Eintracht-Frankfurt-Profi Theresa Panfil erklärt ihre Liebe zum Fußball

Für Theresa Panfil ist Fußball mehr als nur ein Spiel. Als Profi erlebte sie viele Höhe- und Tiefpunkte. Die 25-Jährige schreibt für unsere Zeitung über ihre Passion für den Sport, über ihre Verletzungen und ihre Vertrauten.
Frankfurt/Flieden - Fußball hat mich zu dem Menschen geformt, der ich bin und warum ich bin, wie ich bin. Die Liebe zum Fußball hat mich auf eine Reise geschickt, die vor langer Zeit mit einem Traum begann. In all den Stunden großer Anstrengung und Hingabe entwickelte sich der Traum in eine Vision.
Oft werde ich gefragt, was mein Highlight in meiner Karriere war. Ohne Zweifel war es der U-20-Weltmeistertitel 2014. Natürlich ein Gänsehautmoment, die Goldmedaille um den Hals zu tragen, doch hinter diesem Augenblick steckt viel mehr als nur der Erfolg: ein langer Entwicklungsprozess, Tausende von Momenten, die geprägt waren von purer Freude, Glück, Ängsten, Trauer, Zweifel und Ehrgeiz.
Theresa Panfil (Eintracht Frankfurt): Ihre schönsten Momente und größten Tiefpunkte im Fußball
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All diese Momente haben mich zwar zu dem Menschen werden lassen, der ich heute bin, jedoch wäre dies nicht ohne all die Menschen möglich gewesen, die Teil dieser langen Reise waren und sind. Die Menschen, die mir zeigen, auf mich und meinen Körper zu hören. Die mir zeigen, wie ich auf meine Stärken vertraue. Und auch die, die mir Steine in den Weg legen wollen. Doch egal ob ich am absoluten Tiefpunkt angekommen bin oder auf einer Glückswelle schwebe, eine Sache bleibt: die Menschen, die immer an mich glauben, die ihre Energie in mich stecken und mich immer unterstützen. Ich bin immer bestrebt, das in mich gesetzte Vertrauen anderer Menschen zurückzugeben.
Zur Person
Theresa Panfil ist die erfolgreichste Fußballerin Osthessens. Sie wurde U-17-Europameisterin und U-20-Weltmeisterin. In der Bundesliga spielte die 25-Jährige zunächst für den FFC Frankfurt, anschließend folgte ein Intermezzo bei Bayer Leverkusen, jetzt spielt sie für Eintracht Frankfurt.
Panfil hat eine extreme Leidenszeit hinter sich: Im September 2015 riss das Kreuzband, erst im Mai 2020 hatte die gebürtige Fliedenerin die Verletzung gänzlich überwunden und spielte wieder Bundesliga. Panfil hat kürzlich ihr Bachelor-Studium im Bereich Sportmanagement abgeschlossen. / jg
Der Fußball lehrte mich, dass ich durch mein Handeln Einfluss auf andere Menschen nehme. Es geht schließlich nicht darum, andere zu beeindrucken, sondern ihnen als Vorbild einen positiven Mehrwert zu geben. Egal ob 5 oder 5000 Leute bei einem Fußballspiel zusehen – jedes Mal besteht die Möglichkeit, einen positiven Einfluss auf jemandes Leben zu nehmen. Die strahlenden Augen eines Kindes, das während des Einlaufens zu mir hinaufschaut, sind die Momente, die mir ins Bewusstsein rufen, dass ich für diese Kinder ein Vorbild bin und das Beste aus mir herauszuholen habe.
Fußball lebt von Präzision, Entscheidungen und hartem Fight. Du musst zu 100 Prozent auf dein Ziel fokussiert sein. So entwickelte ich mich zu einem Menschen, der viel Energie hineinsteckt, um besser, schneller und stärker zu werden. Ich kann aber noch so gut vorbereitet sein und trotzdem versagen oder vom Schicksal eingeholt werden.
Eintracht-Profi Theresa Panfil: Fußball lebt von Präzision
Jeder Moment des Scheiterns ist schmerzhaft, geprägt von Trauer und Verzweiflung. Es sind immer wieder die Menschen, die mir am meisten am Herzen liegen, die mich auffangen und trösten. Der Glaube und die Energie, die meine wichtigsten Menschen in meinem Umfeld während der gesamten Reise in mich investierten, waren schließlich der Schlüssel, um meine lange Verletzungsphase zu überstehen und zu meistern. Keiner dieser Menschen hat während dieser gesamten Zeit an meinem Comeback gezweifelt. Sie haben mich unterstützt, aufgefangen und gepusht. Und genau aus diesem Grund wollte ich sie nicht enttäuschen. Ich wollte nicht aufgeben, solange ich nicht alles mir Mögliche versucht hatte. All die Stunden harter Arbeit, Schweiß und Tränen, die Momente, die mich verletzten, alle Momente, die mir die Reise des Fußballs bescherten, erinnerten mich immer wieder daran, wofür ich kämpfte: die bedingungslose Liebe für den Sport und das große Glück, das ich während des Spiels verspüre.
Auf dem langen, steinigen Weg zu meinem Comeback musste ich lernen, mich nicht mehr mit anderen zu vergleichen. Ich musste meine persönlichen Grenzen kennenlernen, über mich hinauswachsen, geduldig sein, Ziele stecken und wieder verwerfen. Das sind Momente und Tugenden, die meinen Charakter prägen, die ich ohne den Fußball und meine Verletzung in dieser Art niemals erfahren hätte. (Protokoll: Johannes Götze)