Seitdem pfeift Storch-Schäfer regelmäßig, bei den Herren bis zur Kreisoberliga und den Frauen bis zur Hessenliga. Solange der Körper mitspielt, möchte sie weitermachen. Fitness ist für die 56-Jährige eine Grundvoraussetzung. Große Ziele kann sich Storch-Schäfer nicht mehr setzen, eine Liga höher kann es altersbedingt nicht mehr gehen.
Erlebt hat sie dank der Schiedsrichterei aber so viel, dass sich davon ein Buch schreiben ließe. 1989 legt die Marbacherin ihre Ausbildung ab, pfeift in den ersten vier Jahren nur Jugendspiele – parallel zur eigenen Fußballerlaufbahn. Als sie sich dafür einsetzt, auch mal ein Männerspiel zu pfeifen, geht es rasant nach oben. 1996 wird Storch-Schäfer DFB-Schiedsrichterin, sie kommt in der Frauen-Bundesliga an.
Zwei Jahre später folgt der Aufstieg zur FIFA-Assistentin. Fortan ist sie bei Länderspielen an der Linie, sogar bei Partien der deutschen Auswahl. Besondere Highlights sind die Teilnahmen an Qualifikationsturnieren. Viele finden in Osteuropa statt, eins führt sie bis nach Südafrika. Bei den Herren ist sie bis zur Hessenliga unterwegs und als Regionalliga-Assistentin im Einsatz.
Höhepunkt bleibt aber der 30. Mai 2009. Zum letzten Mal findet das DFB-Pokal-Finale der Frauen im Berliner Olympiastadion vor dem Herren-Endspiel statt – 40.000 Fans sind im Verlauf der zweiten Halbzeit dabei. Jahrelang hatte Storch-Schäfer darauf hingearbeitet, diese Partie zu leiten.
Doch die Vormachtstellung des 1. FFC Frankfurt hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als hessische Schiedsrichterin durfte sie die Frankfurter Begegnungen nicht leiten – und der 1. FFC erreichte zwischen 1999 und 2008 immer das Finale.
Erst 2009 endet die Dominanz, Duisburg und Potsdam haben sich diesmal qualifiziert. Und Storch-Schäfer bekommt endlich den Zuschlag. Das Spiel selbst hat es in sich. „Es hat geschüttet wie aus Kübeln. So nass war ich noch nie“, erinnert sich die Unparteiische.
Der Kreis Fulda veranstaltet vom 24. Februar bis 12. März an insgesamt fünf Ausbildungstagen im Dirloser Sportlerheim einen Schiedsrichter-Neulingslehrgang. Die Anmeldung ist bis zum 17. Februar möglich.
E-Mail: marcus.klimek@kfa-fulda.de
Womöglich auch aufgrund der Bedingungen entwickelt sich eine einseitige Geschichte, die niemand vorhersehen konnte. Duisburg gewinnt 7:0. Knifflig wird es trotzdem, Storch-Schäfer muss mit ihrer Assistentin früh im Spiel entscheiden, ob ein Ball im Tor ist oder nicht.
Ein Anruf in der Halbzeitpause bei Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner sorgt für die Erlösung, richtig entschieden zu haben.
Vier Jahre später, diesmal in Köln, folgt das zweite Pokalfinale an der Linie. Storch-Schäfer, bescheiden wie sie ist, beschreibt ihre Leistung als „in Ordnung“.
Dass Schiedsrichterinnen in den Folgejahren im Männerfußball größere Aufstiegschancen hatten – Ex-Bundesliga-Referee Bibiana Steinhaus oder WM-Schiedsrichterin Stéphanie Frappart seien genannt –, hätte die Marbacherin in ihrer Glanzzeit nicht für möglich gehalten. Dabei sieht sie als Frau unter Männern Vorteile.
„Ich hatte immer das Gefühl, dass es für mich einfacher war, die Männer im Zaum zu halten. Solange du gut pfeifst, verdienst du dir ihren Respekt.“ Die ein oder andere schwierige Phase musste aber auch Storch-Schäfer überstehen. Ihr Tipp an alle Neulinge lautet daher: „Man muss Dinge wegstecken können, das Positive sehen und aus seinen Fehlern lernen.“