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3D-Parcours im Main-Kinzig-Kreis: Bogenschützen können auf Tier-Attrappen schießen

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Von: Marah Naumann

Von einem Hochstand aus können Schützen auf weiter entfernte 3D-Ziele schießen.
Von einem Hochstand aus können Schützen auf weiter entfernte 3D-Ziele schießen. © Marah Naumann

Sehne spannen, zielen – und im Idealfall die Scheibe treffen. Das ist das Grundprinzip des Bogensports. Doch bei der Bogengruppe Altengronau im Main-Kinzig-Kreis ist das anders: In ihrem „Sandhoase-Parcours“ können Schützen auf Tier-Attrappen schießen. 

Altengronau - Es ist kalt an diesem Januar-Nachmittag, als sich die Mitglieder der Bogengruppe am Schützenhaus Altengronau (Main-Kinzig-Kreis) treffen. Dennoch geht es voller Elan und mit umgeschnalltem Köcher, Schießhandschuh und Bogen zunächst zum Einschießplatz, wo einige Zielscheiben aufgestellt sind. Dort beginnt für alle Besucherinnen und Besucher die Tour durch den „Sandhoase-Parcours“. Der Name ist eine Hommage an den Spitznamen der Altengronauer, den „Sandhasen“, wie Lukas Lohmann, Bogen-Sportleiter des Schützenvereins, augenzwinkernd berichtet.

Die Intention hinter dem Einrichten eines Parcours mit 3D-Tiermodellen erklärt Parcourswart Björn König am Einschießstand: „Nach drei Monaten Bogenschießen, immer nur auf Zielscheiben, habe ich mich gelangweilt und mir gedacht: ‚Was kann man noch machen?‘ “ Schnell kam die Bogengruppe, die seit gut zwölf Jahren als Abteilung im 1924 gegründeten Schützenverein besteht, auf die Idee des 3D-Parcours. (Lesen Sie hier: Deutsche Meisterschaften in München: Sportschütze Lukas Fischer zweimal im Finale)

Main-Kinzig-Kreis: Bogenschützen schießen in 3D-Parcours auf Tier-Attrappen

Die Umsetzung dauerte hingegen wesentlich länger als die Ideenfindung selbst: Rund zwei Jahre planten, organisierten und bastelten sie an ihrem „Sandhoase-Parcours“. Zunächst mussten die Eigentümer der Grundstücke ihr Einverständnis geben. Und auch der Jagdpächter musste einwilligen. Denn: „Jagen mit Pfeil und Bogen gilt in Deutschland als Wilderei und ist verboten“, betont Thorsten Stoß, Mitglied der Bogengruppe. 2020 erfolgte dann, nach langer Testphase, die Eröffnung der Strecke.

Die gut getarnten „Tiere“ sind nicht immer leicht zu treffen.
Die gut getarnten „Tiere“ sind nicht immer leicht zu treffen. © Marah Naumann

Generell gilt für die Nutzung der Anlage, stets auf die anderen Gäste zu achten. Und: „Jeder Schütze ist für seinen Pfeil verantwortlich“, so Stoß. Wer also aus Versehen ein lebendiges Tier oder gar einen Menschen trifft, muss die Konsequenzen selbst tragen. Dies sei aber zum Glück noch nie passiert. Denn die Piste ist so aufgebaut, dass die Schützen auch beim Holen der Pfeile an oder in der Nähe der Ziele niemals in einer Schusslinie stehen. Zudem seien Bogenschützen sehr vorsichtige Sportler, die stets darauf achteten, niemanden zu gefährden.

Derzeit bietet der 3D-Parcours mit 24 Stationen und insgesamt 70 Tiermodellen viel Abwechslung, sowohl für Anfänger als auch erfahrene Bogensportler. An jeder Station kann zwischen einer einfachen und einer herausfordernden Abschussposition gewählt werden. Bei letzteren gilt es oft, das Ziel durch Hindernisse wie Äste oder sogar eine alte Hütte anzuvisieren.

Video: Mit Bogenschießen im Kloster zur Ruhe kommen

Genau deshalb lohnt es sich auch, der Anlage mehrere Besuche abzustatten. Denn: „Der Parcours ändert sich mit jeder Jahreszeit. Jetzt sieht man noch jedes Ziel, aber im Frühling, wenn die Blätter an den Bäumen hängen und hier alles blüht, ist das nicht mehr so einfach“, berichtet König.

„Für mich ist Bogenschießen eine andere Art der Meditation“, berichtet die Schützin Yvonne Koch von ihrer Begeisterung für den Bogensport. „Beim Zielen kann man an nichts anderes denken – nicht an den Einkaufszettel und auch nicht an die nächste Stromrechnung.“ Bogenschießen sei ein Ganzkörpertraining, weshalb der Sport sowohl für Kinder als auch für ältere Menschen geeignet sei.

Derzeit sind alle Altersgruppen zwischen acht und knapp über 60 Jahren in der Bogengruppe vertreten. Zu den jüngsten Schützen gehört derzeit Merle König, Tochter des Streckenwarts, die trotz des nasskalten Januarwetters gekonnt den Pfeil von der Sehne schnellen lässt. Zurück am Ausgangspunkt sind die Schützen zufrieden – aber auch froh, sich im Schützenhaus aufwärmen zu dürfen. Nun freuen sie sich auf die offizielle Saisoneröffnung Anfang April. Dann hoffentlich bei wärmerem Wetter.

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