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Ein Künstler neben dem Platz: Burghauns Fußballer Marc Kohlmann widmet sich der Malerei

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Von: Johannes Götze

Zieht Marc Kohlmann seinen Hut auf, ist er bereit zum Malen. Und das Ergebnis sind meist Frauen.
Zieht Marc Kohlmann seinen Hut auf, ist er bereit zum Malen. Und das Ergebnis sind meist Frauen. © privat

In Kunst aufzugehen, ist in sich selbst aufzugehen. Sein Innerstes ganz unbewusst nach außen zu kehren, die extremste Art sich selbst auszudrücken. Zumindest wenn Marc Kohlmann (30) an der Leinwand steht. Der Burghauner Fußballer hat eine für seine Gattung untypische Leidenschaft entdeckt, um sich zu verwirklichen. 

Burghaun - Nein, gelacht hat noch keiner seiner Kumpel, mit denen er seine andere Leidenschaft, den Fußball, teilt. Wenngleich Fußball ein wenig an Reiz verloren hat. Ganz unbewusst und schleichend. Früher wurde er gar mal mit Hünfeld II Meister in der Gruppenliga, mittlerweile ist die Reserve seines Heimatclubs die Norm. B-Liga.

Ambitioniert ist das nicht mehr, sagt er schmunzelnd und doch gibt ihm der Fußball noch immer viel. Mittlerweile vor allen Dingen neben dem Platz, nach dem Spiel. Die Gemeinschaft, das Feiern. Marc Kohlmann mag das. Faschingsbegeistert ist er ebenfalls und landete im Vorjahr mit einem seiner außergewöhnlichen, selbstgestalteten Kostüme im hr-Fernsehen.

Burghauns Fußballer Marc Kohlmann ist neben dem Platz ein Künstler - Dieser Maler inspirierte ihn

Die Herleitung, dass dieser junge Mann nun den Pinsel schwingt, ist gar nicht einfach. Kunst- und kulturbegeistert war er schon immer. Die Dinos im Frankfurter Senckenberg-Museum hat er dutzende Male bewundert. Später sah er seinem Vater über die Schulter. Der malte früher selbst und entwirft Faschingskulissen. Noch heute findet sich in Kohlmanns schmuckem, hellem Atelier mit Blick über Burghaun ein Bild des Vaters. Doch noch in der Schule war er in Kunst nicht gerade auffällig, wenngleich eine 2 im Zeugnis bereits ein Ausrutscher war. Vor einigen Jahren entdeckte er dann das hyperrealistische Bild „Pupil“ des südafrikanischen Künstlers Jono Dry. Es zog ihn in seinen Bann. Jetzt wollte er malen.

Einflüsse

Vorbilder, die ihn inspirieren, hat Marc Kohlmann einige. In erster Linie Jono Dry, dessen hyperrealistische Bilder Anstoß der eigenen Leidenschaft waren. Begeistern kann er sich zudem für die Autodidaktin Alyssa Monks und aufgrund seiner eigenen Nähe zum Surrealismus für Salvador Dali. Rudi Kargus kennt Kohlmann hingegen nicht. Er könnte ebenso als Vorbild taugen, schließlich zählt er zu den ganz wenigen prominenten (Ex-)Fußballern, die sich intensiv mit der Malerei auseinandersetzen.

Früher als Elfmeter-Töter in der Bundesliga bekannt, ist Kargus seit mehr als 20 Jahren anerkannter Kunstsammler und wirkt selbst in der expressiven Malerei. Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund werden einige seiner Werke dauerhaft ausgestellt.

So lernte Burghauns Fußballer Marc Kohlmann das Malen - Nie einen Kurs besucht

Mit You-Tube-Videos lehrte er sich selbst. Einen Kurs besuchte er nie. Dafür Ausstellungen. In Frankfurt, wo er als Analyst im Finanzsektor arbeitet, lässt er beinahe keine aus. Selbst hätte er im vergangenen Jahr erstmals eigene Kunstwerke ausgestellt. Corona verhinderte das. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der 30-Jährige sieht das entspannt, schließlich ist Malen seine Leidenschaft. Natürlich verkauft er seine Werke. Nicht alle, seine Lieblingsbilder liegen ihm zu sehr am Herzen. Aber der Stundenlohn sei bescheiden. Oft verliert sich Kohlmann in der Zeit. Er will perfekt arbeiten. Manches Bild, so ehrlich ist er, verliere gar an Qualität, je länger er daran arbeitet.

Kontakt

Wer sich einen Überblick über Marc Kohlmanns Werke verschaffen oder mit dem Künstler Kontakt aufnehmen möchte, kann dies über seinen Instagram-Kanal tun. Dort ist er unter dem Benutzernamen marc_k09 zu finden.

Für ein gezeichnetes Porträtbild, die er meist als Auftragsarbeit anfertigt, gehen mindestens 20 Stunden ins Land. Richtig aufgehen lässt ihn diese Arbeit nicht. Sein Kunstverständnis ist ein anderes. Lieber malt er, lässt seiner Kreativität freien Lauf. Die Bilder entstehen erst, wenn er an der Staffelei steht. Nach und nach. Oft ist der Gemütszustand entscheidend. Ist Kohlmann mies drauf, werden die Striche härter und schneller, die Bilder gewinnen an Düsterheit. Die Regel ist das nicht. Doch eines ist fast immer gleich. Kohlmann malt Frauen. Sie seien schlicht und ergreifend die schönsten Geschöpfe.

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