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Erfolg der Eintracht weckt Begehrlichkeiten

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Von: Thomas Kilchenstein

Eintracht Frankfurt will gegen den Tabellenvorletzten Hertha Berlin nichts anbrennen lassen. Trainer Oliver Glasner hat personell freie Wahl – und Philipp Max könnte sein Debüt geben.

Frankfurt – Natürlich ist der Frankfurter Trainer gefragt worden, ob das jüngste Berliner Erdbeben mit dem unerwarteten Rausschmiss des vormaligen doppelten Managers des Jahres, Fredi Bobic, bei Hertha, Auswirkungen auf das Spiel von Eintracht Frankfurt haben könnte. Oliver Glasner hat da nur mit den Schultern gezuckt und lapidar gesagt, in den letzten eineinhalb Jahren sei in Berlin ja „immer was los gewesen“, er wisse nicht, ob das Bobic-Aus das Berliner Ensemble beflügele. „Mal hat es Auswirkungen, mal nicht.“

Im Übrigen habe er in erster Linie den Gegner vom Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Stadtwald unter rein sportlichen Gesichtspunkten unter die Lupe genommen. Und was ihm seine Analysten aufbereitet haben, hat den Fachmann keinesfalls überrascht: körperlich robust, gute Spielanlage, schnelles Umschaltspiel - die „Alte Dame“ habe halt nur nicht die Punkte geholt. „Ich erwarte ein heiß umkämpftes Duell“, fasste Oliver Glasner zusammen. In Berlin freilich hat Hertha-Trainer Sandro Schwarz, der lange Zeit in Frankfurt lebte, zur gleichen Zeit kein Hehl daraus gemacht, was die Stunde geschlagen hat: „Das war eine beschissene Woche.“

Die Partie der Frankfurter gegen den Tabellenvorletzten ist der Auftakt einer Reihe von vier Spielen, die tunlichst nicht in den Sand gesetzt werden sollten von den Hessen, wenn sie oben dran bleiben und ihre sehr ambitionierten Ziele erreichen wollen: Hertha, Darmstadt im Pokal, in Köln, gegen Werder Bremen. Gegen diese Bundesligateams hat sich die Eintracht in der Hinrunde schwer getan, schwerer auf jeden Fall als gegen die vermeintlichen Hochkaräter, Teams, die Räume eng machen, hinten stehen und nicklig agieren, liegen den Frankfurtern nicht so sehr. Jetzt gilt es, die beiden gewonnenen Zähler in Freiburg und in München zu vergolden. Und nach diesem Quartett kommen die Kracherspiele gegen SSC Neapel im Champions-League-Achtelfinale und dann bei RB Leipzig. Ein Straucheln jetzt ist im Moment, da die ersten Sechs der Tabelle eng beieinander liegen, eigentlich verboten.

Bessermacher Hasebe bei Eintracht Frankfurt

Da trifft es sich, dass der Fußballlehrer aus Österreich personell aus dem Vollen schöpfen kann - alle sind fit, die beiden Langzeitverletzten Marcel Wenig und Eric Dina Ebimbe ausgenommen, selbst Faride Alidou, der am Mittwoch umgeknickt war im Training, dürfte wieder spielfähig werden bis Samstag - wenn er es denn überhaupt in den Spieltagskader schafft.

Gibt seinen Nebenleuten dank seiner Präsenz und Qualität Halt: Methusalem Makoto Hasebe.
Gibt seinen Nebenleuten dank seiner Präsenz und Qualität Halt: Methusalem Makoto Hasebe. © AFP

Denn in Philipp Max ist ja ein Spieler frisch dazugekommen, der ganz sicher unter den auserwählten 20 Mann sein wird. Ob der neue Mann aus Eindhoven sogar von Anfang an seinen linken Flügel beackern darf, wollte Glasner am Donnerstag nicht verraten. Darüber wolle er sich noch Gedanken machen, zumal die beiden Außen Aurelio Buta und Ansgar Knauff zuletzt ihre Sache ebenfalls gut gemacht hätten. Aber klar ist: Max war „sofort integriert“, war sofort „voll angekommen“ im Team. Er bringt als Linksfuß und dank seines Offensivdrangs eine neue Qualität ins Frankfurter Spiel - womöglich könnte er am ehesten jene Vakanz schließen, die sich durch den Weggang von Filip Kostic ergeben habe.

In all seinen personellen Überlegungen hat Coach Glasner natürlich auch die Belastungssteuerung im Auge. Am Dienstag geht es schon weiter, im Pokal gegen Darmstadt 98. Gerade für Spieler wie Sebastian Rode, der in München bravourös spielte, oder auch Makoto Hasebe sei die enge Spiele-Taktung eine ganz besondere Herausforderung.

Andererseits ist der 39 Jahre alte Japaner weiterhin fast unverzichtbar für die Elf, das hat er gerade erst wieder in München unter Beweis gestellt. „Es ist offenbar so, dass Makoto unseren Spielern dank seiner Anwesenheit, Erfahrung, Präsenz und natürlich Qualität einen Halt gibt“, räumt Trainer Glasner ein. Mit anderen Worten: Hasebe macht seine Nebenleute besser, sie fühlen sich auf dem Feld einfach wohler, sicherer, „sie harmonieren miteinander“. Und es spielt sich leichter, wenn man weiß, dass da einer ist, der die Verantwortung schultert. „Ich bin froh, Makoto zu haben“, wiederholt Glasner immer wieder, und trotzdem hat er es erst einmal mit anderen Profis versucht.

Natürlich auch, um die jüngeren Spieler in ihrer persönlichen und spielerischen Entwicklung voran zu bringen. Eine ähnlich positive Entwicklung hat er bei Torwart Kevin Trapp erkannt, der nicht nur ein hervorragender Schlussmann sei, sondern vor allem in puncto Persönlichkeit, Ausstrahlung und Präsenz einen Sprung gemacht habe. Dazu sei er noch ein „sexy Torwart“.

Attraktives Paket bei Eintracht Frankfurt

Das war eine kleine Replik auf eine Frage vorher aus dem Auditorium, warum die Eintracht, die am Donnerstag den Vertrag mit Ersatztorwart Jens Grahl, 34 Jahre alt, vorzeitig bis 2026 verlängerte, von vielen Fachleuten als derzeit „sexiest“ Klub geadelt werde.

„Ich denke, dass wir in der Wahrnehmung attraktiv sind, auch der Spielstil. Das Gesamtpackage ist attraktiv. Jedes Heimspiel ist ausverkauft, auswärts ist unser Block immer ausverkauft. Der Klub wächst und gedeiht“, sagte der 48-Jährige. Oder einfach: Erfolg macht sexy. (Thomas Kilchenstein)

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