Davon ist Wasserballwart Volker Schunke überzeugt: „Keiner der Jungs hat auch nur das geringste Problem damit, dass da jetzt eine Frau am Beckenrand steht.“ Natürlich sei es eine Herausforderung, eine Mannschaft auf diesem Niveau zu trainieren, weiß Karakeva. „Aber für mich als Trainerin ist es ebenso eine große Chance, mich zu verbessern“, ist sie überzeugt.
Als Trainerin ist sie bei den Wasserfreunden Fulda allerdings nicht nur für die Wasserballer gefragt; als lizenzierte Schwimmtrainerin soll sie außerdem das Angebot an Schwimmkursen sowie den Breitensportbereich auf stabilere Füße stellen. Auch deshalb hat der geschäftsführende Vorstand des Vereins um den Vorsitzenden Erik Bott, den zweiten Vorsitzenden Dr. Roman Veith sowie Kassierer Florian Habersack Karakeva als Vollzeitkraft eingestellt.
„Wir wollen im Verein neue Wege gehen, vor allem den Breitensport wieder besser aufstellen“, berichtet Erik Bott. Dazu solle es vor allem mehr Schwimmkurse geben, um den Nachwuchs an den Schwimmsport heranzuführen. Anastasia Karakeva – so der Plan – soll diese Kurse anleiten und koordinieren, sich außerdem um Kooperationen mit Schulen und anderen Vereinen kümmern.
Denn das ist Teil der Philosophie des neuen Vorstands. Es soll nicht mehr allein das leistungssportliche Schwimmen im Vordergrund stehen. „Wir wollen Schwimmern eine Plattform bieten, die breitensportlich aktiv sind oder das Schwimmen mit anderen Sportarten kombinieren wollen.“ Denn aufgestellt dafür sei der Verein mit seiner Wasserball-Abteilung, dem Triathlon-Bereich sowie den Synchronschwimmern.
Im Bereich Triathlon – Veiths Schwerpunkt – gebe es etwa bereits Gespräche über eine Zusammenarbeit mit dem Radsportverein RC Fulda. „Um genau diesen Weg weiterzugehen, ohne den Leistungssport zu beschneiden, haben wir Frau Karakeva eingestellt“, begründet Erik Bott die Personalie. Nach Marco Jabien ist Karakeva nun die zweite hauptamtliche Trainerin.
Dass eine breitensportliche Neuausrichtung nicht innerhalb weniger Wochen über die Bühne geht, wissen die Vorstandsmitglieder. „Wir bauen deshalb auf eine langfristige Zusammenarbeit mit Anastasia Karakeva“, erklärt Bott. Erste Gespräche seien sehr positiv verlaufen, die Trainerin habe bereits gute Ideen. Für die Wasserballer soll sie die Jugendlichen koordinieren, den Nachwuchsbereich stärken. „Das wird uns als Abteilung guttun, wenn das Jugendtraining aus einer Hand kommt – aus einem Guss“, ist sich Schunke sicher.
An diesem Wochenende liegt Karakevas Fokus allerdings erst einmal auf der ersten Mannschaft. Denn die spielt morgen (19 Uhr) im hiesigen Sportbad gegen den PSV Stuttgart um die Qualifikation für den Deutschland-Pokal. Zuschauer sind nach 3G-Regel zugelassen. Es ist erst das dritte Pflichtspiel seit Ende der Corona-Pause – vor der wohl Mitte November beginnenden Saison. Und für Karakova eine erste Gelegenheit zu sehen, wie die Spieler sich im Wettkampf präsentieren.
„Bisher hatten wir nur ein paar Trainingsspiele“, sagt die 29-Jährige. Ein Spiel gegen externe Gegner sei etwas ganz anderes. Den Fuldaer Wasserballern, die Karakeva auf einem guten Niveau sieht, fehle es verständlicherweise vor allem an Spielpraxis. Dennoch sieht sie gute Chancen auf einen Sieg gegen die Stuttgarter.
Ansonsten wird sie in den kommenden Wochen zunächst den Trainingsstand ausloten sowie den Spielern Möglichkeiten aufzeigen, ihre Technik zu verbessern. Und an der Ausdauer will sie arbeiten: „Die Jungs sollen sich im Training richtig quälen, damit das Schwimmen im Spiel leicht fällt.“ Und wo soll es ab Mitte November hingehen? „In die erste Bundesliga“, zeigt sich die Trainerin ambitioniert. „Ich will, dass die Jungs Vollgas geben und das Niveau, das ich mit ihnen anstrebe, auch erreichen.“