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Sarah Rau über U 19-WM in Portugal: „Es war eine große Ehre für mich“

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Sarah Rau aus Schmalnau war bei der U 19-Tischtennis-WM in Portugal dabei.
Sarah Rau aus Schmalnau war bei der U 19-Tischtennis-WM in Portugal dabei. © Foto Daniel

Sarah Rau aus Schmalnau wurde für die U 19-Tischtennis-WM in Portugal nominiert. Im Interview mit unserer Zeitung spricht sie über ihre Erfahrungen.

Schmalnau/Vila Nova De Gaia - Überraschungen können schön sein. Wie die erstmalige Nominierung zur U 19-WM in Portugal. Am Dienstag flog die Mannschaft mit Sarah Rau von Frankfurt aus nach Portugal. Die Jugend-Weltmeisterschaften im Tischtennis finden vom 2. bis 8. Dezember in Vila Nova de Gaia statt.

Obwohl Sarah Rau bei der 0:3-Niederlage gegen China nicht zum Einsatz kam, hat die 16-jährige Schmalnauerin allerlei Erfahrung sammeln und viel Positives mitnehmen können. Auch dank der Chinesinnen.

Tischtennis: Sarah Rau über U 19-WM in Portugal: „Eine große Ehre für mich“

Wann und wie wurde dir die Nominierung für die WM mitgeteilt?

Eigentlich kam die Nominierung sehr unerwartet für mich. Mitte Oktober kam meine Bundestrainerin Lara Broich auf mich zu und fragte, ob sie mir den Tag ein wenig verschönern solle. Sie hat mir mitgeteilt, dass sie mich zur Team-WM mitnehmen möchte. Ich war sehr überrascht, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Das hat mich riesig gefreut.

Nun bist also du als Nummer vier des Teams mitgefahren, damit war dein tatsächlicher Einsatz aber nicht garantiert. Hat dies deine Stimmung gedämpft oder überwog doch die Vorfreude?

Mir war von vorneherein klar, dass ich wahrscheinlich nicht selber spielen darf. Das hat mich aber nicht beeinflusst. Das ist mein erstes Jugendjahr und da bei dieser starken Konkurrenz direkt zur WM zu fahren, auch wenn es „nur“ als Nummer vier ist, ist für mich ein riesiger Erfolg. Auch die Nummer vier trägt viel zum Gesamtergebnis der Mannschaft bei. Das Anfeuern oder Einspielen ist wichtig, gerade weil ich Abwehrspielerin bin.

Als Mannschaft kennt ihr euch mittlerweile gut und wart zusammen bereits auf anderen Turnieren. Wie ist eure Gruppendynamik?

Wir sind eine super Mannschaft. Ich denke, dass das ein Grund dafür ist, warum ich mitkommen durfte. Auf den Lehrgängen zu den Turnieren ist es immer lustig bei uns. Außerhalb des Tischtennis sind wir alle sehr gut befreundet und kennen uns gut, aber auch in der Box sind wir füreinander da. Gerade auch im Vergleich zu anderen Mannschaften würde ich sagen, dass wir damit herausstechen. Darauf legen die Trainer viel Wert. Wenn es am Tisch mal nicht läuft, ziehen wir uns durchs Anfeuern wieder hoch. Deswegen haben wir uns alle sehr gefreut, auch füreinander.

U 19-WM in Portugal: Sarah Rau kommt bei Match gegen China nicht zum Einsatz

Wie war dein Gefühl kurz vor der Abreise und beim ersten Betreten der Halle in Portugal?

Vorfreude ist immer am schönsten; dass es dann wirklich losging, war für mich irgendwie unreal. Die Aufregung konnte ich erst am Flughafen spüren. Das erste Betreten der Halle war wieder surreal. Als ich reingekommen bin und die vier Tische gesehen habe, haben mich meine Gefühle überwältigt. Überhaupt bei der WM dabei zu sein ist für mich definitiv der bisherige Höhepunkt meiner Karriere. Das Gefühl, endlich dort zu sein, wenn man schon lange davon geträumt hat, kann ich gar nicht richtig beschreiben. Wenn man weiß, dass die besten Nachwuchsspielerinnen der Welt mit einem in der Halle sind, ist das schon sehr besonders.

Gleich in der ersten Runde habt ihr ein Hammerlos erhalten: Titelverteidiger China. Wie war nach diesem Los die Abstimmung innerhalb der Mannschaft? Wie hat euch eure Trainerin motiviert?

Es war eigentlich ganz lustig. Als wir die Nachricht über das Los erhalten haben, haben wir uns natürlich erstmal etwas fassungslos angeschaut. „Das kann doch nicht sein“, haben wir uns gedacht. Lara hat uns dennoch versucht zu motivieren. Tatsächlich stand sie eher unter Druck als wir. Wir wollten auf diese Nervosität setzen, um jeden Ball kämpfen und einfach schauen, was geht. Mit ein paar Späßen haben wir versucht, etwas lockerer zu werden. Ich würde sagen, dass wir das, was möglich war, gut gemacht haben. Zum Teil waren auch enge Situationen oder eine kurzzeitige Führung dabei. Ich finde, wir haben uns gut geschlagen. Am Ende waren wir mit uns zufrieden.

Tischtennis-WM: Sarah Rau aus Schmalnau darf mit den Chinesinnen trainieren

Nach dem Spiel seid ihr aber nicht direkt getrennte Wege gegangen, sondern du durftest noch mit den Chinesinnen trainieren.

Richtig. Als wir nach dem Spiel abklatschen wollten, hieß es, dass die Chinesinnen mit mir trainieren wollen. Sie sind wohl beim Einspielen auf mich aufmerksam geworden. Ich konnte es anfangs nicht glauben und war natürlich super aufgeregt, immerhin ging es um China! Ihre Erwartungen wollte ich nicht enttäuschen. Tatsächlich haben wir sehr gut miteinander gespielt, die Ballwechsel waren lang und auch sie haben Fehler gemacht.

Natürlich ist mir bewusst, dass das in einer Wettkampfsituation anders ausgesehen hätte. Das Highlight war für mich, als sogar der chinesische Trainer drei oder vier Mal für mich geklatscht und mich angelacht hat. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Es war eine große Ehre für mich. Gerne hätte ich auch am nächsten Tag nochmal mit ihnen trainiert, aber mit meinen Abflugzeiten ging das leider nicht mehr.

Wie lautet dein Fazit und welche Erfahrungen nimmst du mit?

Die WM hat mir nochmal gezeigt, wie gerne ich Tischtennis spiele und wo ich hin will. Dabei zu sein habe ich genossen, aber es hat mich auch motiviert, weiter zu trainieren, weiter dranzubleiben. Gerade die Überraschung mit China hat mir gezeigt, dass man doch nicht so weit entfernt ist, wie man denkt. Klar ist der Unterschied noch immer groß, aber es sind keine Welten. Jetzt weiß ich, wo ich stehe und dass ich unbedingt auch in dieser Box stehen und selber spielen möchte. Von den anderen habe ich viel gelernt, was Taktik, Vorbereitung oder Körpersprache angeht. Da kann ich viel aus der WM herausziehen. (von Julia Mondry)

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