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Eintracht-Gegner Royal Antwerpen: Von Metzgern, Nackten und Ninjas

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Von: Daniel Schmitt

Emotionaler Schreihals: Michael Frey (links) lässt sich beim Torjubel gerne auch mal härter anpacken.
Emotionaler Schreihals: Michael Frey (links) lässt sich beim Torjubel gerne auch mal härter anpacken. © imago images/Panoramic International

Eintracht Frankfurts Gegner Royal Antwerpen ist ein Team ohne Stars, dafür aber eines mit besonderen Typen - allen voran Mittelstürmer Michael Frey.

Michael Frey, der Mann mit dem vielen Oberkörper und dem wenigen Haar, redete sich vor langer Zeit mal ein, der beste Mittelstürmer der Welt zu werden. Damals, vor nunmehr zehn Jahren auf einem Dorfplatz in Münsingen unweit von Bern, diktierte er diesen Wunsch einem fleißigen Redakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“ in den Notizblock. „Ich setze mir kein Limit“, fügte er noch zu. Nun gut. Frey, zarte 18 in dieser Zeit und längst noch nicht mit Carsten-Jancker-Gedächtnisfrisur (nennen wir es mal Frisur), sondern mit veritabler Tolle unterwegs, stand unmittelbar vor dem Sprung in den Profifußball.

Er packte ihn, einigermaßen schnell sogar bei den Young Boys aus Bern als junger Mann, danach aber geriet der Aufstieg zum Superstürmer des Planeten doch zumindest ein My weit ins Stocken. Klar, bei Royal Antwerpen sind sie froh, sich die Dienste des 28-jährigen Schweizers in diesem Sommer gesichert zu haben, beim Europa-League-Gegner von Eintracht Frankfurt (Donnerstag, 18.45 Uhr/live bei TV Now), ist er mit Abstand gefährlichster Angreifer, ansonsten aber, nun ja: keine Sorge liebe Haalands und Lewandowskis dieser Fußballwelt.

Royal Antwerpen: Michael Frey trifft konstant

Frei von jeglicher Ironie ist Michael Frey, einst auch für eine Zweitligarunde beim 1. FC Nürnberg am Ball, zweifelsohne ein wichtiger Baustein im Team von Trainer Brian Priske. Der Däne, der nach der Antwerpener Qualifikation für den Europapokal auf dem Pressepodium nur mit einem Handtuch bedeckt den Medien Rede und Antwort stand – Stichwort: Wettschulden –, hat das Spiel seines Teams so ziemlich auf den Riesen Frey ausgerichtet. Viele Flanken segeln im 4-2-3-1-System in die Mitte, der 1,90-Meter-Mann soll sie zu Toren veredeln. Bereits elfmal ist ihm das in dieser Saison wettbewerbsübergreifend gelungen, nur Ricardo Gomes von Partizan Belgrad ist derzeit europaweit erfolgreicher (zwölf Tore).

Der Höhepunkt: ein Fünferpack Anfang August im Ligaspiel gegen Standard Lüttich. Chapeau. „Mit dem Rücken zum Tor kann ich viele Bälle halten“, findet Frey selbst. Und das Füßchen bei Hereingaben hinhalten, das auch noch recht manierlich.

Michael Frey ist nicht nur ein treffsicherer Angreifer, sondern auch ein Anführer. Einer, der zwar mittlerweile nur noch ganz selten mit der Presse spricht, da fühlte er sich zeit seiner Karriere zu oft zu unfair behandelt, der intern aber vorangeht. Meinungsstark, aneckend, auch ungemütlich. Weil bei seinem vormaligen Verein OSC Lille die Genesung infolge einer Knöcheloperation nicht nach Wunsch verlief, schnaubte er den Ärzten hinterher: „Der Dorfmetzger von Münsingen hätte das genauso gut gemacht.“ Oder besser, geisterte wohl insgeheim durchs Oberstübchen.

Michael Frey provoziert Adi Hütter

Seinem Ex-Trainer Adi Hütter, wohlbekannt in Frankfurt und zu Berner Zeiten kein großer Fan von Frey, kam er im Pokalfinale 2018 in Diensten des FC Zürich beim Torjubel provozierend nahe. Sehr nahe. Er mag das halt, dieser Hüne, sich aufzureiben für seine Zwecke und die seiner Mannschaft, die freilich auch ruhigere, introvertierter Spieler in ihren Reihen vereint, von denen einige aber ebenfalls schon in Deutschland kickten: Johannes Eggestein bei Werder Bremen, Birger Verstraete beim 1. FC Köln und Viktor Fischer beim FSV Mainz 05. Großartige Spuren haben sie bei ihren Klubs allerdings nicht hinterlassen.

Anders ist das schon bei Radja Nainggolan, dem bekanntesten Profi in Diensten der Belgier. Der defensive Mittelfeldspieler ackerte sich einst durchs Mittelfeld von Inter Mailand, wurde Meister in Italien und in jener Liga der beinharten Abräumer einer der gefürchtetsten. Der Ninja, so sein wohlverdienter Spitzname, rennt giftig das Feld auf und ab, heute freilich nicht mehr ganz so schnell und viel wie damals: Fixpunkt im Spiel der Gastgeber ist der 33-Jährige aber allemal.

Royal, übrigens im schrulligen Waldkauzstadion beheimatet, gewann in der Liga zuletzt viermal nacheinander, als Vierter trennt das Team nur ein Punkt von Spitzenreiter Brügge, gerade gegen Leipzig in der Champions League siegreich. In der Europa League verloren Frey, Nainggolan und Co. dagegen mit 1:2 in Piräus.

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