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Anna Hahner gewinnt Schlammschlacht beim Chiemgau Trail

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Mit 20 Minuten Vorsprung gewinnt Anna Hahner den Chiemgau Trail.
Mit 20 Minuten Vorsprung gewinnt Anna Hahner den Chiemgau Trail. © @philippreiter007

42 Kilometer, über 2500 Höhenmeter und dazwischen viel Schlamm und Schnee. Die Läufer standen beim Chiemgau Trail vor größeren Herausforderungen als „nur“ die Distanz und die Höhenmeter zu bewältigen. Anna Hahner genoss das Heimspiel trotzdem.

Cheimgau - Aufgrund einer Kälteperiode im April war der Gipfel des Hochgern (1748m) wieder komplett mit Schnee bedeckt und auch auf den letzten 200 Höhenmetern vor dem Gipfel erwartete die Läufer eine Schneewand, die es zu erklimmen galt. Für Anna Hahner war es ein Heimspiel, da das Chiemgau seit 2019 die Wahlheimat der gebürtigen Nüsttalerin ist.

„Eine Woche vor dem Wettkampf hab ich mir die Nordseite des Hochgern angeschaut und bin den ersten Teil der Strecke abgelaufen. Ich war mir nicht sicher, ob sie uns da wirklich hochschicken.“ Doch Traillaufen wäre nicht Traillaufen, wenn man sich von Schnee und Schlamm auf der Strecke abschrecken lässt. Die Veranstalter haben in den Tagen vor dem Wettkampf nochmal Treppenstufen in die Schneewand gehauen, damit die Läufer den Aufstieg zum Hochgern besser bewältigen können.

Chiemgau Trail: Anna Hahner gewinnt Schlammschlacht auf Gipfel

„Ich stand mit großer Vorfreude aber auch großem Respekt vor der Strecke an der Startlinie“, beschreibt Anna ihre Gefühle vor dem Startschuss. „Bei diesem Wettkampf hab ich mich auch dazu entschieden, Stöcke mitzunehmen, da sie einem bei steilen Bergaufpassagen helfen, etwas mehr Halt zu finden.“ Diese waren laut der 32-Jährigen bei dem ersten Anstieg Gold wert. (Lesen Sie hier: Von der Straße ins Gelände - Läuferin Anna Hahner siegt in Südtirol)

Mit 20 Minuten Vorsprung gewinnt Anna Hahner den Chiemgau Trail.
Mit 20 Minuten Vorsprung gewinnt Anna Hahner den Chiemgau Trail. © @philippreiter007

Am Gipfel des Hochgerns lag Anna auf dem zweiten Platz hinter der europäischen Rekordhalterin über 100 Kilometer, der Polin Dominika Stelmach. Beim technischen Downhill konnte Anna an der Polin vorbeiziehen und bis zur Halbmarathonmarke in Marquartstein sogar noch einen fünf minütigen Vorsprung rauslaufen. „Aufs technische Downhill Laufen habe ich in den letzten Monaten einen Fokus im Training gelegt. Ich habe mich von Anfang an wohl im Downhill gefühlt, ich wollte da meine Stärke aber noch ausbauen.“

Bei der Verpflegungsstation in Marquartstein, bei der sich Anna ihre Trinkflasche schnell aufgefüllt hat um dann die zweite Hälfte des Rennens anzugehen, konnte man in ihrem Blick die Freude und das Selbstbewusstsein sehen, sich diesen Sieg heute nicht mehr nehmen zu lassen. Beim Anstieg auf die Hochplatte erwartete die Läufer noch einmal eine sehr matschige und anspruchsvolle Uphill Passage und direkt nach dem Gipfel die größte technische Herausforderung im Downhill.

„Ich war nicht sicher, ob sie uns da wirklich hochschicken“

„Ich bin teilweise auf dem Hintern die mit Schnee bedeckte Strecke runtergerutscht“, berichtet Anna lachend. „Das war die schnellste Möglichkeit, diesen anspruchsvollen Streckenabschnitt zu bewältigen.“ Mit 20 Minuten Vorsprung sicherte sich die 32-Jährige nach 4:37:22 Stunden den Sieg beim ersten Rennen der Golden Trail Series. Im Ziel konnte man einen blutenden Ellenbogen und ein blutendes Knie bei Anna beobachten.

„Den technischen Part bin ich super gut und konzentriert gelaufen und als es dann etwas leichter aber zum Laufen wurde aber dennoch steil nach unten ging, hat meine Konzentration kurz nachgelassen und sofort bin ich über einen Stein gestolpert und mich hat’s geschmissen. Da haben mir wieder meine Ju-Jutsu Falltechniken geholfen, dass ich quasi direkt danach wieder auf den Beinen stand und weiterlaufen konnte.“

Fürs Durchatmen und Erholen bleiben Anna genau zwei Wochen, am nächsten Wochenende wird sie beim legendären Rennsteiglauf über die Marathondistanz erneut an der Startlinie stehen. „Das ist ein herausforderndes Wettkampfprogramm, doch ich habe gerade so viel Freude am Laufen und liebe es, mich mit anderen zu messen. Je besser der Körper und der Geist im Gleichgewicht sind, desto höhere Belastungen kann er wegstecken.“ Ihren Leistungen nach zu beurteilen, scheint Anna gerade genau ihr Gleichgewicht gefunden zu haben.

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