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Ein Spiel ohne Grenzen: Samuel Rill will in Fulda die Trendsportart Roundnet etablieren

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Von: Sabine Kohl

Trainer Samuel Rill (rechts) zeigt seiner Hochschulsportgruppe die Grundzüge des Roundnets.
Trainer Samuel Rill (rechts) zeigt seiner Hochschulsportgruppe die Grundzüge des Roundnets. Auch beim Verein DAFKS betreut er eine Trainingsgruppe. © Charlie Rolff

Samuel Rill probiert gerne mal was Neues, vor allem sogenannte Trendsportarten. Seine neueste Entdeckung: Roundnet. Gespielt wird mit vier Spielern in zwei Teams, einem Netz und ohne Spielfeldbegrenzung. In Fulda wächst die Roundnet-Community stetig. Und aus dem Spaß- wird langsam ein echter Turniersport.

Fulda - Roundnet ist eigentlich ein klassischer Sommer- und Freizeitsport für das Treffen mit Freunden im Park. Viel an Ausrüstung braucht es nämlich nicht: Ein Rahmen aus Hartplastik mit fünf stabilen Füßen, darüber wird ein Netz gespannt, Durchmesser etwa ein Meter, außerdem ein gut faustgroßer Spielball. Wenn man dann noch vier Spieler beisammen hat, kann es auch schon losgehen.

Fulda: Samuel Rill will die Trendsportart Roundnet etablieren

Regeln gibt es nicht viele, eigentlich nur für den Aufschlag und die Ballwechsel, weiß Samuel Rill zu berichten. Der 28-jährige Physiotherapeut ist seit 2019 mit dem Roundnet-Virus infiziert und hat mit seinem Kumpel Fabian Beyer (27) in Fulda nach und nach eine Community Gleichgesinnter aufgebaut. So etwa an der Hochschule Fulda und seit Kurzem beim Verein DAFKS Fulda.

„Beim Roundnet geht es darum, den Ball innerhalb von drei Ballkontakten zurück ins Netz zu schlagen“, berichtet Rill. Dazwischen muss er in der Luft gehalten werden und der Spieler einen gewissen Abstand zum Netz einhalten. Das Spiel ähnelt ein wenig dem Beachvolleyball. Ein abgegrenztes Spielfeld gibt es allerdings nicht, die beiden Spieler einer Mannschaft bewegen sich im 360-Grad-Radius um das Netz. „Das macht Roundnet zu einem sehr dynamischen Spiel“, beschreibt Samuel Rill, bei dem es neben gutem Ballgefühl und Hand-Augen-Koordination vor allem darauf ankomme, die Bewegungen von Mitspieler und Gegnern zu antizipieren.

Vier Spieler – zwei pro Mannschaft –, ein Netz, ein Ball und viel Spielfreude: Mehr braucht es für eine Partie Roundnet nicht.
Vier Spieler – zwei pro Mannschaft –, ein Netz, ein Ball und viel Spielfreude: Mehr braucht es für eine Partie Roundnet nicht. © Charlie Rolff

Dadurch, dass es kein festgelegtes Spielfeld gebe, könne der Ball praktisch überall landen. „Nach drei Ballkontakten muss er allerdings im Netz aufkommen und von dort wieder hochspringen“, erläutert Rill. Dann übernimmt die andere Mannschaft. Landet der Ball auf dem Boden, berührt die Netzkante oder springt in den Maschen mehr als einmal auf, geht der Punkt an den Gegner und es wird erneut aufgeschlagen.

Besonderheit am Roundnet: Es wird ohne Schiedsrichter gespielt

Eine weitere Besonderheit am Roundnet: Es wird ohne Schiedsrichter gespielt. Fairplay lautet die Regel Nummer eins. „Die Mannschaften sprechen sich untereinander ab, wenn irgendetwas unklar ist“, beschreibt Rill. Dazu gehöre auch, mal einen Fehler zuzugeben, der dem Gegner vielleicht entgangen ist. (Lesen Sie hier: Darts-Hype hält Einzug in der Region – zwei Osthessen greifen nach den Sternen)

Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass sich diese Eigenheit in der Zukunft ändert, denn aus dem Freizeitspiel wird immer mehr ein organisierter Sport. Mittlerweile gibt es Verbände auf internationaler sowie nationaler Ebene – in Deutschland Roundnet Germany. Es werden Turniere gespielt und in Deutschland gibt es bereits ein dreistufiges Ligensystem. Und mit der Organisation erfolgt eine Ausweitung des Regelsystems.

Training

Um in der Hochschulgruppe zu trainieren, ist eine Anmeldung zum Semesterstart nötig. Beim DAFKS gibt es jedoch eine offene Trainingsgruppe, in der jeder willkommen ist, der Roundnet einmal testen möchte. Trainiert wird immer montags von 20 bis 21.45 Uhr in der Turnhalle der Domschule in Fulda.

„Bei großen Turnieren oder in der ersten Bundesliga gibt es beispielsweise mittlerweile sogenannte Observer, die auf die Einhaltung der Regeln achten, damit die Sportler sich auf ihr Spiel fokussieren können“, beschreibt Samuel Rill. Entscheidungen werden aber immer noch im Team getroffen.

In Fulda ist die Roundnet-Community neben einer Hochschulgruppe seit Oktober 2022 beim Verein DAFKS angegliedert. Trainiert wird immer montags, an der Hochschule dienstags. Und Rill und Beyer haben eine Ligamannschaft gegründet. Sie spielen in der Regionalliga, einer offenen Liga, die in diesem Herbst und Winter drei Spieltage absolviert. Fulda tritt gegen Teams aus Mainz, Erlangen und Aschaffenburg an.

Video: Roundnet (Spikeball) erobert Regensburgs Donau-Parks

Neben den Regionalligen gibt es eine zweite und eine erste Bundesliga. Nur für das Oberhaus muss man sich derzeit sportlich qualifizieren, der Zugang zu Regional- und zweiter Liga ist noch offen und beruht auf Selbsteinschätzung. „Ich kann mir gut vorstellen, irgendwann auch mal eine Mannschaft für die zweite Liga zu melden“, spricht Samuel Rill über seine Ambitionen. Aktuell reiche der sportliche Level aber eher für die tiefere Liga, weiß er.

Die Roundnet-Community in Fulda sei eben noch im Aufbau. Mindestens sechs Spieler – zwei Frauen, vier Männer – braucht man für ein Ligateam. Besser sind acht, zehn oder gar zwölf. „In Fulda als Studentenstadt findet man viele Interessierte für den Sport. Allerdings ziehen viele nach dem Studium eben auch wieder weg“, beurteilt Rill Vor- und Nachteile des Hochschulstandortes. Nachwuchs sei immer da, allerdings sei es schwierig, einen stabilen Spielerstamm aufzubauen und zu entwickeln.

Dennoch, Samuel Rill gibt nicht auf. Im Verein will er seinen Sport entwickeln, im nächsten Winter wieder Liga spielen und vielleicht im Sommer mal ein Turnier in der Barockstadt organisieren.

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