„Also habe ich mich mit meinem Trainer zusammengesetzt und überlegt, wie es weitergehen kann.“ Gemeinsam hätten sie dann entschieden, es mal mit der Mitteldistanz zu versuchen. 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren, zum Schluss ein Halbmarathon. (Lesen Sie hier: Lars Hildebrand und Christoph Südfeld aus Fulda waren beim Ironman auf Hawaii)
Die Neuorientierung ist bislang ein voller Erfolg. Im August belegte Reuter beim Ironman 70.3 in Polen mit Rang drei seinen ersten Podiumsplatz als Profiathlet, ließ dabei einige gestandene Triathleten hinter sich. Bei der EM in Dänemark schaffte er als Achter die Qualifikation für die nun anstehende WM in St. George.
Für Reuter war die Umstellung von der Kurz- auf die Mitteldistanz vor allem mit einer deutlichen Steigerung seiner Trainingsintensität verbunden. „Mein Körper braucht viel Training, hohe Wiederholungszahlen, damit ich erfolgreich sein kann“, so der 29-Jährige. Von 20 bis 25 Stunden hat er deshalb die Übungseinheiten auf deutlich über 30 erhöht. „Die Frage ist dann immer, kann der Körper das ab“, erläutert Reuter. Leistungssport sei kein Gesundheitssport, immer ein Ritt auf der Klinge, kein Potenzial liegen zu lassen, den Körper aber gleichzeitig nicht zu überlasten.
Im Verbund mit der richtigen Ernährung sowie genug Regeneration klappt das bei Fabian Reuter derzeit gut. Umfang und Intensität des Trainings, die er zunächst runtergefahren hatte, haben sich wieder angeglichen. „Ich habe seit einem halben Jahr ohne Unterbrechung durchtrainieren können. Nicht mal einen kleinen Infekt hatte ich.“ Motiviert bis in die Haarspitzen ist er deshalb für die Ironman-WM in Utah. Obwohl er als Frischling auf der Mitteldistanz sicherlich als Underdog gilt. Im Gegensatz zu den etablierten Athleten fehle es ihm an Erfahrung und an Training, weiß Reuter selbst.
„Mein Ziel war es, zur WM in Topform zu sein. Und wenn ich einen richtig guten Tag erwische, wer weiß, vielleicht ist dann sogar ein Platz in den Top 20 drin.“ Jedenfalls geht Reuter völlig ohne Druck in das Rennen mit 64 gemeldeten Profiathleten, darunter Titelverteidiger Gustav Iden aus Norwegen, der außerdem in diesem Jahr den berühmten Langdistanz-Ironman auf Hawaii in Rekordzeit von 7:40:24 Stunden gewonnen hat. „Oft hatte ich in solchen Situationen meine besten Tage“, so Reuter.
Der ehemalige Schwimmer und Wasserballer der Wasserfreunde Fulda möchte auf der Mittel- und perspektivisch der Langdistanz das Erreichen, was ihm auf der Kurzdistanz verwehrt geblieben ist: das Vorstoßen in die Weltspitze. In kurzer Zeit hat er beachtliche Erfolge erzielt, ob es so weiter geht, wird sich zeigen. Vielleicht bereits heute in St. George.
Die nächste Herausforderung folgt für Reuter übrigens auf den Fuß. In drei Wochen tritt er in Arizona bei seinem ersten Langdistanz-Rennen an. „Ich hatte auf keinen Fall damit gerechnet, dass in diesem Jahr schon zu machen“, sagt Reuter. Aber sein Trainer habe den Vorschlag gemacht, wenn er schon mal in den USA sei. Nach der WM in St. George steht deshalb eine Woche Erholung an, anschließend zwei Wochen Training und dann geht es auf die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und den abschließenden Marathon. „Mal schauen, was die lange Distanz mit meinem Körper macht, wie ich es verkrafte“, geht der 29-Jährige offen an das Rennen heran.
Und wenn alles gut läuft? Dann möchte er im kommenden Jahr beim Ironman in Frankfurt starten, der als Europameisterschaft gilt. „Das ist so ein bisschen mein geheimes Ziel. Mal schauen, ob es klappt.“