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Eintracht Frankfurt verliert gegen BVB: Macht der VAR so noch Sinn?

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Von: Thomas Kilchenstein

Der Videoassistent sägt gleich doppelt an der Autorität des Schiris auf dem Rasen. Macht der VAR also noch Sinn? Ein ungutes Gefühl zumindest bleibt. Der Kommentar.

Frankfurt – Vermutlich wird es nichts mit dem frommen Wunsch von Eintracht Frankfurts Markus Krösche, den VAR (vulgo: Kölner Keller) „einzustampfen“. Pandora ist aus der Büchse entwichen, man wird ihn nicht zurückstopfen, den Videoassistenten, jenes Hilfsmittel, das dem Referee eine Hilfe sein soll, in der Fußballwelt.

Er wird nicht mehr zurückgenommen. Manche finden das schade, aber es ist gewollt.

Borussia Dortmund siegt bei Eintracht Frankfurt: Videobeweis als Allheilmittel

In diesem Fußballgeschäft, in dem Milliarden jongliert werden, wollte niemand abhängig sein von Entscheidungen eines einzigen Mannes mit Pfeife und Spraydose, abhängig von womöglich falschen Wahrnehmungen, schlechter Sicht oder mieser Tagesform. Es geht um viel, viel Geld, allein am Dienstag in der Champions League zwischen Lissabon und Frankfurt stehen 15 Millionen auf dem Spiel.

Der Videobeweis sollte das Allheilmittel sein, der Videoschiedsrichter zusätzlich schauen, helfend einschreiten, wenn der Unparteiische krass daneben gelegen hat, dabei dennoch oberste Instanz auf dem Platz bleiben.

Mario Götze und Jesper Lindström verstehen die Welt nicht mehr, Schiri Sascha Stegemann lässt sich nicht beirren.
Mario Götze und Jesper Lindström verstehen die Welt nicht mehr, Schiri Sascha Stegemann lässt sich nicht beirren. © afp

BVB-Sieg in Frankfurt: Deutlich weniger Fehlentscheidungen durch Videobeweis

Unbestritten ist, dass es deutlich weniger Fehlentscheidungen gibt. Es fallen keine irregulären Tore mehr, es gibt keine zwei Meinungen in der Frage Abseits oder nicht (selbst wenn es absurderweise um Zehnagellänge geht), versteckte Fouls werden entdeckt, das Spiel ist, wie man so schön sagt, gerechter geworden.

Aber zu welchem Preis?

Denn natürlich sind eben auch die „Kaufhausdetektive im Keller“ (Schalke Vorstand Peter Knäbel) fehlbar, auch ihnen unterlaufen Bolzen, bewerten Situationen unterschiedlich, sehen Dinge anders und legen - ohne Stadiondynamik - zuweilen eine falsche Elle an. Ein so rasantes Spiel etwa anhand von Standbildern oder extremen Zeitlupen zu analysieren, kann bisweilen problematisch werden. Es gibt zudem Entscheidungen aus dem Keller, die nicht der Wirklichkeit auf dem Rasen entsprechen. Und in dem Bestreben nach absoluter Perfektion, ist gerade hierzulande über das Ziel hinausgeschossen worden.

Eintracht Frankfurt nach BVB-Spiel: Krasse Fehlleistungen des Video-Assistenten

Im Grunde ist durch den VAR die Entscheidungsebene nur verlagert. Fehler, und das ist der große Trugschluss, passieren selbst mit Adlerblick und acht Kameraeinstellungen, weil Menschen vor den Bildschirmen sitzen. Aber: Die Installation dieser Aufsichtsbehörde verändert das Spiel, sie stört es mannigfach, vermiest einem fast den Stadionbesuch - wenn jedes Tor minutenlang gecheckt werden muss, ehe man guten Gewissens jubeln kann, wenn Aktionen, die kaum einer bemerkt hat, viel, viel später geahndet werden, wenn sich der VAR in dieser Szene meldet, in der identischen im nächsten Spiel aber nicht. Und weiter keine Klarheit beim Handspiel. Das nervt, fast sehnt man Zeiten zurück, da nur einer der Buhmann war.

Und Fehlleistungen, krasse wie jetzt in Frankfurt, passieren trotz allen technischen Schnickschnacks dennoch, sorgen für Unmut und noch mehr Ärger. Mit einem anderen Unparteiischen vor dem Bildschirm wäre die Partie in Frankfurt wohl anders ausgegangen. Das kann nicht sein. Solch eklatante Aussetzer dürfen auf diesem Niveau nicht passieren.

Noch eines: Der VAR sägt gleich doppelt an der Autorität des Schiris auf dem Rasen. Erst, indem er ihn auf seine Unvollkommenheit stößt, dann, wenn er ihm falsche Infos gibt wie in Frankfurt, und ihn damit im Stich lässt. Macht der VAR also noch Sinn? Ein ungutes Gefühl zumindest bleibt. (Thomas Kilchenstein)

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