Die restlichen verbrachte er mit drei Trainingseinheiten à zwei bis drei Stunden in Saarbrücken, Frankfurt, Nassau und Straubing. Eine hohe psychische und physische Belastung für die beiden Schüler. Trotzdem: Wenn sie nach Hause kommen, strahlen sie bis über beide Ohren und berichten begeistert von ihren Erlebnissen der vergangenen Woche. Vater Michael Hans findet dafür eine simple Erklärung: „Die machen das einfach total gerne.“ Doch die beiden verpassen durch die Nationalkader-Trainingslager etliche Wochen in der Schule.
„Die Schulleitungen des Wigbertgymnasiums und des Domgymnasiums stellen die beiden vom Unterricht frei, aber den verpassten Stoff müssen sie natürlich selbst nacharbeiten“, erläutert Michael Hans. Trotzdem funktioniere der Drahtseilakt zwischen Schule und Leistungssport bisher ganz gut.
Obwohl den Jungen das Tischtennisspielen großen Spaß macht, sind sie hier mit ständigen Drucksituationen konfrontiert. Kurze Entspannungen oder Unkonzentriertheiten während des Trainings? Fehlanzeige. „Das kannst du dir nicht erlauben, wenn der Bundestrainer zuschaut“, sagt der Vater. (Lesen Sie auch: Vivien Litzka holt zwei Titel bei Bezirksmeisterschaften der Jugend)
Einmal im Jahr steigt die Spannung bei der Kadernominierung. Aktuell ist Simon, der schon viele Titel auf Hessenebene errang, Teil des achtköpfigen Nationalkaders der U15-Spieler. Sein Bruder Florian, mehrfacher Hessenmeister, spielt im DTTB-Talentkader der U13.
Die Ballspezialisten holten schon in Tschechien und Belgien Medaillen, trotzdem sind die Marbacher auf die Kadernominierung besonders stolz, „weil dort alles miteinfließt“: Die Jungen mussten in einem vierstufigen Auswahlverfahren all ihre spielerischen und taktischen Fähigkeiten abrufen; auch Fitness, Koordination und Fairness spielten eine Rolle.
Aus Sicht ihres Vaters „verkraften die beiden diesen Druck aber erstaunlich gut“. Er hofft, dass seine Söhne aus der begrenzten Zeit des Leistungssports möglichst viele „Softskills“ mitnehmen. Durch das viele Reisen seien die jungen Spieler selbstständiger geworden, entwickeln großes Durchhaltevermögen und eine enorme Nervenstärke, verlieren dabei aber nie den Respekt vor der Leistung anderer.
„Ich bin total froh, dass sie einen Sport als Hobby haben. Etwas an der frischen Luft wäre mir noch lieber“, spielt der Vater auf die viele Zeit in den Sporthallen an. Wenn man den beiden begegnet, merkt man, dass sie für den Sport brennen. Neben all dem Tischtennis dürfen die Freundschaften nicht zu kurz kommen.
„Wenn die Klassenkameraden im Schwimmbad verabredet sind, animieren wir sie eher dazu, dafür das Training mal ausfallen zu lassen“, sagt Michael Hans. Familie sei ihnen ebenfalls sehr wichtig. Die insgesamt vier Brüder verbringen gerne Zeit miteinander und halten stets zusammen. Der volle Tischtenniskalender soll dem nicht im Weg stehen. (Von Julia Mondry)