1. Fuldaer Zeitung
  2. Sport
  3. Lokalsport

Diagnose Parasiten-Befall: Darum klappte es für Lisa Hahner beim Berlin-Marathon nicht

Erstellt:

Von: Angelika Kleemann

Die Diagnose Parasiten-Befall sorgt bei Lisa Hahner für große Erleichterung. Ursprünglich wollte die Wahl-Berlinerin beim Marathon in der Hauptstadt starten.
Die Diagnose Parasiten-Befall sorgt bei Lisa Hahner für große Erleichterung. Ursprünglich wollte die Wahl-Berlinerin beim Marathon in der Hauptstadt starten. © Tom Berger/Hexagram

Die Diagnose Parasiten-Befall sorgt bei Lisa Hahner für große Erleichterung. Ursprünglich wollte die Wahl-Berlinerin beim Marathon in der Hauptstadt starten. Doch es kam anders, wie die 32-Jährige aus Nüsttal-Rimmels im Interview erzählt.

Berlin/Nüsttal - Vor vier Jahren startete Lisa Hahner in Berlin beim SCC Events Pro Team einen Neuanfang. Neues Umfeld, neuer Trainer, neuer Verein. Alles sollte gut werden. Zwei Jahre nach ihrem Olympiarennen in Rio de Janeiro (2016), das sie gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Anna bestritt, wollte die Deutsche Marathonmeisterin von 2015 endlich wieder durchstarten.

Ihr großes Ziel: einen Marathon finishen – in einer Topzeit versteht sich. Weit gefehlt: Körperliche Beschwerden warfen sie permanent zurück. Die Hoffnung schwand trotzdem nicht. Diesen Herbst sollte es endlich klappen, Lisa wollte in ihrer Stadt beim Berlin-Marathon an der Startlinie stehen.

Fulda: Parasiten-Befall - darum klappte es für Lisa Hahner beim Berlin-Marathon nicht

„Meinen letzten Marathon, den ich ins Ziel gebracht habe, war der bei den Olympischen Spielen“, erzählt die 32-Jährige aus Nüsttal-Rimmels im Hünfelder Land im Landkreis Fulda (lesen Sie auch hier: 82 Berg-Kilometer in unter 10 Stunden - Anna Hahner wird Deutsche Meisterin im Ultratraillauf).

Aus dem ersehnten Start beim Berlin-Marathon wurde wieder nichts.

Ja. Dabei lief das Training bis zur adidas City Night im Juli so gut wie noch nie. Die Zeit passte dann schon nicht mehr. Danach ging es von Training zu Training schlechter. Ich konnte mich nicht mehr steigern, habe längere Zeit zur Erholung gebraucht. Mein Körper, mein ganzes System hat rumgebockt.

Wie äußerten sich die Beschwerden? 

Die waren sehr komplex. Unter großer Belastung hatte ich das Gefühl, dass mir der Stecker gezogen wird. Am Bahnhof nahm ich statt der Treppe lieber die Rolltreppe. Die Muskel schmerzten, ich benötigte dreimal so viel Schlaf, hatte nachts krasse Alpträume und bin mit Angstschweiß aufgewacht. Im August habe ich das Unternehmen Marathon abgebrochen, es ging mir megaschlecht. Ich habe zum Trainer gesagt, irgendwas ist nicht gesund. Es passt nicht, und bin von Arzt zu Arzt gerannt.

Hintergrund: Parasiten

Parasiten sind Lebewesen, die in oder auf einem anderen Lebewesen leben und von diesem Nahrung beziehen. Sie schädigen ihren Wirt durch den „Energieraub“, aber auch durch die Abgabe von Giften und mechanisch durch die Verletzung von Haut und Geweben. So lautet die Definition des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (Homepage). Zu den Parasiten zählen beispielsweise Läuse, Bandwürmer und der Malaria-Erreger Plasmodium. 

Dieses Mal wohl mit Erfolg.

Ich habe gefühlt tausend Werte untersuchen lassen und das Ergebnis bekommen, dass ich Parasiten im Körper habe. Wohl schon seit Jahren. Das hört sich jetzt komisch an, aber ich war einfach nur unendlich erleichtert und habe eine Träne verdrückt.    Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, wir bekämpfen nicht nur ein Störfeuer, sondern wirklich die Ursache. Parasiten kann man behandeln.

Wo haben Sie sich die Parasiten eingefangen?

Vermutlich während eines Trainingslagers in Afrika. Zuletzt war ich 2020 da. Aber vielleicht auch schon 2012 oder 2013. Da lag ich jedes Mal mit hohem Fieber und wasserfallartigem Durchfall im Bett. Anfangs dachte man, ich hätte Malaria. Das waren aber Anzeichen dafür, dass der Körper was abbekommen hat. Vielleicht schleppe ich sie seit 2012 mit und der Körper kam zurecht und hat sie zwischenzeitlich besiegt? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall sind sie jetzt in sehr hoher Konzentration nachgewiesen worden.

Was bewirken die Parasiten?

Die kann man sich wie einen Herpesvirus vorstellen. Wenn der Körper fit ist oder stabil, dann schlafen sie. Bei größerem Trainingsumfang und höherem Stress werden sie aktiv, gewinnen die Überhand und ziehen den Sauerstoff aus dem Blut auf. Sie haben dafür gesorgt, dass ich seit einem Jahr Schilddrüsentabletten nehmen muss, die Kupfer- und Magnesiumwerte sind zu tief. Zudem haben sie die Darmflora durcheinandergebracht, meine Gluten- und Laktoseintoleranz ist ebenso darauf zurückzuführen wie die Panikattacken nachts beim Schlafen. Alles, was über die Jahre gewesen ist, hänge mit Parasiten zusammen, hat der Arzt gesagt. Das war für mich natürlich eine große Erleichterung. 

Lisa Hahner und der Marathon

2016: Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro finishte Lisa Hahner letztmals einen Marathon.

2015: Lisa Hahner wird in Frankfurt Deutsche Marathonmeisterin in Bestzeit von 2:28:39 Stunden.

2012: Marathon-Debüt in Frankfurt mit Platz acht in 2:31:28 Stunden.

Wie geht es sportlich weiter?

Mein Traum ist es, dieses Jahr einfach noch einmal an der Startlinie zu stehen, im Dezember vielleicht bei einem Cross-, Nikolaus oder Silvesterlauf. Und dann im nächsten Jahr endlich beim Berlin-Marathon. Ich wohne seit vier Jahren hier und habe es bisher nicht geschafft, an die Marathonstartlinie zu kommen. 

In 2024 finden die Olympischen Spiele in Paris statt. Haben Sie noch einen zweiten Olympiastart auf dem Schirm?

Im Hinterkopf schon. Wir haben allerdings in Deutschland abartig gute Läuferinnen, was richtig cool ist. Mein größtes Ziel ist es, einen guten Marathon mit einer gesunden Vorbereitung in einer schnellen Zeit zu laufen. Wenn dann drei Läuferinnen schneller sind, ich aber auch schnell bin, kann ich gut damit leben. 

Sie leben seit vier Jahren in Berlin. Ist die Stadt zu ihrer Heimat geworden?

Zu meiner zweiten Heimat schon. Berlin ist meine Stadt, hier werde ich die nächsten Jahre bleiben. Ich liebe die Abwechslung und das unglaublich große kulturelle und sportliche Angebot, die hippen internationalen People – natürlich auch das Essen. Es ist nie langweilig. 

Video: Olympia Spezial - Zwillinge und Drillinge beim Marathon

Womit bestreiten Sie Ihren Lebensunterhalt?

Unser Hauptaugenmerk liegt mittlerweile auf dem Coaching mit Erstellen von Trainings- und Ernährungsplänen. Das läuft gut und macht super viel Spaß. Anna und ich können uns da richtig austoben und unser über die Jahre erworbenes Wissen weitergeben. Vom Sport bin ich nicht mehr abhängig. Ich laufe, weil ich es machen will, damit muss ich kein Geld verdienen.

Ihr Privatleben ist ein gut gehütetes Geheimnis. Gibt es einen Partner an Ihrer Seite?

Ich bin glücklich, so wie es ist. Selbst den Omas beantworte ich die Frage nicht ganz genau.

Sie kommen aus einer kinderreichen Familie. Sind eigene Kinder ein Thema?

Das schließe ich nicht aus. Ich liebe Kinder, habe Neffen und Nichten. Wenn ich den richtigen Partner habe, kann ich mir das gut vorstellen. Derzeit ist das aber nicht der Fall.

Auch interessant