1. Fuldaer Zeitung
  2. Sport
  3. Lokalsport

„Dieser Sport macht Hoffnung“: Silke Kind aus Niesig über die PingPongParkinson-WM

Erstellt:

Von: Leon Weiser

Silke Kind an der Tischtennisplatte
Voller Fokus und Einsatz bei der WM: Silke Kind an der Tischtennisplatte. © privat

Dass eine unheilbare Krankheit Menschen nicht davon abhält, Sport zu treiben, beweist Silke Kind immer wieder. Mehrmals hat sie Medaillen bei den PingPongParkinson-Weltmeisterschaften geholt. So auch in diesem Jahr.

Niesig - Eine Tischtennis-Weltmeisterschaft speziell für Menschen, die an Parkinson erkrankt sind: Diese Idee entstand 2017, als beim kroatisch-amerikanischen Musiker Nenad Bach die Krankheit festgestellt worden war. Weil er kein Instrument mehr spielen konnte, begann er, Tischtennis zu spielen. Das verringerte die Symptome so sehr, dass er wieder seiner Leidenschaft nachging. So berichtet es Silke Kind. Zwei Jahre später, also 2019, fand dann in Amerika die erste PingPongParkinson-Weltmeisterschaft statt.

Fulda: Silke Kind aus Niesig bei der PingPongParkinson-WM

Der Verein PingPongParkinson Deutschland existiert seit 2020. Dreimal nahm Deutschland bereits an der WM teil. Auch Silke Kind vom KSV Niesig im Kreis Fulda gehört zum Verein und ist Teil des vierköpfigen Vorstands. „Die Krankheit hat ganz viele Seiten, es gibt verschiedene Symptome. Beim Tischtennis ist es aber so, als ob die Krankheit stehengeblieben ist. Ich fühle mich zum Beispiel richtig wohl beim Spielen“, sagt Kind.

Sie holte bei der WM in Berlin 2021 zweimal Gold und einmal Bronze und wurde im Mai von der Stadt Fulda geehrt. In Pula/Kroatien folgten die nächsten Erfolge. An fünf Tagen, vom 12. bis 16. Oktober, kamen zwei Silber- und eine Bronzemedaille dazu. Nur drei Tage nach dem Ende der Tischtennis-WM in Chengdu, als Deutschland mit dem Maberzeller Fanbo Meng im Finale gegen China verlor, also der nächste Erfolg für Deutschland.

Knapp 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 23 Nationen spielten in Pula. Die Zahl der WM-Teilnehmer wächst seit 2019 stetig. Der Einlauf in die Arena sei ein tolles Gefühl gewesen, erinnert sich Kind. Es sei eine Gemeinschaft unter den Spielern entstanden. „Einige sprechen von einer ‚Parkinson-Familie‘. Die Spieler und Spielerinnen schreiben und kennen sich über die Landesgrenzen hinweg“, erklärt Kind.

Bei den Damen in der Kategorie 1 – je nach Handicap und Erfahrung werden die Kategorien 1 bis 3 erstellt – wurde die 56-Jährige aus Fulda Vize-Weltmeisterin im Einzel. Sie musste sich im Finale der Japanerin Rie Koyama geschlagen geben. „Mein Traum war es immer, gegen eine Spielerin aus Asien zu spielen. Es war ein Superspiel mit einer tollen Stimmung. Die Zuschauer haben uns getragen“, blickt sie zurück. Nervosität und Aufregung seien spürbar gewesen: Sie habe zum Beispiel ihren Geldbeutel gesucht, der aber dank der Hilfe mehrerer Teilnehmer der deutschen Delegation gefunden wurde. „Das Adrenalin frisst das Dopamin auf, das wir in Form von Tabletten zu uns nehmen. Da treten dann wieder Symptome auf“, sagt sie.

„Es ist emotional und macht Hoffnung“

Im Mixed musste sie auf ihren Partner Thorsten Flues aus Verl verzichten, mit dem sie die WM in Berlin gewonnen hatte. Christopher Tötz aus Hamburg sprang dann kurzfristig ein. Mit Erfolg, da sie beim ersten Zusammenspiel direkt die Bronzemedaille holten. (Lesen Sie hier: Mit Tischtennis gegen Parkinson: Silke Kind holt zweimal Gold und einmal Silber bei WM)

Im Doppel der Damen reichte es mit ihrer Partnerin Marita Siegel aus Ötisheim, mit der Kind in Berlin sogar Gold gewonnen hatte, zur Silbermedaille. Weil Siegel jedoch kurz vor dem Finale positiv auf das Coronavirus getestet wurde, spielten sie dieses nicht. Dennoch: Die ersten vier Plätze belegten acht deutsche Frauen. Somit ging Gold, Silber und Bronze im Damen-Doppel jeweils an Deutschland.

Das Erlebnis Weltmeisterschaft sei wieder ganz besonders gewesen. „Es war eine gute Stimmung. Wir haben viel gelacht und auch getanzt, als Musik lief. Es ist emotional und macht Hoffnung“, frohlockt Kind. Bei dieser WM spricht sie übrigens von einer fairen WM. „Es sind Tage voller Emotionen. Wir spielen eigentlich gegen Spieler und Krankheit. Aber bei uns ist es so, dass wir mit den Spielern und mit der Krankheit spielen“, sagt Kind. Das liegt daran, dass es dort andere Regeln gibt, etwa eine Medikamentenpause.

Diese Pause kann dazu genutzt werden, Medikamente einzunehmen, falls wieder Symptome auftreten sollten. „Wir haben dann eine halbe Stunde Zeit und können danach weiterspielen. Auch diejenigen, die ausgeschieden sind, können noch Spiele absolvieren“, sagt Kind. Hintergrund sei, dass die Spieler so in Bewegung bleiben, denn durch die fehlende Bewegung und das möglicherweise lange Sitzen könnten die Symptome der Erkrankung wieder auftauchen, die durch den Sport nicht oder weniger spürbar sind.

Die nächste WM wird im kommenden Jahr gespielt. Dann geht es nach Österreich. Geplant ist, dass der erste Spieltag am 3. Oktober absolviert wird, jedoch könnte sich das kurzfristig ändern. Davor, im Mai, geht es zu den German Open nach Düsseldorf und zu anderen Turnieren.

Auch interessant