Und das mit dem Gewicht ist ein Thema für sich. Während der ein oder andere Boxer oder Kickboxer am Tag vor dem Wiegen ein paar wenige Kilogramm abspecken muss, bewegt sich das bei den Strongmen in einem anderen Rahmen. Volker Bauer musste für seine Teilnahme in der Klasse unter 90 Kilo (U90) jede Menge Gewicht verlieren. „Vor einigen Jahren galt es als extrem, für das offizielle Wiegen zehn Kilo zu verlieren; mittlerweile macht das so gut wie jeder Athlet“, verrät der Fuldaer. „Zehn Kilo zu verlieren, wird schon als normal angesehen. Am Wettkampftag selbst sind die U90er dann 100 bis 110 Kilo schwer, die U105er wiegen 122 bis 125 Kilo. Das ist wirklich verrückt.“
Diese zehn Kilo werden nicht innerhalb von Wochen oder Tagen verloren, sondern in wenigen Stunden. Da stellt sich die Frage: Wie macht man das? „Die Gewichtsreduktion basiert ausschließlich auf dem Flüssigkeitsverlust“, erklärt Bauer. „Gegessen habe ich etwa 30 Stunden lang nichts, und in 24 Stunden habe ich einen Liter Wasser getrunken. Letztendlich habe ich 10,1 Kilo in 27 Stunden verloren.“
Das ist unter normalen Umständen schon schwer zu realisieren. Wenn aber ein Hurrikan tobt, im Hotel kein heißes Wasser zur Verfügung steht und die Größe der Badewanne eher einem Babyplanschbecken gleicht, wird es noch schwieriger. Aufgrund des Tropensturms waren im Hotel des Fuldaers Wasser- und Stromausfall möglich.
„Da ich aber auf heißes Wasser angewiesen war, habe ich mir natürlich etwas Sorgen gemacht“, sagt Bauer, der letztlich kreativ sein musste, sich Wasser in einem Nudeltopf erhitzte und dies in die „Badewanne“ schüttete. „Die Wanne ist etwa 35 Zentimeter hoch und lässt sich nur zu etwa 25 Zentimetern befüllen. Das ist nicht wirklich optimal“, lacht Bauer, der innerhalb von 24 Stunden 60 bis 80 Töpfe mit Wasser erhitzt hat, sich in die Wanne setzte und wartete, bis sich sein Körper erwärmt hatte. „Dann bin ich schnell aus der Wanne und habe mich in viele Bettdecken gewickelt, um weiter zu schwitzen. Mit jedem Gang habe ich 0,7 bis 1,2 Kilo verloren.“
Trotz dieser widrigen Umstände platzierte sich der 25-Jährige unter 42 Startern in seiner Gewichtsklasse auf Rang 11. Im Feld zahlreicher Weltklasseathleten, die sich alle durch gute Platzierungen in anderen Wettkämpfen für diese Meisterschaft qualifizieren mussten, war das eine beachtliche Leistung.
Nach drei Disziplinen am ersten Wettkampftag stand für Volker Bauer am zweiten eine weitere auf dem Programm. Die stärkste Disziplin des Fuldaers war der Farmer’s Walk (Koffer tragen). Hier trug Bauer 140 Kilo pro Hand in 23 Sekunden über eine Strecke von 30 Metern und landete in dieser Disziplin auf Platz sieben. Die besten zehn Athleten hatten am zweiten Wettkampftag drei weitere Übungen zu absolvieren.
„Ich bin ganz knapp am Finale vorbeigerauscht und war über meinen elften Platz zunächst sehr enttäuscht“, bekennt Volker Bauer. „Nach einigen Tagen hatte ich dann alles verdaut und muss sagen, dass es schon gut ist, wie es ist. Ich bin 25 Jahre alt und trete nun schon gegen die stärksten Männer meiner Gewichtsklasse an. Die Top-Ten-Strongmen sind finanziell viel besser aufgestellt, älter und erfahrener und arbeiten mit Weltklassetrainern. Sie trainieren in bestens ausgestatteten Strongmanstudios. Und auf der anderen Seite bin ich der Student, der sich einen Tag Hotelkosten spart, lieber vor dem Flughafen schläft und sich sein Equipment aus Schrott baut“, lacht Bauer. „Und ich coache mich seit dem ersten Tag selbst.“