82 Berg-Kilometer in unter 10 Stunden - Anna Hahner wird Deutsche Meisterin im Ultratraillauf

Die doppelte Marathondistanz war nicht genug: Zusätzlich galt es beim Zugspitz-Supertrail-XL 3670 Höhenmeter zu bewältigen. Keine Frau schaffte dies so schnell wie Anna Hahner.
Garmisch-Partenkirchen - Die 32-jährige aus Nüsttal-Rimmels im Landkreis Fulda lief nach 9:59:07 Stunden lächelnd über die Ziellinie. „Ich bin so glücklich, dass ich den Lauf trotz der Strapazen so genießen konnte“, beschreibt Hahner ihre Gefühle nach ihrem Sieg.
Das sah bei ihr vor zwei Wochen nach der Trail-EM über 47 Kilometer in La Palma noch anders aus, wo sie sich von Beginn an quälen musste, nicht in den Lauf kam, stürzte und hinter ihren Erwartungen blieb. „So einen Lauf hake ich nicht von heute auf morgen ab“, räumt die Läuferin ein.
Fulda: 82 Kilometer in 10 Stunden - Anna Hahner wird Deutsche Meisterin im Ultratraillauf
In der Woche nach dem Wettkampf war ihr Körper total leer, gleichzeitig blieb nicht viel Zeit bis zum Zugspitzlauf. „Das Training ist gar nicht so viel anders aufgebaut als das für den klassischen Marathon. Die langen Läufe habe ich in die Berge verlegt, bin viele Höhenmeter in den Chiemgauer Alpen gelaufen und habe Doppelbelastungstage gemacht – mit zwei Longruns in Folge.“
Dazu kamen schnelle Intervalle. Die ersten zehn Kilometer lief Hahner mit der späteren Zweitplatzierten Meg Lane (USA) Seite an Seite. Vor der zweiten Verpflegungsstelle bei Kilometer 13 setzte sich Hahner im ersten kleinen Bergabstück dezent ab. Dort wartete ihre Crew samt der älteren Schwester Natalie. Flaschen wurden gewechselt, Gels gereicht.
„Die richtige Verpflegung ist extrem wichtig beim Ultra. Von Anfang an muss Energie zugeführt werden“, weiß Hahner. Deshalb hat sie sich an den bereitgestellten Bananen, Frischkäsebroten und Kartoffeln bedient. „Meine Geschwister sagen immer, ich hätte einen Saumagen. Der kommt mir bei so einem Lauf sehr zu gute“, gibt sie zu.
Startschuss für die Ultradistanz war in Grainau, anschließend ging es vom Eibsee über die Gamsalm zum Wannigsattel auf 2182 Metern Höhe, dann runter nach Leutasch, an der Leutascher Ache entlang nach Mittenwald und über den Wamberg wieder nach Garmisch.
„Ich habe jeden Meter der 82 Kilometer genossen. Das bedeutet nicht, dass es nicht anstrengend war“, sagt Hahner, die ihren Fokus bewusst auf positive Dinge richtet, nicht auf den Schmerz oder das Leiden (lesen Sie hier: Quarter-Everesting: Trailrunnerin Anna Hahner läuft die Zugspitze in dreieinhalb Stunden hoch).
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„Ich versuche in jedem Detail, wie beispielsweise einem Schmetterling am Wegesrand, etwas Schönes zu sehen und diese Stimmung auf mich zu übertragen“, erklärt sie ihre mentale Stärke. Das Lächeln im Gesicht, das sie beim Überqueren der Ziellinie zeigte, sahen die Zuschauer schon zwischendurch auf der Strecke.
Als die Rimmelserin auf den letzten Metern die Zeit sah, war zu erkennen, wie das Lächeln noch ein bisschen stärker wurde. „Bei so einer Distanz ist es super schwer einzuschätzen, nach welcher Zeit man ins Ziel läuft. Auf 82 Kilometern kann einfach so viel passieren. Ich selbst habe mit einer Zeit von 10 bis 11 Stunden gerechnet. Dass ich jetzt sogar unter 10 Stunden geblieben bin, hat mich selbst überrascht.“