Wo sich Sara Gambetta im illustren Kreis der europäischen Spitzenstoßerinnen einordnet? „Keine Ahnung.“ Denn seit den Deutschen Meisterschaften in Berlin, die sie Ende Juni mit 18,67 Metern vor Katharina Maisch (Erzgebirge, 18,62) gewann, hat die Rimbacherin keinen Wettkampf mehr bestritten. Zudem fehlen ihr besagte zwei Wochen Training.
Vergangene Woche hieß es in Latsch in Südtirol noch einmal Selbstvertrauen tanken im Trainingslager. Kraftmäßig habe sie kaum Power verloren. „Die Zubringerwerte sind richtig gut“, verrät sie, schickt aber hinterher: „Leider habe ich das bis dato nicht im Ring gesehen.“ Soll heißen: Mit der Umsetzung klappt es nicht nach Wunsch.
Sie gesteht: „Die Technikeinheiten waren nicht so prickelnd.“ In der letzten Einheit dann ein Lichtblick, so konnte sie mit einem positiven Gefühl zum Pre-Camp nach Erding fahren, ehe dann am Montag (11.20 Uhr Qualifikation, 20.38 Uhr Finale) die Stunde der Wahrheit schlägt. (Lesen Sie auch: Kugelstoß-Partie vor Brandenburger Tor - Sara Gambetta erneut deutsche Meisterin)
Die Fangruppe ist groß, die sie zur Höchstleistung antreiben möchte. Die Eltern, ihre Schwester Hanna, die Oma, ihre Freundin Josi, der Cousin und einige Fans werden sie im Münchner Olympiastadion anfeuern. „Es ist schön, wenn die Familie live dabei ist“, freut sich Sara Gambetta auf den Wettkampf. Die 19-Meter-Marke hat sie einmal in der Halle (19,05 m) übertroffen.
Bei den Olympischen Spielen in Tokio hatte sie im Finale gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann und ist mit Bestleistung von 18,88 Metern Achte geworden. Bei der letzten EM, die vor vier Jahren in Berlin stattgefunden hat, landete Sara Gambetta mit 18,13 Metern auf Rang fünf. Seitdem hat das Niveau im Kugelstoßen merklich angezogen, zumal bei der Drehstoßtechnik, die immer mehr an Popularität gewinnt, Überraschungen gut möglich sind. Da könne es schnell passieren, „dass eine ausrastet“. Vielleicht die Holländerin Schilder oder „Pulverfaß“ Dongmo.
Die Medaillen, so glaubt Gambetta, gehen bei 19 Meter plus weg. Eine Weite, die sie sich für dieses Jahr vorgenommen hat. Vor ihrer krankheitsbedingten unfreiwilligen Auszeit. „Ich bin ein Wettkampftyp und vertraue darauf“, sagt sie und will sich überraschen lassen. Von sich selbst und der Konkurrenz.