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KTV muss Bundesligamannschaft abmelden: Vorsitzender kritisiert die Stadt Fulda

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Von: Angelika Kleemann

Alexander Pfaffenroth von der KTV Fulda turnt hier auf einem Pauschenpferd.
Alexander Pfaffenroth turnte 2020 noch für die KTV auf dem Pauschenpferd - damit ist jetzt Schluss, weil die Herrenmannschaft abgemeldet werden musste. Pfaffenroth arbeitet nun als Arzt und wollte daher kürzertreten. © Rolf Herchen/Charlie Rolff

Sie schraubten, sprangen, flogen und flankten sich in die Herzen der Zuschauer. Sieben Jahre begeisterten die Kunstturner der KTV in der Bundesliga. Nun ist Schluss. Vorsitzender Hansi Buchmann (58) meldete schweren Herzens die Mannschaft ab. Er beklagt mangelndes Interesse der Stadt, die Priorität gelte dem Fußball.

Fulda - Gegründet im Jahr 1996, nun folgte die Abmeldung der Herrenmannschaft in diesem Jahr. Für die Kunstturner der KTV Fulda (Kunstturnvereinigung) endet damit eine Ära. Denn das Kunstturnen ist „bei den Jungen definitiv zu Ende. Zumindest für einen sehr langen Zeitraum. Um so etwas aufzubauen, bedarf es bestimmt sechs, sieben Jahre Vorlauf“, meint der Vorsitzende Hansi Buchmann.

Turnen: Kunstturnervereinigung muss Herrenmannschaft abmelden

Was sind die Gründe, wieso ein Verein nach 26 Jahren abgemeldet werden muss? Das liege unter anderem an den schlechten Rahmenbedingungen. Buchmann beklagt eine fehlende Turnhalle mit feststehenden Geräten und einer Schnitzelgrube. „Das ist mein Traum und bleibt es wohl auch.“ Seit 26 Jahren sei die Halle im Gespräch - getan habe sich nichts.

„Die Nachfrage besteht. Im Kinderturnen gibt es bei fast allen Vereinen Wartelisten, es fehlen Hallenzeiten und Übungsleiter, der Ansturm ist nicht zu bewältigen“, hebt er hervor. Ein Grund für die fehlenden Rahmenbedingungen sei ein geringes Interesse der Stadt Fulda, erklärt der 58-Jährige, der beim letzten Heimwettkampf im vergangen Jahr 220 Zuschauer begrüßen konnte.

„Als Heiko Wingenfeld noch Erster Kreisbeigeordneter war, stand er voll hinter den Turnern und der damalige Bürgermeister Wolfgang Dippel auch. Aber es ist nie etwas passiert“, bedauert Buchmann. „Seit Wingenfeld Oberbürgermeister ist, habe ich das Gefühl, das Thema interessiert ihn nicht mehr.“ Hoffnung setzt er indes in Vize-Landrat Frederik Schmitt, der sich in der Hallenfrage bemühe.

Hansi Buchmann, Multifunktionär und Vorsitzender der KTVFulda, zeichnet für das Turnen nach der Corona-Pause ein düsteres Bild.
Hansi Buchmann bedauert das mangelnde Interesse der Stadt Fulda am Turnsport. Er musste die Herrenmannschaft abmelden. © Charlie Rolff

Vor allem den mangelnden Stellenwert des Turnsports, aber auch den anderer Sportarten findet er schade. „Ich habe das Gefühl, politisch haben - außer Fußball - alle anderen Sportarten keine Bedeutung.“ Besonders verärgert habe ihm, dass die Fußballer der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz nach dem Aufstieg in die Regionalliga vergangene Saison im Stadtschloss empfangen wurden.

„Wir sind in die 2. Liga aufgestiegen, aber ich habe das Stadtschloss nicht von innen gesehen. Ich habe ein Briefchen bekommen. Dann weißt du doch, welchen Stellenwert das Turnen hat. Keinen. Was wir machen, interessiert – tut mir leid – keine Sau“, bringt es Buchmann auf den Punkt. Er sei kein „Fußballhasser“, jedoch ärgere ihn die Entwicklung, dass Fußball nicht nur in Fulda, sondern generell der dominante und wichtige Sport sei.

Für den Turnsport und vor allem den Verein ist der Rückzug ein Problem. Denn ohne Wettkämpfe in der Bundesliga - die Turner spielten drei Jahre in der zweiten und vier Jahre in der dritte Liga - „verschwinden wir aus der öffentlichen Wahrnehmung“. Ob es die KTV in zehn Jahren noch gibt, sei schwer zu sagen. Wegen fehlender Trainingsmöglichkeiten und vor allem wegen fehlender Trainer und Ehrenamtler steht die Vereinigung vor einer ungewissen Zukunft. (Lesen Sie hier: Erste Sportlerehrung nach dreieinhalb Jahren Pause: Landkreis Fulda würdigt 300 Athleten).

Und obwohl nun das eine oder andere freie Wochenende vor der Tür steht, ist Buchmann nachdenklich: „Mal ein freies Wochenende zu haben, ist eine tolle Sache. Trotzdem fehlt was. Ich trauere dem Flair der Bundesliga nach. Hundertprozentig!“ Zwar gibt es bei der KTV noch die Frauenmannschaft, aber der Zuschauermagnet mit dem Herrenteam in der Bundesliga verschwindet.

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