Schwere Krawalle in Neapel

Wilde Jagdszenen in Neapel zwischen Randalieren und der Polizei.
Brennende Autos, verwüstete Cafés, Leuchtraketen gegen Polizisten: Vor dem Champions-League-Spiel von Eintracht Frankfurt beim SSC Neapel ist es in der süditalienischen Stadt zu Ausschreitungen gekommen. Wie auf Videos zu sehen ist, warfen Hooligans am Mittwochnachmittag Tische, Stühle und Feuerwerkskörper in Richtung der Einsatzkräfte. Ein Polizeiauto wurde in Brand gesetzt. Der „Corriere dello Sport“ schrieb gar von einem „Guerillakrieg“ im historischen Zentrum der Stadt.
„Es ist klar, dass das niemand sehen möchte. Es sind die Ausschreitungen, die wir seit dem Tag der Auslosung befürchten mussten. Wir müssen das vollständig aufarbeiten. Aber das braucht Zeit“, sagte der für Fanthemen zuständige Eintracht-Vorstand Philipp Reschke vor dem Anpfiff der Partie: „Das Wichtigste ist, dass es keine Verletzten gibt. Weder auf Polizeiseite noch bei den Fangruppen.“
Laut Medienberichten griffen Frankfurter Ultras, unter die sich auch Anhänger vom befreundeten Klub Atalanta Bergamo gemischt haben sollen, die Polizisten an. Auf Amateuraufnahmen ist auch zu sehen, wie Napoli-Hooligans mit Stöcken attackierten und Pyrotechnik gegen Ordnungskräfte schossen. Laut Polizeiquellen waren beide Fanlager an den Ausschreitungen beteiligt, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. „Die Neapel-Fans haben unsere Fans angegriffen und dann wurde das in Gang gesetzt, was wir gesehen haben“, sagte Reschke. Diese Information habe er von der Polizei erhalten.
Reporter werden verfolgt
Die Präfektur von Neapel hatte Fans aus Frankfurt mit einem Verbot des Ticketverkaufs indirekt den Einlass ins Stadion verwehrt. Die r empörte Eintracht verzichtete auf das Kontingent an Gästetickets und rief ihre Anhänger auf, nicht nach Neapel zu reisen. Trotz des Appells waren jedoch einige Hundert Fans nach Italien gekommen. „Man hat gesehen, dass solche Erlasse untauglich sind“, so Reschke. „Damit kann man Ausschreitungen nicht verhindern.“
Am Mittwoch bestätigten sich die Befürchtungen: Nachdem ein Fanmarsch vom Hafen in die Innenstadt ohne Zwischenfälle verlaufen war, eskalierte die Situation vor Einbruch der Dämmerung. Es dauerte eine Weile, bis die Polizei die Lage in den Griff bekam. Die Frankfurter wurden dann mit Bussen zurück ins Hotel gebracht. Berichten zufolge wurden die Busse dabei von Napoli-Fans mit Steinen und Flaschen beworfen.
Der HR berichtete zudem von „größeren Gruppen von Napoli-Anhängern“, die am Dienstagabend „teilweise bewaffnet“ unterwegs gewesen seien. Zu einem Zwischenfall kam es, als eine bewaffnete Napoli-Fangruppe laut HR eine Gruppe Frankfurter Journalisten verfolgte. Diese konnten sich mithilfe von Zivilpolizisten in ihr Hotel retten.
„Die Szenen der Zerstörung unserer historischen Innenstadt sind unannehmbar“, so Neapels Bürgermeister Gaetano Manfredi. „Wir verurteilen aufs Schärfste diese Taten der dafür Verantwortlichen, von welcher Seite sie auch immer ausgingen.“ dpa/sid/FR