„Seit ich vor ein paar Jahren als Tourist dort war, träume ich davon, dort einmal zu laufen“, erzählt der Ultraläufer aus dem Kreis Fulda. Insbesondere die Slot-Canyons, die tiefen, schmalen Schluchten, die sich den meisten als typisches Bild des Grand Canyons eingeprägt haben, haben es Gramm angetan. Als es dort hinunter ging, habe er sich gefreut wie ein Kind. „Ich habe erst mal nur gestaunt, Bilder gemacht und den Lauf genossen“, schwärmt er noch Tage nach seiner Rückkehr.
Weniger genossen hat er andere Etappen. Dazu gehören etwa die Sanddünen auf dem dritten und mit 85 Kilometern längsten Abschnitt. „13 Dünen waren es insgesamt, alle haushoch, im weichen Sand kam man kaum voran, ich musste da auf allen Vieren hoch“, berichtet Gramm. Noch dazu war es mitten in der Nacht. Die Positionslichter, die die Streckenposten angebracht hatten – waren im Wüstenwind gerne mal umgeweht und nicht mehr zu sehen. (Lesen Sie auch: Unterwegs am Äquator: Ultraläufer Sascha Gramm läuft durch den Dschungel von São Tomé)
Dennoch hat der Ultraläufer die 85 Kilometer in den angepeilten 16 Stunden absolviert. Morgens um acht war er losgelaufen, um Mitternacht hat er die Ziellinie im dritten Camp passiert. „Ich hatte am Start mit einem Mitläufer gescherzt, ‚Komm das schaffen wir in 16 Stunden.‘“ So ganz dran geglaubt hatte er aber selbst nicht. Umso stolzer war der 43-Jährige, es geschafft zu haben. Zumal für die dritte Etappe zwei Tage angesetzt waren. „So hatte ich einen ganzen Tag zur Regeneration.“
Die konnte er gut gebrauchen, spätestens als es am letzten Tag die Grand Staircase ins Ziel hinaufging. Mit 12 Kilometern die kürzeste Etappe, die es aber in sich hatte. „Es ging ständig nur hoch, hoch, hoch“, erinnert sich Gramm. Immer rund um die Grand Staircase, links die Steilwand, rechts der Abgrund. „Die letzte Meile wurde den Helfern lautstark angekündigt. Da hat man natürlich noch mal alle Kräfte mobilisiert.“ Gramm wurde in einer Gesamtzeit von 44:34:26 Stunden Neunter von den 35 Startern, die es ins Ziel geschafft hatten.
Für Sascha Gramm zählt aber wie immer nicht allein der sportliche Aspekt, sondern die Begegnungen am Rande. Diesmal fallen ihm etwa die vier US-Marines ein, die zu Beginn des Rennens überheblich und distanziert rübergekommen seien. „Später sind sie ausgeschieden, haben uns aber dann mit Bier und super Stimmung an der Finishline empfangen.“ Oder die 65-jährige Helferin, die Gramm besonders ins Herz geschlossen hat, und ihn nach dem Rennen zum bestgelaunten Läufer kürte.
Neue Erinnerungen will Gramm im Frühjahr in Vietnam sammeln, wo für ihn der fünfte Teil der Continental Challenge ansteht.