gut runter. Bedeutet mir schon viel, wenn der Lothar so was sagt“, entgegnete der Belobigte. Der Lothar ist ja nicht irgendwer, sondern immerhin deutscher Rekordnationalspieler. Das wird Kevin Trapp eher nicht mehr, aber der erfahrene Keeper, zwischenzeitlich im Nationalteam degradiert und zur Nummer vier herabgestuft, hofft sehr wohl auf eine Einladung von Bundestrainer Hansi Flick für die Länderspiele Ende März in Sinsheim gegen Israel und in Amsterdam gegen die Niederlande. Es wäre mehr als verdient.

Eintracht Frankfurt: Trapp in Topform

Trapp befindet sich seit Monaten schon in absoluter Topform, vielleicht in der Form seines Lebens, an ihm ist die Abwärtstendenz der Eintracht seit Jahresbeginn am wenigsten festzumachen. Gegen die Bayern zeigte er erneut eine herausragende Leistung wie schon im Hinspiel Anfang Oktober, das für ihn den Wendepunkt in dieser Saison markierte. Seitdem ist der Routinier in bestechender Verfassung. Am Samstag bestach er mit gleich acht hochklassigen Paraden, entschied das Privatduell gegen Robert Lewandowski mal wieder für sich und holte sich sogar eine blutige Nase samt Brummschädel, als er sich Kingsley Coman tapfer in den Weg stellte, der dem Keeper den Ball aus Nahdistanz mit voller Wucht ins Gesicht schoss – aber eben nicht ins Tor. „Mir gefällt, dass er sich in jede Situation hineinwirft, auch wenn es weh tut“, lobte da sogar Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der sich als Fan des Eintracht-Goalies outete. „Trapp hat sich hin zu seiner Top-Top-Top-Form entwickelt. Er ist richtig gut drauf, ein guter Typ, ein sehr guter Fußballer.“ Zur Belohnung wurde er im Fachmagazin „Kicker“ in die Elf des Spieltags berufen – zum vierten Mal bereits.

Trapper, wie er gerufen wird, ist ultra-ehrgeizig, Niederlagen empfindet er als persönliche Beleidigung, weshalb ihn auch die aktuelle Talfahrt der Eintracht mit vielen Parametern eines designierten Absteigers extrem stört. „Wir haben zu wenig Punkte für den eigenen Anspruch“, sagt er. „Aber wir werden jetzt nicht aufhören, wir müssen einiges draufpacken.“

Eintracht Frankfurt: Europäische Ambitionen haben zuletzt herbe Dämpfer erhalten

Hoffnung macht ihm die Erfahrung aus dem alten Jahr, als die Eintracht erst schleppend ins Laufen kam, dann aber zu einem furiosen Zwischenspurt ansetzte, der sie bis Weihnachten auf Platz sechs spülte. Der ist jetzt wieder weit entfernt. Die europäischen Ambitionen haben zuletzt herbe Dämpfer erhalten, der Flow ist dahin, vieles wirkt wieder zerstückelt und holprig. „Wir haben in der Hinrunde auch lange gebracht, ehe wir den Schalter umlegen und eine gewisse Leichtigkeit bekommen haben“, sagt der Schlussmann.

Auch sein Trainer Oliver Glasner glaubt nicht, dass bei seinem Team etwas Essenzielles nicht stimmt. „Wir sind alle eng beisammen, man sieht, welchen Spirit wir haben“, betont der Fußballlehrer. „Wenn vieles im Argen liegen würde, wären wir gegen die Bayern untergegangen.“ So aber hat das Ensemble 121 Kilometer abgerissen und fast 300 Sprints hingelegt, das sind Topwerte. Nur die Zweikampfquote von 35 Prozent korrespondiert nicht mit der Lauffreudigkeit. Die Gleichung ist relativ simpel: Mehr gewonnene direkte Duelle erhöhen die Aussicht auf mehr Punkte. Seine Mannschaft, glaubt Glasner, werde für den enormen Aufwand irgendwann belohnt werden, „am Ende des Tages wird sich der Erfolg einstellen.“

Da spielt sein Keeper eine entscheidende Rolle, mit seinen Taten auf dem Platz, aber auch als Anführer abseits des Feldes. Gerade in einer Gemeinschaft mit flachen Hierarchien und keinem Alphatier als Platzhirsch, ist die Last auf mehrere Schultern zu verteilen, da ist es an den erfahrenen Recken wie Trapp, Sebastian Rode, Timothy Chandler oder Makoto Hasebe, die eher leise und gleichförmige Gruppe zu festigen und durch raue See zu manövrieren. Sonst kann man auch mal Schiffbruch erleiden.

Eintracht Frankfurt: Trapp Kapitän gegen FC Bayern

Gegen die Bayern führte Trapp das Team als Kapitän auf den Rasen, weil Sebastian Rode, der etatmäßige Spielführer, verletzt ist, Makoto Hasebe nur auf der Bank sitzt und Martin Hinteregger genug damit zu tun hat, sich zu stabilisieren. „Er will sich auf seine Leistung konzentrieren“, sagt Glasner über Hinteregger und wähnt ihn auf dem richtigen Weg, „wieder der ganze Hinti zu werden.“ Zuletzt war er eigenem Dafürhalten nach ja nur noch ein halber Hinti. Die Binde hat er da eher als Bürde und Last empfunden.

Das ist bei Trapp anders. „Kevin war schon immer ein Kapitän in der Kabine“, sagt der Coach, der seine Führungsfigur im Sommer bei der Bestimmung des Kapitäns freilich übergangen hat. Das hat den klugen und sensiblen Trapp, der vor seinem Abgang nach Paris im Jahr 2015 bereits Eintracht-Kapitän war, tief getroffen, das hat an ihm genagt, weil er es auch nicht verstanden hat. Denn Trapp ist einer, der das große Ganze im Blick hat, der Zusammenhänge verstehen und Perspektiven erkennen will. Er ist ein Gesicht des Vereins, ein Aushängeschild und Repräsentant, ein Bälle haltender Markenbotschafter, der sich mit dem Klub identifiziert, der sich wohl fühlt in der Stadt und im Verein und sich sogar vorstellen kann, seine Karriere in Frankfurt zu beenden und in anderer Funktion für die Eintracht zu arbeiten. Irgendwann, in ferner Zukunft, denn 31 ist für einen Torwart ja kein Alter.

Trapp, der heimliche Kapitän, ist als Torwart zwar ein Einzelkämpfer, der ja auch in einer eigenen Gruppe trainiert, aber dennoch einer, der sich kümmert und einsetzt, der alles dem Fußball unterordnet und alles für den Erfolg tut. Obwohl er gewiss nicht uneitel ist und ihm die Glamourwelt – durch die Liaison mit Topmodel Izabel Goulart – nicht fremd. „Aber der Fußball“, sagt seine Verlobte nun bei Sky mit gebührendem Pathos, „ist die Liebe seines Lebens. Kevin lebt für den Verein.“ (Ingo Durstewitz)

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