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Nach Kobe Bryants Tod: Journalistin twittert Artikel - kurz darauf wird sie beurlaubt

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Von: Antonio José Riether

Kurz nach dem Tod von Kobe Bryant teilt die US-Journalistin Felicia Sonmez einen drei Jahre alten Artikel über die NBA-Ikone - und wird kurz darauf entlassen.

Los Angeles - Der Tod von Basketball-Legende Kobe Bryant stößt in den USA auf große Bestürzung. Ein heikler Moment, wie eine Journalistin feststellen musste: Kurz nach der Schreckensnachricht teilte die Reporterin einen Artikel über Bryants Vergangenheit und wurde nicht nur Opfer eines Shitstorms - sondern im Zuge der Aufregung kurzerhand suspendiert.

Kobe Bryants Tod: Reporterin teilt provokanten Artikel - Twitter-Community tobt

Felicia Sonmez, Politik-Reporterin der Washington Post, bekommt derzeit die volle Härte der Twitter-Gemeinde zu spüren. Kurz nach dem Helikopterabsturz, bei dem unter anderem Kobe Bryant (41†) und seine Tochter Gianna (13†) ums Leben kamen, ließ sie sich zu einem Tweet hinreißen. 

Die Journalistin teilte darin einen drei Jahre alten Artikel mit dem Titel „Kobe Bryant’s Disturbing Rape Case: The DNA Evidence, the Accuser’s Story, and the Half-Confession“ (zu Deutsch: Kobe Bryants beunruhigender Vergewaltigungsfall: Der DNA-Beweis, die Geschichte des Anklägers und das halbe Geständnis). Kurz darauf löschte Sonmez den Tweet, doch da gab es bereits die ersten Screenshots. Daraufhin erhob sich ein Shitstorm gegen die Journalistin. 

Sonmez wurde wenig später gar von der Washington Post beurlaubt. Zunächst hieß es, Grund sei ihr Tweet - später berichtete der Journalist Matthew Keys auf seiner Homepage, er habe von einem Post-Mitarbeiter erfahren, wahrer Anlass sei ein von Sonmez geteilter Screenshot ihres E-Mail-Postfachs gewesen, in dem die Klarnamen von Kritikern ihres Vorgehens zu erkennen waren. 

Kobe Bryant und die Kritik: Zeitpunkt des Tweets wohl Grund für Shitstorm 

Der Zeitpunkt des Tweets von Felicia Sonmez war wohl für viele Fans des Basketball-Stars, der eine Frau und drei Kinder hinterlässt, der Grund für die emotionalen Reaktionen. Einige verlangten eine Entschuldigung seitens der Journalistin, andere drohten ihr. 

Autorin und Komikerin Bridget Phetasy twitterte: „Das ist ekelhaft. Eine Frau hat heute ihren Mann und ihr Kind verloren. Die Kinder haben ihren Vater und ihre Schwester verloren. Kinder auf der ganzen Welt haben ihren Helden verloren. Die Menschen trauern. Geben Sie ihm vielleicht einen Tag Zeit, bevor Sie auf den Erinnerungen der Verstorbenen herumtrampeln.“

Kobe Bryant: Vergewaltigungsvorwurf und ein ungewöhnliches Prozess-Ende

Der Hintergrund: Im Jahr 2003 wurde dem damals 25-jährigen Bryant vorgeworfen, eine 19-jährige Hotel-Angestellte in einem Wellness-Hotel in Colorado vergewaltigt zu haben. Nachdem die Identität der mental angeschlagenen Klägerin publik wurde, erhielt diese Drohungen und Hass-Nachrichten und ließ ihre Anzeige letzten Endes im Jahr 2004 fallen. Es hieß, sie wolle einen Schlussstrich ziehen. Es folgte lediglich eine außergerichtliche Einigung zwischen der Klägerin und Bryant.

Bryant und die Vorwürfe: Journalistin stellt sich hinter sein mutmaßliches Opfer

Die Reporterin versuchte, den „wortwörtlich zehntausenden“ Menschen, die ihr Morddrohungen und Hassmails auf Twitter schickten, ihren Standpunkt zu erklären. Sie verweist darauf, dass sie nicht die Autorin des mehr als drei Jahre alten Artikels ist und ihn nur für gute Berichterstattung hielt.

Sie schreibt weiter: „Jede öffentliche Figur ist es wert, in ihrer Gesamtheit erinnert zu werden, auch wenn diese öffentliche Figur geliebt wird und das völlig verunsichert. Dass die Leute mit Wut und Drohungen mir gegenüber reagieren, spricht Bände über den Druck, den die Menschen in diesen Fällen ausüben, um Schweigen zu erzeugen.“ Besonders mit dem letzten Satz scheint sich die Reporterin auf die Seite des möglichen Vergewaltigungsopfers zu stellen. 

Währenddessen hat eine Flitzerin mit einer irren Aktion auf Kobe Bryants Tod aufmerksam gemacht*. Die Witwe des verstorbenen Kobe Bryant Vanessa machte mit emotionalem Statement zum Vatertag auf sich aufmerksam.

ajr

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