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Max und Mario – wieder vereint bei Eintracht Frankfurt

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Von: Ingo Durstewitz

Eine Liaison, die halten könnte: Eintracht Frankfurt verpflichtet Linksverteidiger Philipp Max, der sich als Götze-Fan outet - und Pellegrini macht den Abflug zu Lazio.

Frankfurt – Der Mann sticht heraus. Weniger durch seine Flanken, die er gleich in seinem ersten Training auf deutschem Boden im doppelten Dutzend hereinschlug, scharf, schnittig, schon sehr brauchbar, so alles in allem. Doch der Bursche fällt vor allem wegen seiner Haarfarbe auf, grell, leuchtend, wasserstoffblond. So ein bisschen scootermäßig. Ein echter Hingucker, der neue Mann von Eintracht Frankfurt, 29 Jahre alt, gekommen aus Eindhoven. Gestatten, Philipp Martin Max, Sohn der Schalke-Legende Martin Max und selbst eingefleischter Fan der Knappen. Die Liebe wird erst einmal auf Eis gelegt, denn der stramme Max ist eine neue Liaison eingegangen, und er hat ein bisschen was vor mit ihr. Champions League findet er ganz besonders cool.

Am Dienstagmorgen, dem letzten Tag der winterlichen Transferperiode, ist der Wechsel von PSV zur Eintracht fix gemacht worden. Eine Überraschung war das nicht mehr. Der Linksverteidiger wird zunächst einmal ausgeliehen bis Saisonende, anschließend besitzen die Frankfurter eine Kaufoption, die bei nicht mal zwei Millionen Euro liegt. Ein Schnäppchen. Da kann man nicht viel falsch machen, da ist das Risiko gering und überschaubar, zumal Max auch noch auf Gehalt verzichtet, eine knappe Million Euro für ein halbes Jahr einstreicht. Das ist weniger, als er in Holland ausgezahlt bekommen hätte. „Mit Philipp Max gewinnen wir einen erfahrenen Verteidiger dazu, der uns für die zahlreichen anspruchsvollen Aufgaben noch variabler und flexibler macht“, sagt Sportvorstand Markus Krösche. „Mit seinen Fähigkeiten und auch als Person passt er perfekt in unser Team. Wir sind froh über die Option, ihn längerfristig binden zu können.“

Luca Pellegrini verlässt Eintracht Frankfurt: Einziges Missverständnis

Im Zuge dessen ist die Leihe mit Luca Pellegrini vorzeitig beendet worden. Der Italiener, auf derselben Position wie Max zu Hause, kehrt zu seinem Stammverein Juventus Turin zurück und wird von dort direkt weiter zu Lazio Rom verliehen. Das Engagement des 23-Jährigen war ein einziges Missverständnis, er konnte nicht überzeugen und war spätestens seit einem offenen Disput mit Trainer Oliver Glasner auf der Promoreise in Japan auf dem Abstellgleis. Eintracht und Pellegrini – das passte so gar nicht.

Bei Philipp Max indes könnte es tatsächlich was werden. Die Verpflichtung des Rheinländers macht für beide Seiten Sinn, der kernige Abwehrmann mit eingebautem Angriffsgen passt perfekt ins Schema der Hessen. Deren Ausrichtung ist ja auf Sturm und Drang ausgelegt, durch die seit Jahren praktizierte Dreierkette müssen die Außenbahnspieler weite Wege zurücklegen und das Angriffsspiel ankurbeln, sie sind verkappte Flügelstürmer mit defensiven Aufgaben.

Machen wieder gemeinsame Sache in Frankfurt: Philipp Max (links) und Mario Götze.
Machen wieder gemeinsame Sache in Frankfurt: Philipp Max (l.) und Mario Götze (r.) © Gerhard Schultheiß/Jan Huebner

Genau so ist die Spielweise des Linksfußes, er ist einer, der seine Stärken klar in der Offensive hat, der dynamisch und schnell ist, der sein Herz auf dem Platz lässt und auch schöne Bananenflanke à la Manni Kaltz schlagen kann. Er hat sie sich aber in seiner Jugend von David Beckham abgeguckt. Der war ja auch nicht schlecht. Sonstige frühere Vorbilder: Roberto Carlos, David Alaba, Marcelo. Alles Linksverteidiger. „Auf dem Spielfeld mittlerweile die komplexeste Position.“

Fünf Jahre hat er einst für den FC Augsburg gespielt, kam in der Saison 2017/18 auf bemerkenswerte 13 Vorlagen (zwei Tore) und galt zeitweise als bester Linksverteidiger Deutschlands – viele Jahre aber konsequent ignoriert vom ewigen Jogi Löw. Vielleicht lag es an den öfter mal wechselnden Frisuren oder der damals leicht extravaganten Art des Tattoo-Freaks. Wer weiß das schon? Max musste jedenfalls erst zu einem niederländischen Topteam wechseln, um von Joachim Löw nicht mehr links liegen gelassen zu werden. Debüt für die Nationalelf im November 2020. „Das hatte eine wahnsinnig große Bedeutung, ein Traum, schon immer mein Riesenziel“, sagte er, der mit der deutschen Olympiaauswahl 2016 Silber gewann.

Denn geschenkt worden ist ihm, der in der Jugendakademie des FC Bayern ausgebildet wurde, sein erstes Bundesligaspiel für Schalke 04 machte und für den Karlsruher SC in der zweiten Liga spielte, in seiner Karriere nichts. „Ich bin immer der Underdog gewesen, dem das nie so richtig zugetraut wurde“, betont er. Dafür hat er es ganz schön weit gebracht.

Aber leider nicht zur EM 2021, vorher ist er wieder ausgebootet worden, woran er, wie er sagt, „ganz schön zu knabbern“ hatte. So ist seine Nationalmannschaftslaufbahn bei drei Spielen stehen geblieben. Vielleicht aber startet er jetzt, im gesetzten Alter, noch mal durch?

In Eindhoven ist er zu einem reiferen, besseren Spieler geworden. „Ich bin einige Schritte in meiner Entwicklung vorangekommen.“ Das lag auch an Roger Schmidt, den er als außergewöhnlich guten Fußballlehrer und auch Menschen charakterisierte: „Akribisch, energisch und empathisch.“ Max vergleicht sich selbst mit seinem früheren Trainer. „Ich sehe mich in Roger manchmal selbst. Ich komme auch über das innere Feuer.“

Seit sich Schmidt abgesetzt hat und nun Benfica Lissabon anleitet, ist es um Max wieder ruhiger geworden. In dieser Saison kam er nicht wie erhofft auf Touren, zuletzt lief es gar nicht mehr. In den letzten vier Spielen stand er nicht mehr in der Startelf, zweimal flog er aus dem Spieltagskader. Da kam das Angebot der Eintracht gerade recht. Der Routinier, der in Frankfurt mit der Nummer 32 auflaufen wird, musste nicht lange überlegen, war sofort Feuer und Flamme.

Zumindest ein kleines Puzzelteil bei seinem Wechsel spielte auch Mario Götze, mit dem er in Eindhoven schon zusammenspielte und auf den er große Stücke hält. „Er ist einer der besten deutschen Fußballer“, findet Max. „Mit ihm Fußball zu spielen und darüber zu sprechen, das ist für mich etwas ganz Besonderes.“ Max und Mario, wieder vereint. (Ingo Durstewitz)

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