Bei der Anfang Mai gestarteten Europameisterschaft ging es nahtlos erfolgreich weiter. Drei 2:0-Siege in der Vorrunde, darunter gegen die ambitionierten Niederlande, sowie ein 1:0 im Halbfinale gegen Frankreich sorgten für den Finaleinzug. Als Gegner wartete Spanien, auf Juniorinnenebene eines der besten Teams Europas.
Johannes Litwinow (32) wurde in der damaligen UdSSR geboren und kam 1993 nach Deutschland. Mit seinen Eltern wurde er in Petersberg-Steinau sesshaft. Nach seinem Abitur am Domgymnasium machte „Wanja“ seinen Bachelor in Sportwissenschaften in Jena. 2018 zog es ihn für sein weiterführendes Masterstudium nach Leipzig, wo er an der Sportwissenschaftlichen Fakultät Lehrerkurse leitet. Fast vier Jahre lang arbeitete Litwinow als Athletiktrainer im Frauen- und Mädchen-Bereich bei RB Leizpig, ehe es ihn zum DFB zog.
Der Ausgleich zum 2:2 in der 88. Minute rettete Deutschland ins Elfmeterschießen. Dort schlug die große Stunde von Eve Böttcher. Drei Elfmeter hielt die Torhüterin, die mit Litwinow bereits in Leipzig zusammenarbeitete, zum umjubelten Sieg.
„Einfach Wahnsinn! Danach haben wir unseren Emotionen freien Lauf gelassen“, berichtet Litwinow, der das Elfmeterschießen Arm in Arm mit dem Trainer- und Betreuerteam – dazu zählen unter anderem Cheftrainerin Friederike Kromp und die 123-fache Nationalspielerin Melanie Behringer – verfolgte. Nach der Siegerehrung wurde bis spät in die Nacht im Hotel, das sich das DFB-Team mit zahlreichen anderen Nationen teilte, gefeiert.
Nach vier Stunden Schlaf ging es im verspäteten Flieger zurück nach Frankfurt, wo es einen Empfang am neuen DFB-Campus gab, inklusive Reden von Präsident Bernd Neuendorf und Oliver Bierhoff, Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie. (Lesen Sie hier: Eintracht Frankfurt holt den Europapokal - Fans in Fulda feiern friedlich)
„So richtig verarbeiten kann ich das alles erst, wenn ich zur Ruhe komme“, sagt Litwinow, der direkt weiter in seine Wahlheimat Leipzig fuhr und nach einem Tag Pause, der intensiv mit Freundin und Sohn genutzt wurde, bereits wieder an der Universität Trainerkurse leitete.
Der Posten beim DFB, bei dem der Steinauer schon im U15-Junioren-Nationalteam reinschnuppern durfte, ist „nur“ eine halbe Stelle, wenngleich eine bislang sehr intensive. „Bei einem Turnier wie der Europameisterschaft, bei der alle drei Tage ein Spiel stattfindet, bin ich für das Belastungsmanagement mitverantwortlich. Ich kontrolliere die Belastungsumfragen und tausche mich im Anschluss mit unserem Trainerteam sowie der medizinischen Abteilung aus.“
Das Ziel sei immer, ein optimales Training zu gestalten. „Zusätzlich übernehme ich die Erwärmung sowie Aktivierung vor den Trainingseinheiten und Spielen und kümmere mich um Spielerinnen, die nach Verletzungen wieder in das Mannschaftstraining einsteigen sollen. Und im normalen Alltag, wenn keine Lehrgänge oder Turniere anstehen, stehen wir mit allen Spielerinnen in Kontakt und versuchen, sie bestmöglich zu betreuen.“