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Laufen in 4000 Meter Höhe - Sascha Gramm wird Zweiter beim Ultra Bolivia Race

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Von: Sabine Kohl

Sieben Tage war Ultraläufer Sascha Gramm in der größten Salzwüste der Welt unterwegs. Beim Ultra Bolivia Race musste sich der Hainzeller ungewohnten Herausforderungen stellen.
Sieben Tage war Ultraläufer Sascha Gramm in der größten Salzwüste der Welt unterwegs. Beim Ultra Bolivia Race musste sich der Hainzeller ungewohnten Herausforderungen stellen. © 2021 contare.media/Canal Aventure

Teil drei der Continental Challenge ist abgehakt. Und das erfolgreich. Beim Ultra Bolivia Race ist Ultraläufer Sascha Gramm als Zweiter über die Ziellinie gelaufen. Nach sieben Tagen, 220 Kilometern, in bis zu 4300 Metern Höhe und durch die größte Salzwüste der Welt.

Hainzell/Bolivien - Als Sascha Gramm am Flughafen in La Paz – auf mehr als 4000 Metern Höhe der höchst gelegene Airport der Welt – aus dem Flieger steigt, fühlt er sich wie in einer anderen Welt. „Hier weißt du, was die Stunde geschlagen hat“, sagt der Hainzeller (Fulda) – und meint die bereits sehr dünne Höhenluft, die ihn auch über weite Strecken des Ultra Bolivia Race begleiten wird.

Nach einigen Tagen in Boliviens Hauptstadt wird es dann für Gramm und seine Mitstreiter ernst. Mit dem Bus geht es 500 Kilometer nach Süden auf die Altiplan-Hochebene. Hier startet das siebentägige Rennen, das die Läufer bereits am zweiten Tag auf mehr als 4000 Meter Höhe bringt. Die dünne Höhenluft ist die besondere Herausforderung der südamerikanischen Etappe der Continental Challenge – einer fünfteiligen Laufserie auf fünf Kontinenten. Gramm hat bereits Läufe in der australischen Wüste sowie im afrikanischen Mosambik absolviert, noch bevor steht ihm die tropische Hitze Vietnams sowie fast 10.000 Höhenmeter auf einer Strecke von 140 Kilometern in Norwegen.

Fulda: Ultraläufer Sascha Gramm wird Zweiter beim Ultra Bolivia Race

Mit Sauerstoffzelt und Atemmaske hat Sascha Gramm sich wochenlang auf die Herausforderung Höhenluft vorbereitet – und hatte doch erst einmal zu kämpfen. „Das war ein schmaler Grat, erst mal hatte ich ständig das Gefühl von Luftnot. Es hat etwas gedauert, mit dem geringen Sauerstoffgehalt in der Luft meine Routine zu finden, um dann dennoch meine Leistung bringen zu können“, erläutert der Hainzeller.

Doch das Training in der Heimat hat sich bezahlt gemacht, Gramms Blutwerte, die regelmäßig vom den Wettkampf begleitenden Ärzteteam kontrolliert wurden, waren immer gut. „Auch läuferisch hat das Höhentraining richtig viel gebracht“, sagt der Ultraläufer. Eine gute halbe Stunde habe seine Gesamtzeit von 24:31,50 Stunden unter der Siegerzeit des letzten Ultra Bolivia Race gelegen. Dass diese Zeit dennoch „nur“ zu Rang zwei gereicht hat, habe vor allem daran gelegen, dass der aktuelle Ultralauf-Champion, Iulian Rotariu aus Rumänien, mit am Start gewesen sei. „Der ist einfach aktuell nicht zu schlagen.“

Enorme Sonneneinstrahlung bei 25 Grad - Gramm unterwegs in der Salzwüste

Sascha Gramm hat jedoch nicht nur sportliche Geschichten zu erzählen, auch Land und Leute sowie vor allem die Natur – Stichwort Salzwüste – haben den Hainzeller beeindruckt. In der Salar de Uyuni, der größten Salzwüste der Welt, wird es tagsüber zwar nur moderate 25 Grad Celsius warm, „die Sonneneinstrahlung ist aber enorm intensiv“, berichtet Gramm. Deshalb sei es für ihn das Wichtigste gewesen, sich gegen diese Strahlung zu schützen: lange Laufkleidung, 50er-Sonnenschutz und eine Sonnenbrille mit starkem UV-Schutz gehörten zur Standardausrüstung. (Lesen Sie hier: Ultraläufer Sascha Gramm wird von Kühen gejagt)

„Vor allem die Sonnenbrille war Pflichtausrüstung“, berichtet der Hainzeller. Ein Starter sei ohne Brille angereist. „Hätte er sich nicht noch eine organisiert, das Ärzteteam hätte ihn nicht starten lassen“, so Gramm. Zu groß wäre die Gefahr für bleibende Schäden an den Augen gewesen.

Mit Markierungen gegen die Orientierungslosigkeit - Salz, so weit das Auge reicht

Aber auch mit passender Ausrüstung sei die Salzwüste eine Herausforderung gewesen. Wegen ihrer Eintönigkeit. „Es sah einfach überall gleich aus“, erzählt der Ultraläufer. In Abständen von jeweils einem halben Kilometer hatte der Veranstalter Pflöcke eingeschlagen, um die Route zu markieren. „Die musste man unbedingt im Blick halten, sonst drohte sofort die Orientierungslosigkeit.“ Und besonders frustrierend für den Läufer: „Manchmal hat man das Ziel schon aus vielen Kilometern Entfernung gesehen, aber gefühlt kam es auf der ebenen, weißen Fläche einfach nie näher.“

Und dann war es irgendwann doch geschafft. „Ein Wahnsinnsgefühl“, schwärmt Sascha Gramm. „Da im Ziel zu stehen, nach all der Vorbereitung, dem Höhentraining mit Sauerstoffzelt. Zu sehen, es hat sich gelohnt. Das ist kaum zu beschreiben.“

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