Der Etappenläufer, der erst im Oktober beim Ultra Bolivia Race, das auf bis zu 4000 Meter Höhe unter anderem durch die größte Salzwüste der Welt führte, Zweiter geworden war, ist drei Tage vor Start des Rennens in São Tomé angekommen. Mit kürzeren Läufen hat er versucht, sich an das tropische Klima zu gewöhnen. Auf Bolivien dagegen hatte er sich noch mit monatelangem Höhentraining und Nächten im Sauerstoffzelt vorbereitet.
Auf der ersten Etappe über knapp 37 Kilometer musste Gramm den extremen Bedingungen – möglicherweise auch der mangelnden Vorbereitung geschuldet – gleich Tribut zollen. „Bis etwa sieben Kilometer vor dem Zieleinlauf bin ich sehr gut durchgekommen“, berichtet der Hainzeller. Dann sei es allerdings bergauf durch eine Bananenplantage gegangen, ohne Schatten. „Und da hat es mich erwischt. Von jetzt auf gleich ging gar nichts mehr.“
Fast anderthalb Stunden brauchte Gramm, um sich wenigstens so weit zu berappeln, die Plantage zu durchqueren. „Und dann hat mir eine Dose Cola den Lauf gerettet“, erinnert er sich. Am höchsten Punkt habe es nämlich einen kleinen Verkaufsstand gegeben, der exakt diese eine Dose Cola im Angebot hatte. „Die habe ich gekauft und getrunken. Mit der Energie habe ich dann die restlichen Kilometer ins Ziel geschafft“, so Gramm. Im Rückblick, sagt er, hätte er den Lauf noch etwas vorsichtiger angehen sollen. Und weniger Salztabletten nehmen sollen.
Um den Sieg mitzulaufen, war von da an aber kein Thema mehr. Zumal auch die Etappen zwei und drei Hürden aufwiesen. „Am zweiten Tag bin ich schwer gestürzt, habe mir aber glücklicherweise nur Schürfwunden zugezogen, die abends im Camp von einem Arzt gut versorgt wurden“, erzählt der Ultraläufer.
An Tag drei hat er sich verlaufen und ist fünf Kilometer Umweg gelaufen. Erst an Tag vier – der Königsetappe über 58,9 Kilometer – lief es rund für den Hainzeller. Und das, obwohl es mit einer eher unangenehmen Begegnung begann. „Es ging durch den Dschungel und an einem umgestürzten Baum hingen drei Kobras. Und ich musste da drunter durch“, erinnert sich Gramm mit einem leichten Schaudern. (Lesen Sie hier: Extremläufer Sascha Gramm aus Hainzell wird im Schwarzwald von Kühen gejagt)
Zwei einheimische Mitläufer haben ihm dann den Tipp gegeben: Schön langsam und gelassen weitergehen. Das sei gar nicht so einfach gewesen, so Gramm. „Ich wollte lieber rennen.“ Zügig ging es für ihn dann im Anschluss weiter. „Auf der vierten Etappe habe ich ordentlich Zeit gut gemacht, bin als Vierter ins Ziel gekommen.“ Am Ende reichte es für Rang sechs in der Gesamtwertung.
Wie immer hat Sascha Gramm aber auch viele Geschichten abseits des Sportlichen zu erzählen. Etwa von der unglaublichen Freundlichkeit und Gastfreundschaft der São Toméer, ihrer Musikalität – einer der Afrikaner hat dem Deutschen „Schascha“ gleich ein Lied gewidmet, das neben vielen anderen jeden Abend im Lager gesungen wurde.
Im Kopf geblieben ist ihm aber auch der Spießrutenlauf am Strand, um den ständig von den Palmen plumpsenden Kokosnüssen zu entgehen. Oder die abenteuerliche Wiederbeschaffung eines Badelatschens aus einem schlammigen Tümpel, bei dem er und seine Mitstreiter einen versteckten Wasserfall entdeckt haben.