1. Fuldaer Zeitung
  2. Sport
  3. Lokalsport

Dafür wird sogar geputzt: Großenlüder/Hainzells Handball-Damen dürfen harzen

Erstellt:

Von: Sabine Kohl

Die Handball-Damen der HSG Großenlüder/Hainzell putzen ihre Halle, um das Haftmittel zu entfernen, dass sie in der Oberliga Hessen nutzen dürfen
Putzen gehört jetzt dazu. Nach jedem Training müssen die Handball-Damen der HSG Großenlüder/Hainzell die Halle von Harz befreien. © Charlie Rolff

Für Großenlüders Handball-Damen beginnt Samstagabend (19 Uhr) das Abenteuer Oberliga. Die Nervosität im Kader steigt, aber auch die Vorfreude. Unter anderem wegen eines wichtigen Details: Die Damen dürfen harzen. Das Haftmittel verändert das Spiel enorm.

Großenlüder - Der Fotograf befindet sich noch keine fünf Minuten in der Lüdertalhalle (Kreis Fulda), da flucht er schon lauthals. Für eines seiner Bilder hat er sich die Dose mit Haftmittel gegriffen. Vorsichtig zwar, aber es hilft nichts – die Finger sind verkleistert. Bevor er seine Kamera wieder bedienen kann, ist erst mal Hände reinigen angesagt.

Worüber Charlie Rolff sich ärgert, ist für die erste Damenmannschaft der HSG Großenlüder/Hainzell ein Segen. Und eine Herausforderung. In der Oberliga, in die sie als Meister der Landesliga Nord aufgestiegen sind, dürfen sie mit Harz spielen – und zwar anders als die Herren in der vergangenen Oberliga-Saison auch in der heimischen Halle. Und diese Kontinuität ist ein Riesenvorteil, sind sich die Rückraumspielerinnen Margitta Gering, Miriam Dimmerling und Malina Lehmann einig. Einzig in der Halle der HSG Wettenberg ist der Einsatz von Haftmittel nicht erlaubt.

Handball-Oberliga: Damen der HSG Großenlüder/Hainzell spielen ab sofort mit Harz

„Vor allem der Wechsel vom Spiel mit auf das ohne Harz finde ich sehr schwierig“, sagt Gering. Aber auch umgekehrt erfordert es einiges an Übung. „Wir gewöhnen uns immer noch an das neue Spielgefühl“, erläutert Malin Lehmann. Wie es läuft, sei auch tagesformabhängig. Jedes Training sei anders. Und jede Spielerin. „Manche haben sich sehr schnell an das Haftmittel gewöhnt, bei anderen dauert es länger“, weiß Gering.

Einig sind sich alle drei darüber, wie deutlich das Harz ihr Spiel verändert. „Ein normales Werfen ist gar nicht mehr möglich“, beschreibt Miriam Dimmerling das Ball-Handling. „Man muss sich viel mehr konzentrieren und mit deutlich mehr Kraft werfen, den Ball mehr abrollen lassen.“ Um sich die dafür nötige Power anzutrainieren, haben die Damen ein wöchentliches Langhanteltraining in den Trainingsplan eingebaut.

Putzen gehört jetzt dazu: Harz muss nach jedem Training aus der Halle entfernt werden

Und noch etwas gehört nun zum Trainings- und Spielbetrieb: Das Putzen der Kreissporthalle. Dass die Nutzung von Harz im Amateurhandball lange Zeit komplett verboten war – und in allen Ligen unterhalb der Oberliga nach wie vor ist – liegt vor allem daran, dass Naturharz nur mit Hilfe aggressiver Reinigungsmittel wieder zu entfernen ist. Mittlerweile nutzen die Vereine allerdings ein deutlich weniger aggressives, wasserlösliches Kunstharz.

Dennoch, der Hallenboden verklebt noch immer, diese Spuren müssen die HSG-Mädels beseitigen. „Wir würden lügen, wenn wir das Putzen als unsere Lieblingsbeschäftigung bezeichnen würden“, gibt Malin Lehmann lachend zu. Aber es gehöre nun einmal dazu. „Wir sind froh, dass wir harzen dürfen, wir machen das für unseren Sport.“

Wie konkurrenzfähig die HSG in der neuen Liga gegen zahlreiche erfahrene Oberliga-Teams nun sein wird, dass lässt sich erstmals heute Abend um 19 Uhr im Heimspiel gegen die TuS Kriftel beobachten. Die HSGlerinnen gehen mit einer gehörigen Portion Nervosität und Respekt in die Partie, aber auch mit jeder Menge Vorfreude. „Ein Spiel ist sowieso die beste Möglichkeit, das Harz-Spiel zu trainieren, wenn du den Druck hast und wirklich im Wettkampf bist“, meint Malin Lehmann. Sie gehe etwa davon aus, dass die Mannschaft in der Rückrunde wohl ganz anders auftreten werde als noch in der Hinrunde.

Links ein sauberer Handball, rechts ein verharzter. Das Haftmittel ist allerdings, anders als früher, wasserlöslich.
Links ein sauberer Handball, rechts ein verharzter. Das Haftmittel ist allerdings, anders als früher, wasserlöslich. © Charlie Rolff

Was sie im heutigen ersten Spiel als einen Vorteil betrachten, fasst Margitta Gering zusammen: „Wir sind eine echte Wundertüte für die anderen Teams. Uns hat in der Oberliga noch niemand spielen sehen, es gibt keine Videoaufzeichnungen. Wir können also überraschen.“ Dass Kriftel – vergangene Saison Dritter der Aufstiegsrunde – gleich ein Brett ist, ist den Frauen aber durchaus bewusst. Eine Prognose geben sie deshalb auch nicht ab.

Zumal sie seit Juni mit dem neuen Trainer Holger Hölzinger zusammenarbeiten. „Der hat unser Spiel ganz schön auf den Kopf gestellt“, sagt Gering lachend. Hölzinger selbst betont, dass für die Oberliga vor allem in der Abwehr einiges neu gedacht werden müsse und weist ebenfalls auf das körperliche Spiel der Harz-Pässe hin. „Ich denke, dass wir körperlich wohl zunächst etwas unterlegen sein werden gegen die Oberliga-erfahrenen Teams“, so der Trainer. Gerne wäre er im Training bereits ein bisschen weiter, die kurze Vorbereitungszeit habe dies aber nicht zugelassen. „Wir starten mit viel Herzblut in die Saison und 18 Spielerinnen im Kader.“ Das sei schon eine gute Ausgangslage.

Auch interessant