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Zwischen Leistungssport und normaler Kindheit: Hans-Brüder begeistern sogar Bundestrainer

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Brennen für Tischtennis: Simon Hans (links) und Florian Hans.
Brennen für Tischtennis: Simon Hans (links) und Florian Hans. © Charlie Rolff

Nicht erst seit gestern beweisen Simon und Florian Hans von der SG Marbach immer wieder ihr Talent im Umgang mit Ball und Schläger, zuletzt bei dem Bundesranglistenturnier DTTB-Top-48 in Straubing. Aktuell nennen sich beide Nationalkaderspieler, doch darauf ausruhen wollen sie sich nicht.

Marbach - Der Ballsport bestimmt den Alltag der Brüder. Fünfmal in der Woche geht es für sie an den Tisch, wo sie intensiv und fokussiert an ihrer Technik und Schnelligkeit feilen. Neben Einheiten in Bad Soden-Salmünster im Main-Kinzig-Kreis und Maberzell im Kreis Fulda steht für den älteren der Brüder, Simon, seit dieser Saison Training bei seinem neuen Verein TTC Lüdersdorf an.

Dieses Trainingspensum sei „im Vergleich zu den anderen Spielern des Nationalkaders eher wenig“, erklärt der 14-jährige. Normal sei rund das Doppelte. Trotzdem stechen Simon und Florian immer wieder aus der Masse heraus. Als Spitzenspieler der Hessenauswahl holte Florian vergangenes Jahr den Titel des deutschen Vizemeisters in der Mannschaftskonkurrenz seiner Altersklasse.

Tischtennis: Hans-Brüder aus Marbach begeistern sogar den Bundestrainer

Die Nominierungen für den Kader sowie die Teilnahme an nationalen wie internationalen Turnieren ist den Brüdern sehr wichtig. 250 Tage im Jahr stehen die Jungen somit am Tisch und müssen sich immer wieder in der harten Auslese beweisen, um weiterhin eine Chance auf die Kaderplätze zu haben. Dass das zeitintensiv ist, ist selbsterklärend. In den Herbstferien war der zwölfjährige Florian gerade einmal zwei Tage zu Hause.

Die restlichen verbrachte er mit drei Trainingseinheiten à zwei bis drei Stunden in Saarbrücken, Frankfurt, Nassau und Straubing. Eine hohe psychische und physische Belastung für die beiden Schüler. Trotzdem: Wenn sie nach Hause kommen, strahlen sie bis über beide Ohren und berichten begeistert von ihren Erlebnissen der vergangenen Woche. Vater Michael Hans findet dafür eine simple Erklärung: „Die machen das einfach total gerne.“ Doch die beiden verpassen durch die Nationalkader-Trainingslager etliche Wochen in der Schule.

„Die Schulleitungen des Wigbertgymnasiums und des Domgymnasiums stellen die beiden vom Unterricht frei, aber den verpassten Stoff müssen sie natürlich selbst nacharbeiten“, erläutert Michael Hans. Trotzdem funktioniere der Drahtseilakt zwischen Schule und Leistungssport bisher ganz gut.

Obwohl den Jungen das Tischtennisspielen großen Spaß macht, sind sie hier mit ständigen Drucksituationen konfrontiert. Kurze Entspannungen oder Unkonzentriertheiten während des Trainings? Fehlanzeige. „Das kannst du dir nicht erlauben, wenn der Bundestrainer zuschaut“, sagt der Vater. (Lesen Sie auch: Vivien Litzka holt zwei Titel bei Bezirksmeisterschaften der Jugend)

Simon und Florian Hans sind Nationalkaderspieler

Einmal im Jahr steigt die Spannung bei der Kadernominierung. Aktuell ist Simon, der schon viele Titel auf Hessenebene errang, Teil des achtköpfigen Nationalkaders der U15-Spieler. Sein Bruder Florian, mehrfacher Hessenmeister, spielt im DTTB-Talentkader der U13.

Die Ballspezialisten holten schon in Tschechien und Belgien Medaillen, trotzdem sind die Marbacher auf die Kadernominierung besonders stolz, „weil dort alles miteinfließt“: Die Jungen mussten in einem vierstufigen Auswahlverfahren all ihre spielerischen und taktischen Fähigkeiten abrufen; auch Fitness, Koordination und Fairness spielten eine Rolle.

Aus Sicht ihres Vaters „verkraften die beiden diesen Druck aber erstaunlich gut“. Er hofft, dass seine Söhne aus der begrenzten Zeit des Leistungssports möglichst viele „Softskills“ mitnehmen. Durch das viele Reisen seien die jungen Spieler selbstständiger geworden, entwickeln großes Durchhaltevermögen und eine enorme Nervenstärke, verlieren dabei aber nie den Respekt vor der Leistung anderer.

Tischtennis bei der SG Marbach: Hans-Brüder brennen für den Sport

„Ich bin total froh, dass sie einen Sport als Hobby haben. Etwas an der frischen Luft wäre mir noch lieber“, spielt der Vater auf die viele Zeit in den Sporthallen an. Wenn man den beiden begegnet, merkt man, dass sie für den Sport brennen. Neben all dem Tischtennis dürfen die Freundschaften nicht zu kurz kommen.

„Wenn die Klassenkameraden im Schwimmbad verabredet sind, animieren wir sie eher dazu, dafür das Training mal ausfallen zu lassen“, sagt Michael Hans. Familie sei ihnen ebenfalls sehr wichtig. Die insgesamt vier Brüder verbringen gerne Zeit miteinander und halten stets zusammen. Der volle Tischtenniskalender soll dem nicht im Weg stehen. (Von Julia Mondry)

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