Ter Stegen oder Trapp: Die Form muss stimmen

Eintracht-Torwart Kevin Trapp zeigt Topleistungen, muss im DFB-Team aber mit der Rolle als Nummer zwei hinter Marc-André ter Stegen begnügen. Ein Kommentar.
Ende der 60er Jahre hat Hertha BSC ein interessantes Projekt gestartet, vielleicht war ihr Trainer Helmut Kronsbein auch nur einfach nicht entscheidungsfreudig genug, so genau lässt sich das nicht mehr sagen. Zwei Torhüter hatten die Berliner seinerzeit unter Vertrag, Volkmar Groß der eine, Gernot Fraydl, ein Österreicher, der andere, und beide standen sich in puncto Leistung in nichts nach. Kronsbein wollte keinen Ballfänger bevorzugen, also wechselten sie sich der Einfachheit im Tor ab, mal spielte der eine, mal der andere, beide kamen so auf 17 Spiele pro Saison. So kann man das natürlich machen. Es waren andere Zeiten.
Heute macht man das anders: Heute fällen Trainer gerade für die Personalie im Tor gerne früh eine Entscheidung grundsätzlicher Natur, Keeper X ist meine Nummer eins, Keeper Y die Zwei, das muss er akzeptieren. Das hat Vorteile für den Platzhirschen unter der Latte, er spürt ein gewisses Vertrauen, kann sich sicher sein, nicht gleich nach dem ersten Bock auf die Ersatzbank beordert zu werden. Gerade Torleute brauchen Sicherheit und einen starken Rücken, wenn sie sich verlässlich quer legen sollen. Und der Harmonie mit den verteidigenden Vorderleuten täte ein steter Wechsel sicher auch nicht gut.
Trapp nur die Nummer zwei
Hansi Flick hat jetzt nichts anderes gemacht und eine Reihenfolge für das Tor der deutschen Nationalmannschaft festgeklopft. So lange Manuel Neuer noch malad ist, ist Marc-André ter Stegen die Nummer eins, Kevin Trapp die Nummer zwei, „ganz klar“ (Flick). Ein offenes Rennen um den Kasten der Nationalelf gibt es folglich nicht, der Mann aus Barcelona wird Ende März im Tor stehen, wenn es gegen Peru und Belgien geht. Und in den danach folgenden Spielen ebenfalls.
Klarheit ist meistens gut, alle wissen Bescheid, keiner braucht sich falschen Hoffnungen hinzugeben. Und doch ist natürlich ein solcher Freifahrtschein im Hochleistungssport zuweilen kontraproduktiv. Wichtig wird sein, dass der Trainer Flick nicht sklavisch an dieser Jobgarantie festhält - wie er das etwa bei der verkorksten WM in Katar zu lange mit Müller, Süle, Schlotterbeck gehandhabt hat - wenn die Form längst nicht mehr stimmt. Entscheidend für eine Nominierung muss weiterhin die aktuelle Leistung sein, in Topform muss sein, wer einen Startplatz im Gehäuse ergattern will.
Fußball ist immer ein Tagesgeschäft, wer in besserer Verfassung ist, sollte spielen und nicht, weil vor Monaten eine Reihenfolge „ganz klar“ festgelegt wurde. Das sollte eigentlich eine Binsenweisheit sein.