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Union Berlin zwischen Stolz und Selbstkritik

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Von: Daniel Schmitt

Mussten den Ball in Belgien dreimal zum Anstoßpunkt tragen: Rani Kedira (links) und Sheraldo Becker.
Mussten den Ball in Belgien dreimal zum Anstoßpunkt tragen: Rani Kedira (links) und Sheraldo Becker. © Imago

Die Köpenicker scheitern schlapp in der Europa League stecken vor dem Eintracht-Spiel ein bisschen in der Krise. Trainer Urs Fischer aber weiß einen Ausweg

Selbst der in der Fußballwelt weit rumgekommene Loddar zückte sofort sein Smartphone, so etwas, diese rund 2000 laut singenden und applaudierenden Fans vom FC Union Berlin, wollte er dann doch für die Nachwelt festgehalten wissen, oder zumindest fürs eigene Bewegtbildarchiv. Waren ja schließlich nett anzusehen, diese Szenen nach Spielschluss der Europa-League-Partie in Belgien. Erst dann, nachdem er alles im Kasten hatte, ließ Lothar Matthäus seine Expertise für den übertragenden TV-Sender walten.

Der Rekordnationalspieler musste Sachen sagen, die ihm augenscheinlich so gar nicht gefielen, was er freilich mit den stolz-feiernden Union-Fans gemein hatte. Nämlich, dass die Ostberliner beim belgischen Leichtgewicht Union Saint-Gilloise einen gebrauchten, ja richtig schlechten Tag erwischt hatten. Ein 0:3, das nach dem 3:3-Hinspiel das verdiente Aus im Achtelfinale bedeutete, und das bei den Protagonisten gleichsam Stolz ob der beachtlichen Europa-Reise wie Frust ob der gebotenen Leistung nach sich zog.

„Nicht Union-Berlin-like“

„Mit einer gewissen Distanz wird der Stolz überwiegen“, vermutete etwa Union-Trainer Urs Fischer, aus der Nähe fühlte sich diese fußballerische Abreibung dann aber doch mies an, wie Rani Khedria unumwunden zugab: „Wir wurden über 90 Minuten abgefertigt. Das war nicht Union-Berlin-Like“, kritisierte der Mittelfeldspieler, der seinen Frust nicht zu verbergen versuchte. „Von der ersten bis zur letzten Sekunde waren wir nicht auf dem Platz, waren nicht agil, waren nicht aggressiv, haben unser Spiel nicht auf den Platz bekommen.“ Daher sei man „hochverdient ausgeschieden“, so Khedira.

Es waren diese kritischen Töne zweifelsohne treffende, die Partie in Belgien hatten die Berliner derart in den Sack gehauen, wie sie es sich selbst vorher kaum hätten vorstellen können. Wobei? Im Grunde kamen die kollektiven und individuellen Aussetzer nicht ganz überraschend daher.

Trainer beschwört Teamgeist

In der Bundesliga stehen die Köpenicker vor dem Sonntagsspiel (15.30 Uhr/Dazn) daheim gegen Eintracht Frankfurt, noch so ein europäisches Ex-Mitglied, zwar weiterhin auf einem exzellenten vierten Platz, die Leistungskurve aber zeigt seit Wochen nach unten. Wettbewerbsübergreifende fünf Begegnungen am Stück sind die Berliner nun schon ohne Sieg, aus den letzten acht Spielen holte das Team nur einen Dreier. Bei der Fehleranalyse sprach Trainer Fischer daher für seine Verhältnisse, bekanntlich ist der Schweizer ein zurückhaltender, reservierter Zeitgenosse, Klartext.

Individuelles Versagen in Dauerschleife monierte er zum Beispiel und fügte an: „Wenn du solche Fehler machst, und das nicht erst seit heute, musst du dich nicht wundern“, so Fischer. Union müsse wieder zu sich selbst finden, forderte der 57-Jährige. „Am Schluss müssen wir als Mannschaft funktionieren. Das hat uns dahin gebracht, wo wir stehen.“

Am Sonntag gegen die Eintracht wird sich weisen, ob die Berliner derart gefestigt und weit in ihrer allgemeinen Entwicklung sind, um sich aus dem Formtief rauszuackern. Es gelte jetzt, sagte der Trainer, „den Faden wieder zu finden und die Fehler abzustellen.“ Dann sei er sehr zuversichtlich, dass auch wieder Siege herausspringen würden. Aus dem Hintergrund ertönten passenderweise just in diesem Moment Urs-Fischer-Sprechchöre von den Rängen. mit dpa/sid

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