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„Will mich nicht länger verstecken“: Nationalspieler Jankto outet sich in emotionaler Botschaft

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Von: Antonio José Riether

Der tschechische Erstligaprofi und Nationalspieler Jakub Jankto bekannte sich am Montag öffentlich zu seiner Homosexualität. Sein Klub steht hinter ihm.

Prag – Homosexualität ist im Männerfußball ein Tabuthema, daran hat sich auch im Jahr 2023 nichts geändert. Besonders in der beliebtesten Sportart Mitteleuropas ist die Hemmschwelle für schwule Spieler besonders groß. Oft sind die Angst vor dem Voyeurismus der Öffentlichkeit sowie Schmähungen von Fans Gründe gegen ein Coming-out. Nachdem ein australischer Profi und ein englischer Jungspieler in den letzten Monaten bereits den Schritt gewagt hatten, machte ein tschechischer Erstligaspieler ebenfalls auch seine Homosexualität publik. Und formulierte seine Botschaft unmissverständlich.

Jakub Jankto
Geboren: 19. Januar 1996 in Prag
Profi-Stationen: Udinese Calcio, Ascoli Picchio, Sampdoria Genua, FC Getafe
Aktueller Klub: Sparta Prag (Leihe)
Länderspiele: 45 für Tschechien (4 Tore)

Jakub Jankto: Tschechischer Nationalspieler spielte bereits in Italien und in Spanien erste Liga

Jakub Jankto ist ein waschechter Prager Junge. Der 27-Jährige spielte in der Jugend sowohl für Viktoria Žižkov als auch für Slavia Prag, in der U19 entdeckte der italienische Profiklub Udinese Calcio jedoch sein Talent und verpflichtete ihn im Jahr 2014 für 700.000 Euro. Insgesamt sieben Jahre lief er für verschiedene Teams aus Italien auf, so wurde er nach Ascoli sowie an Sampdoria Genua verliehen, letzterer Klub holte den linken Mittelfeldspieler 2019 für satte 14,5 Millionen Euro.

Im Sommer 2021 wagte Jankto den Schritt nach Spanien zum FC Getafe, beim Erstligisten im Madrider Vorort konnte er sich in seiner ersten Saison allerdings nicht durchsetzen, weshalb er zurück in seine Heimat wechselte. So schnappte sich der tschechische Rekordmeister Sparta Prag den 45-fachen Nationalspieler leihweise für ein Jahr mit einer anschließenden Kaufoption. So weit klingt Janktos Laufbahn gewöhnlich und ist mit den Biografien vieler Erstligaspieler vergleichbar.

Jakob Jankto (l.) spielte bereits 45-mal für die tschechische Nationalmannschaft.
Jakub Jankto (l.) spielte bereits 45-mal für die tschechische Nationalmannschaft. © Sven Beyrich/imago

Jakub Jankto: Tschechischer Profi outet sich in emotionalem Video - „Möchte in Freiheit leben“

Allerdings trug Jankto im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen offenbar jahrelang einen riesigen Rucksack auf seinen Schultern. In einem Video nahm er diesen nun ab. „Hallo, ich bin Jakub Jankto“, beginnt der Profi in seinem Statement, das er am Montagmittag selbst auf sämtlichen Social-Media-Kanälen teilte.

„Ich habe meine Stärken, ich habe meine Schwächen, ich habe eine Familie, ich habe meine Freunde, ich habe einen Job, den ich seit Jahren so gut ich kann, mit Ernsthaftigkeit, Professionalität und Leidenschaft ausübe“, so Jankto. „Ich möchte auch mein Leben in Freiheit leben. Ohne Ängste, ohne Vorurteile, ohne Gewalt. Aber mit Liebe“, führt er fort und kommt zum Kern der Botschaft: „Ich bin homosexuell und will mich nicht länger verstecken“, sagt der Mittelfeldspieler.

Sparta-Prag-Profi Jakub Jankto mit Coming-out-Video: „Das ist keine Unterhaltung“

Die Ernsthaftigkeit seines Videos spiegelt sich auch im Disclaimer nach dem Video wider, dort schreibt Jankto: „Das ist keine Unterhaltung. Der Zweck dieses Videos ist es, andere zu ermutigen.“ Auch der Rahmen des Statements wurde möglichst simpel gehalten, so spricht Jankto hinter einem schwarzen Hintergrund fokussiert in die Kameralinse.

Der Profi kann in der aktuellen Phase auf die Rückendeckung seines Vereins bauen, Sparta Prag verfasste am Montag ebenfalls eine Mitteilung zum Outing seines Spielers. „Jakub hat offen mit der Vereinsführung, dem Trainer und den Mitspielern über seine sexuelle Orientierung gesprochen“, ließ der Klub verlauten und ergänzte: „Alles andere betrifft sein Privatleben. Keine weiteren Kommentare. Keine weiteren Fragen. Du hast unsere Unterstützung, lebe dein Leben, Jakob.“ (ajr)

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