Das Schicksal reißt ihn am 8. September 2007 aus allen Träumen. „Ich war mit dem Rad unterwegs. Am Bahnübergang waren die Schranken auf. Die Lok hat mich am ersten Gleis erwischt, 100 Meter mitgeschleift und die Füße amputiert.“ Seine Geschichte hat er schon Tausendmal erzählt. Der Lokführer hat nichts von dem Unfall bemerkt. Behre liegt drei Stunden im dornigen Gebüsch, erwacht aus der Ohnmacht, will aufstehen.
„Das ging nicht. Alles war voller Blut. Meine Füße habe ich nicht gesehen.“ Der Adrenalinausstoß blockiert das Schmerzsystem. „Ich wollte irgendwie überleben, mich zumindest von meiner Familie verabschieden“, schildert er seine Gedanken. „Mit allerletzter Kraft bin ich den Bahndamm hochgerobbt, habe um Hilfe geschrien.“ Eine Frau hört seine Rufe und rettet ihm das Leben.
Im Krankenhaus sieht er im Fernsehen eine Reportage über Oscar Pistorius. Der Südafrikaner, ebenfalls wie Behre beidseitig unterschenkelamputiert, ist Weltrekordler im Para-Sprint und als „Blade Runner“ auf seinen futuristisch anmutenden Carbon-Prothesen weltbekannt. Behre will Pistorius nacheifern. Der Anfang ist hart, doch David Behres Willenskraft immens. In der Leichtathletik-Abteilung von Bayer Leverkusen entwickelt er sich zum Weltklasse-Sportler, wird Profi, erfüllt sich seinen Traum. (Lesen Sie hier: 32. Jugend-Länder-Cup wird in Fulda und Petersberg ausgerichtet)
David Behre ist glücklich. „Ich will mein altes Leben nicht zurück“, sagt er mit Blick auf die Zeit vor dem Unfall. In seinem Buch „Sprint zurück ins Leben“ schildert er sein Schicksal und wie er es zum Positiven gewendet hat.
Bald kann der 35-Jährige vier Geburtstage im September feiern. Einmal den überlebten Unfall am 8. und seinen Geburtstag am 13. September, am 20. September den seiner dann zweijährigen Tochter, und im September erwartet er mit seiner Verlobten sein zweites Kind.